PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Die Sorgen vor steigenden Zinsen haben Europas Börsen nach den Kursgewinnen am Vortag wieder fest im Griff. Steigende Renditen am Anleihemarkt trübten am Freitag einmal mehr die Stimmung. Als Belastung hinzu kam der deutliche Anstieg der Ölpreise, unter dem viele Branchen litten.

Der EuroStoxx 50 verlor 1,23 Prozent auf 4197,94 Punkte. Nach einem in den vergangenen Tagen wechselhaften Kursverlauf ergibt die Wochenbilanz für den Eurozonen-Leitindex ein Minus von 1,41 Prozent.

Für den französischen Cac 40 ging es am Freitag um 0,82 Prozent auf 7129,73 Punkte nach unten. Der britischen FTSE 100 schloss lediglich 0,36 Prozent tiefer bei 7882,45 Punkten, nachdem er am Vortag ein weiteres Rekordhoch erreicht hatte. In London stützten deutliche Gewinne bei den stark gewichteten Ölwerten den Footsie.

Stärker unter Druck gerieten die Kurse im Handelsverlauf durch die Entwicklung am Ölmarkt. Die Ankündigung Russlands, wegen der vom Westen beschlossenen Preisobergrenze für russisches Rohöl ab März die Ölförderung zu kürzen, trieb dort die Preise in die Höhe. "Steigende Ölpreise befeuern Inflationssorgen", sagte Analyst Salah Bouhmidi vom Handelshaus IG.

Die Furcht vor weiter steigenden Zinsen bleibt damit präsent. Höhere Zinsen belasten tendenziell den Aktienmarkt, weil andere Anlageklassen dadurch an Attraktivität gewinnen.

Während der Gesamtmarkt also spürbar nachgab, bekamen Ölaktien durch die steigenden Ölpreise Auftrieb. Der entsprechende europäische Sektor hatte zwischenzeitlich den höchsten Stand seit 2014 erreicht und zählte am Ende im Stoxx-600-Branchentableau mit einem Plus von 2,3 Prozent zu den wenigen Gewinnern.

Auf Unternehmensseite sorgte Adidas vor dem Wochenende mit einer weiteren Gewinnwarnung die Anleger für Ernüchterung. Die Titel brachen als abgeschlagenes Schlusslicht im EuroStoxx um fast elf Prozent ein. Der Sportartikelhersteller habe den Hammer für die Prognose 2023 weitaus stärker fallen lassen als von Investoren erwartet, schrieb Analyst Adam Cochrane von der Deutschen Bank.

Auf der Oberseite im EuroStoxx legten die Anteile von Enel nach Geschäftszahlen um gut ein Prozent zu. Der italienische Versorger hatte im abgelaufenen Jahr überraschend gut verdient, der Umsatz legte dank kräftig gestiegener Strompreise stark zu. Enel habe mit seinen 2022er-Eckdaten die Erwartungen leicht übertroffen, schrieb Analyst Alberto Gandolfi von Goldman Sachs.

Die Papiere von L'Oreal drehten nach Quartalszahlen und anfänglichem Kurszuwachs rasch ins Minus und schlossen fast ein Prozent tiefer. Der Körperpflegekonzern habe zwar sein starkes Wachstum fortgesetzt, schrieb der Experte Bruno Monteyne vom US-Analysehaus Bernstein Research. Die Profitabilität im zweiten Halbjahr aber habe die Markterwartung verfehlt./la/he