PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Europas Anleger haben sich auch am Dienstag nicht von den anstehenden Zinsentscheidungen in New York und Frankfurt schrecken lassen. Zur guten Stimmung trugen offenbar die jüngsten Inflationsdaten aus den USA bei.

Der EuroStoxx 50 schüttelte nach einem guten Handelsbeginn seine anschließende Schwächephase ab und schloss 0,72 Prozent höher mit 4347,55 Punkten. Damit knüpfte der Eurozonen-Leitindex an den positiven Wochenauftakt an. Ähnlich sah es beim französischen Cac 40 aus, der weitere 0,56 Prozent auf 7290,80 Punkte gewann. Derweil blieb der britische FTSE 100 mit einem Plus von 0,32 Prozent auf 7594,78 Punkte erneut hinter den anderen wichtigen Indizes zurück, obwohl die schwer gewichteten Bergbau- und Ölwerte ihre jüngste Schwäche abstreifen konnten.

Die mit Spannung erwarteten US-Inflationsdaten aus den Vereinigten Staaten stützten die Kurse in New York und verhalfen auch den europäischen Indizes wieder in die Erfolgsspur. Die Teuerung in der weltgrößten Volkswirtschaft hatte sich im Mai noch etwas deutlicher abgeschwächt als von Analysten erwartet. "Die Lage entspannt sich weiter, auch wenn es zu beachten gilt, dass die Inflationsraten vor allem wegen kräftiger Basiseffekte gesunken sind", erklärte Helaba-Experte Ralf Umlauf. "Insbesondere der monatliche Anstieg der Kernpreise von 0,4 Prozent kann die US-Notenbank angesichts der noch robusten Lage am Arbeitsmarkt aber nicht beruhigen."

Am Mittwoch und Donnerstag wird in den USA und der Eurozone über die weitere Geldpolitik entschieden. Von der US-Notenbank wird eine Pause im Zinserhöhungszyklus erwartet. Obwohl es Hinweise gebe, dass die Kernteuerung im Verlauf des Jahres weiter nachgeben werde, "bleibt das Risiko bestehen, dass die US-Notenbank im Sommer nochmals an der Zinsschraube dreht", warnte Umlauf. Von der Europäischen Zentralbank (EZB) erwarten Experten hingegen schon am Donnerstag eine weitere kleine Erhöhung um 0,25 Prozentpunkte.

An Europas Märkten standen am Dienstag Aktien der konjunktursensiblen Bergbau- und Ölbranche hoch im Kurs: Deren Subindizes im marktbreiten Stoxx Europe 600 legten um 2,7 und 1,2 Prozent zu, zählen im bisherigen Jahresverlauf aber immer noch zu den größten Verlierern. Die Aktien des Rohstoffkonzerns Glencore verteuerten sich nach der Fusion seiner Agrarfirma Viterra mit der US-Branchenkollegin Bunge um rund fünf Prozent.

Gefragt waren mit je rund 1,4 Prozent Plus auch die seit Jahresbeginn führenden Reise- und Freizeit- sowie Technologietitel . Letztere entwickeln sich 2023 bisher im Einklang mit der US-Technologiebörse Nasdaq, deren Indizes deutlich besser gelaufen sind als die an der New York Stock Exchange (Nyse).

Die Papiere von ASM International gewannen knapp vier Prozent und blieben nur knapp unter ihrem im Mai erreichten Höchststand seit November 2021. Analyst Alexander Duval von der US-Investmentbank Goldman Sachs hält die Niederländer nach einer Gesprächsrunde mit ihrem Chef Benjamin Loh weiter für einen der entscheidenden "Digital Enabler" - also ein Unternehmen, das anderen den Weg in die Digitalisierung ebnet./gl/stw