FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach der Erholungsrally der vergangenen zwei Wochen lassen es die Anleger am deutschen Aktienmarkt am Montag zunächst etwas ruhiger angehen. Im Hinblick auf die verfestigte Erwartung einer baldigen Zinssenkung in den USA warten sie gespannt darauf, welche Erkenntnisse Ende dieser Woche das jährliche Notenbankertreffen in Jackson Hole mit sich bringt.

Der Dax stand nach einer Dreiviertelstunde bei 18.287,76 Punkten, was im Freitagsvergleich ein Minus von 0,2 Prozent war. Der MDax dagegen bewegte sich mit 24.839,55 Punkten moderat mit 0,1 Prozent im Plus. Wenig bewegt zeige sich der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 .

Laut dem Marktbeobachter Thomas Altmann von QC Partners dürfte es für den Dax schwierig werden, an die exzellente Vorwoche anzuknüpfen, denn der Leitindex hat neun Gewinntage in Folge vorzuweisen. "Eine noch längere Gewinnserie gab es zuletzt vor zehn Jahren, im Jahr 2014", so Altmann. Ein Großteil des Kursrutsches, der den Leitindex Anfang August bis nahe an die 17.000 Punkte gedrückt hatte, ist wieder ausgeglichen worden. Zum Niveau von Ende Juli fehlen noch gut 200 Zähler.

Vor knapp zwei Wochen hatten Rezessionssorgen, der Nahost-Konflikt und geplatzte Spekulationen am Devisenmarkt die Börsen weltweit erschüttert. Die Rezessionsängste haben nach zuletzt durchaus positiven Wirtschaftsdaten aus den USA jedoch nachgelassen. Mit Blick auf Jackson Hole betonte Altmann die Erwartung, dass sich US-Notenbankchef Jerome Powell in seiner Rede klar zu einer Zinssenkung im September bekennen wird. Zudem erhofften sich Investoren Aufschluss darüber, ob vielleicht sogar eine große Zinssenkung um 0,5 Prozentpunkte im Bereich des Möglichen liege.

Die Aktien von Rüstungskonzernen standen am Morgen im Fokus. Nach einem Anstieg um bis zu 28 Prozent binnen zwei Wochen und einer Annäherung an ihr Rekordhoch sanken die Titel von Rheinmetall am Montag um fast fünf Prozent. Auch andere Branchenwerte gerieten in einen Abwärtsstrudel, wie die Titel von Hensoldt und Renk zeigten mit Abschlägen von 7,5 beziehungsweise 4,1 Prozent.

Zum Thema wurde in der Rüstungsbranche, dass die Bundesregierung nach einem Medienbericht vorerst keine zusätzlichen Gelder für die militärische Unterstützung der Ukraine mehr frei geben könnte. Bezug wird genommen auf ein Schreiben von Finanzminister Christian Lindner (FDP), in dem er wohl darauf setzt, dass die Ukraine künftig stärker mithilfe von Zinsen aus eingefrorenem russischen Staatsvermögen unterstützt werden kann.

Dagegen gibt es unter Anlegern Fantasie dafür, dass weiterhin Geld in die Förderung von Biomasse fließen könnte. Davon profitierten die Verbio-Aktien, deren Erholung vom Tief seit 2020 sich um 5,4 Prozent fortsetzte. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hat ein "umfassendes Biomassepaket" angekündigt. "Biogas kann im zukünftigen Energiesystem weiter eine wichtige Rolle spielen", sagte der Grünen-Politiker der Deutschen Presse-Agentur in Berlin.

Ein düsterer Tag ist der Montag für die Varta-Aktionäre, weil der Kurs um bis zu 80 Prozent einbrach. Laut einem Sanierungsplan für den Batteriehersteller, auf den man sich mit Finanzgläubigern und Investoren einigte, drohen die Aktionäre leer auszugehen. Nach einem Schuldenschnitt soll das Grundkapital auf null Euro herabgesetzt werden - mit dem Effekt, dass die derzeitigen Aktionäre kompensationslos ausscheiden. Der Plan ist dann, dass unter anderem der Sportwagenbauer Porsche AG als rettende Hand fungieren soll./tih/stk