PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Die Furcht vor weiter steigenden Zinsen hat die europäischen Aktienmärkte zu Monatsbeginn belastet. Die wichtigsten Indizes büßten am Montag jeweils rund ein Prozent ein, nachdem überraschend positiv ausgefallene Konjunkturdaten aus den USA veröffentlicht worden waren. Anleger interpretierten diese als ein mögliches Signal einer weiteren Straffung der Geldpolitik in den Vereinigten Staaten. Die anfänglich leichten Gewinne nach der in letzter Minute erfolgten Einigung im US-Haushaltsstreit konnten die Börsen damit nicht halten.

Der EuroStoxx 50 schloss 0,89 Prozent tiefer bei 4137,63 Punkten, nachdem er den September mit einem Minus von fast 3 Prozent und das dritte Quartal mit einem Abschlag von mehr als 5 Prozent abgeschlossen hatte. Seit Jahresbeginn gerechnet steht aber ein Plus von 9 Prozent zu Buche.

Der französische Cac 40 sank am Montag um 0,94 Prozent auf 7068,16 Zähler. Der britische FTSE 100 verlor 1,28 Prozent auf 7510,72 Punkte.

"Die Marktteilnehmer stehen in den Startblöcken und warten auf das richtige Signal, um in den europäischen Aktien wieder verstärkt investieren zu können", kommentierte Marktexperte Andreas Lipkow. Ein solches Signal könne von den Notenbanken und von den Konjunkturdaten kommen. Noch aber sei Vorsicht geboten, da die Gemengelage bei beiden Themen noch nicht überschaubar sei.

Auch am Montag kamen widersprüchliche Nachrichten von der Konjunktur. So hellte sich zwar die Stimmung in der US-Industrie im September stärker auf als erwartet, wie der überraschend deutliche Anstieg des Einkaufsmanagerindex ISM zeigte. Dessen Unterindikator für bezahlte Preise aber gab spürbar nach und signalisierte damit eine merkliche Abwärtsdynamik bei der Preisentwicklung.

Die konjunkturellen Gefahren schienen abzunehmen, kommentierte Ralf Umlauf, Analyst bei der Landesbank Hessen-Thüringen. Mit Blick auf die Geldpolitik der US-Notenbank Fed sollten die Zinserwartungen zunehmen. Die Fed hatte auf ihrer letzten Sitzung die Zinsen nicht angehoben. Sie hatte künftige Zinserhöhungen jedoch nicht ausgeschlossen.

Unter den Einzelwerten in Europa sorgten einige Analysten-Kommentare für größere Bewegungen. So gewannen die Papiere von Vivendi in Paris 0,7 Prozent und zählten damit zu den besten Werten in Cac 40. Nach Auffassung der britischen Großbank Barclays sind die Anteilscheine des Medienkonzerns derzeit attraktiv bewertet. Zudem werten die Analysten der Bank positiv, dass sich der zu Vivendi gehörende Sender Canal plus dazu entschlossen habe, bei der aktuellen Auktion der Übertragungsrechte für die erste französische Fußballliga erst einmal kein Gebot abzugeben. Sollte es dabei bleiben, dürfte das operative Ergebnis deutlich anspringen.

In Zürich zogen die Aktien von AMS-Osram um 3,8 Prozent an. Obwohl die avisierte Kapitalerhöhung zu einem deutlichen Kursrückgang geführt habe, sollte die Refinanzierung das Vertrauen des Marktes in die Fähigkeit des Sensorenherstellers stärken, seinen Verpflichtungen nachzukommen, schrieb der Experte Janardan Menon von Analysehaus Jefferies. Zudem sollte die Nachfrageentwicklung ihren Tiefpunkt erreicht haben und sich in den kommenden zwei Jahren bessern.

Um gut sieben Prozent nach oben ging es in Stockholm für die Anteilscheine von Loomis . Die Konzentration auf Regionen wie die USA biete dem Geldtransport-Unternehmen Raum für ein Wachstum über dem historischen Niveau, schrieb Analystin Suhasini Varanasi von der Investmentbank Goldman Sachs./la/he