FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach dem freundlichen Wochenstart hat der deutsche Aktienmarkt am Dienstag den Rückwärtsgang eingelegt. Der Dax fiel zuletzt um 0,69 Prozent auf 18 164,89 Punkte. Der MDax verlor 0,52 Prozent auf 25 114,16 Punkte. Für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx ging es um rund 0,7 Prozent nach unten.

Es sehe so aus, als würden die Anleger derzeit nur auf wirklich schlechte Nachrichten warten, um weiter Kasse zu machen, bemerkte Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar von RoboMarkets. "Es spricht vieles dafür, dass der Markt in ein Sommerloch fällt. Wie tief, ist schwer vorauszusagen und dürfte auch von der Qualität der Nachrichten und der Entwicklungen in Frankreich abhängen, wo am kommenden Sonntag die Stichwahl stattfindet", ergänzte Molnar.

Aus konjunktureller Sicht könnten am späten Vormittag die Inflationsdaten für die Eurozone für weitere Impulse sorgen, nachdem die deutschen Verbraucherpreise tags zuvor unerwartet niedrig ausgefallen waren. Gleichwohl hatte Dekabank-Chefvolkswirt Ulrich Kater erst einmal nur von einer "Sommerpause" der Inflation gesprochen.

Zudem könnten an diesem Dienstag auf dem jährlichen Notenbanker-Treffen im portugiesischen Sintra die Reden von EZB-Präsidentin Christine Lagarde und Fed-Chef Jerome Powell Aufschlüsse über die weitere Geldpolitik der beiden weltweit wichtigsten Zentralbanken geben.

Unter den Einzelwerten sorgen die Aktien von Hellofresh mit einem Kurssprung von 16 Prozent für Furore. Damit bauten sie ihren Erholungskurs seit dem Rekordtief vom Freitag auf mehr als 25 Prozent aus. Mit einem Verlust von rund 60 Prozent im bisherigen Jahresverlauf sind sie allerdings immer noch der schwächste Wert im MDax. Die US-Bank JPMorgan gab ihren Status "Negative Catalyst Watch" für die Hellofresh-Aktie auf und erwartet damit kurzfristig keine Kursbelastung mehr. Das nordamerikanische Kochboxengeschäft, das in den vergangenen Quartalen der entscheidende Hemmschuh für die Aktie gewesen sei, zeige Anzeichen einer Stabilisierung, betonte Analyst Marcus Diebel.

Die Papiere von Siemens Energy kletterten auf den höchsten Stand seit vier Wochen und lagen zuletzt mit plus 4,0 Prozent einsam an der Dax-Spitze. Zuvor hatte das Analysehaus Redburn eine Kaufempfehlung ausgesprochen. Zudem kündigte Vorstand Tim Holt einen deutlichen Ausbau des Netzgeschäfts in den kommenden Jahren an. So sollen 1,2 Milliarden Euro in neue Werke investiert und mehr als 10 000 Mitarbeiter in dem Bereich eingestellt werden. Goldman-Analyst Ajay Patel sieht damit seine Einschätzung untermauert, dass die Dreijahresziele der Sparte sehr konservativ sind und angehoben werden könnten.

Die Tui-Titel fielen als Schlusslicht im MDax um 2,7 Prozent auf 6,44 Euro. Als Folge des Wechsels des Reisekonzerns von der Londoner an die Frankfurter Börse platzierte Link Market Services Trustees 7,4 Millionen Tui-Aktien zum Preis von je 6,30 Euro. Der Verkaufserlös geht an die Tui-Anteilseigner, die vor dem Hintergrund des Wechsels des Handelsplatzes ihre Papiere nicht rechtzeitig umgetauscht hatten. Da es sich bei der Platzierung nur um eine technische Abwicklung handele, sollte sie nicht allzu lang belasten, erklärte ein Händler.

Die Anteilsscheine von Deutz gewannen 1,0 Prozent. Der Motorenbauer unterzeichnete eine langfristige Kooperation mit Indiens führendem Agrarkonzern Tafe. Den Angaben zufolge wird Tafe bis zu 30 000 Deutz-Motoren in Lizenz herstellen.

Unter den Nebenwerten profitierten die Aktien von Northern Data von KI-Fantasie und sprangen um 23 Prozent nach oben. Zuvor hatte die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen berichtet, das Unternehmen erwäge einen US-Börsengang seiner KI-Cloud- sowie Datenzentren-Geschäfte./edh/men