PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Europas Börsen haben sich am Mittwoch nach einem durchwachsenen Morgen noch klar ins Plus vorgearbeitet. Vor dem Zinsentscheid der US-Notenbank Fed, der später ansteht, ging die größer werdende Risikobereitschaft mit nachlassenden Renditen von US-Staatsanleihen einher. Die Sorge vor weiter hohen Zinsen wurde gedämpft von schwächeren Wirtschaftssignalen aus den USA.

Am ersten Handelstag im November schloss der EuroStoxx 0,75 Prozent höher bei 4091,71 Punkten. Der Leitindex der Eurozone verbuchte den dritten Gewinntag in Folge. Auf Länderebene legte der französische Cac 40 um 0,68 Prozent auf 6932,63 Zähler zu, während der britische FTSE 100 um 0,28 Prozent auf 7342,43 Zähler stieg. In New York gab es vor allem im Technologiesektor Kursgewinne.

Allgemein wird erwartet, dass die Fed ihr Zinsniveau das zweite Mal in Folge unverändert belässt - erstmals seit fast zwei Jahren, wie Marktbeobachter Stephen Innes von SPI Asset Management anmerkte. Als entscheidend werden aber die Aussagen zur weiteren Zinsentwicklung angesehen. Laut dem Marktbeobachter Craig Erlam vom Broker Oanda "kommt es auf den Ton der politischen Entscheidungsträger und des Vorsitzenden Jerome Powell an".

An den Aktien- und Anleihemärkten thematisiert wurde auch, dass das US-Finanzministerium bei der Neuemission von Staatsanleihen mit einem überraschend niedrigen Anstieg des Volumens plant. Dies ging aus einem veröffentlichen Emissionsplan für dieses Quartal hervor.

In dem guten Marktumfeld fielen die Orsted -Aktien mit einem Kurseinbruch um ein Viertel auf. Der dänische Energiekonzern hatte die Anleger mit Milliardenabschreibungen auf sein US-Offshore-Windportfolio erschreckt. Nach Ansicht des DZ-Bank-Experten Werner Eisenmann stellen diese Maßnahmen einen Vertrauensverlust dar. Hinter den Status der Aktie als Wachstumswert gerate ein Fragezeichen.

Für unterschiedliche Nachrichten sorgten zwei britische Online-Händler: Während Asos um 7,7 Prozent absackten, zogen Next um 3,6 Prozent an. Einem enttäuschenden Asos-Ausblick stand eine angehobene Ergebnisprognose von Next entgegen. Im Einzelhandelssektor überwog eindeutig die gute Stimmung, dessen Teilindex war europaweit führend mit einem Plus von 1,7 Prozent.

Der Pharmakonzern GSK hat nach einem weiteren guten Quartal erneut seine Jahresziele angehoben. Nach freundlichem Start gingen die Aktien dennoch 2,4 Prozent tiefer aus dem Handel. Experten bemängelten die Entwicklung bei einzelnen Medikamenten.

Autowerte waren gefragt, nachdem der weltgrößte Autobauer Toyota nach einer starken ersten Hälfte des laufenden Geschäftsjahres seine Gewinnprognose erhöht hatte. Stellantis gewannen 1,8 Prozent. Die Bernstein-Analysten hatten die Aktien am Mittwoch gelobt.

Versicher gehörten ebenfalls zu den Gewinnern. Analyst Kamran Hossain von der Bank JPMorgan bleibt auch nach dem guten Lauf 2023 weiter von den Rückversicherern überzeugt. Er rechnet im kommenden Jahr mit einem erneuten Prämienanstieg und ist entsprechend optimistisch für die Erneuerungsrunde im Januar eingestellt. Munich Re gehörten im EuroStoxx mit zwei Prozent Plus zu den Index-Favoriten./tih