PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Die europäischen Börsen haben am Dienstag wegen neuer konjunktureller Warnsignale aus China nachgegeben. Enttäuschende Wirtschaftsdaten aus der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt unterstrichen nach Ansicht von Analyst Ricardo Evangelista vom Broker Activtrades die Sorgen um die Weltkonjunktur. Am Markt grassierte die Sorge von einem internationalen Ansteckungseffekt.

Der EuroStoxx 50 verlor 0,96 Prozent auf 4288,57 Punkte und näherte sich damit dem bisherigen Monatstief von rund 4260 Zählern. Der französische Cac 40 gab um 1,10 Prozent auf 7267,70 Zähler nach, während der britische FTSE 100 vergleichsweise stark um 1,57 Prozent auf 7389,64 Zähler fiel.

Die Perspektiven in China trübten auch das Börsengeschehen in New York. "Der chinesischen Wirtschaft ist seit einigen Monaten bereits die Luft ausgegangen, sodass die People Bank of China nun einen weiteren Zinsschritt unternommen hat", merkte Marktexperte Andreas Lipkow dazu an. "Es stellt sich jedoch die Frage, ob dieser Schritt ausreicht oder aber weitere Maßnahmen folgen müssen."

Schwäche zeigten wegen der China-Sorgen zum Beispiel die Immobilienwerte, deren Teilindex ein Prozent verlor. "Projektentwickler in der Immobilienbranche geraten zunehmend unter Druck, einige meldeten bereits Insolvenz an", stellte Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets fest. Er fürchtet, China könnte zum Vorläufer für andere Volkswirtschaften werden.

Zum Schlusslicht in der Branchenwertung wurde aber der Rohstoffsektor, dessen Schicksal stark von der Nachfrage aus China abhängt. Dies wirkte sich in London besonders belastend aus, weil diese Branche im FTSE 100 stärker vertreten ist. Aktien von Glencore , Antofagasta oder Anglo American verloren dort bis zu 3,4 Prozent an Wert.

Zu den wenigen positiven Ausnahmen gehörten die Aktien von Philips , die ihre Vortagesgewinne um 0,6 Prozent festigten. Die Analysten von Barclays hatten dem Gesundheitstechnik-Hersteller ein günstiges Chance-Risiko-Verhältnis attestiert. Am Vortag hatte der Einstieg der Finanzholding Exor die Anteile schon deutlich angetrieben.

Der einzige Sektor im Plus waren die Einzelhandelswerte. Hier ragte Marks & Spencer mit einem Kurssprung um 8,3 Prozent Plus hervor. Der Zwischenbericht und ein angepasster Gewinnausblick spiegelten die Stärke des britischen Einzelhändlers wider, schrieb Analyst James Grzinic von Jefferies. Sowohl bei Kleidung als auch bei Nahrungsmitteln gewinne Marks & Spencer stetig Marktanteile.

Die Aktie des Schweizer Dentalausrüsters Straumann fiel hingegen um 3,3 Prozent. Sowohl der Umsatz als auch der operative Gewinn (Ebit) bewegten sich zwar im Rahmen der Analystenschätzungen. Beim Reingewinn schnitt der Implantathersteller aber schlechter als erwartet ab. Zudem blieb der Ausblick unverändert. Hier hatten Analysten sich mehr erhofft./tih/jha/