PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Europas wichtigste Aktienmärkte haben sich zum Wochenauftakt nur wenig bewegt und letztlich keine klare Richtung eingeschlagen. Anhaltende Sorgen über die künftige Zinsentwicklung und die Konjunkturaussichten hätten für Zurückhaltung unter den Anlegern gesorgt, hieß es. Enttäuschende Stimmungsdaten deutscher Unternehmen gaben den Bedenken neue Nahrung. Zudem mussten die Märkte die jüngsten Ereignisse in Russland verdauen.

Der EuroStoxx 50 schloss am Montag mit einem Plus von 0,21 Prozent bei 4280,57 Punkten. Am Freitag hatte sich der Eurozonen-Leitindex mit dem höchsten Wochenminus seit Mitte März aus dem Handel verabschiedet. Der französische Cac 40 stieg am Montag um 0,29 Prozent auf 7184,35 Zähler, während der britische FTSE 100 um 0,11 Prozent auf 7453,58 Punkte sank.

In der Vorwoche hatten mehrere Notenbanken ihre Leitzinsen teils deutlicher als erwartet angehoben und weitere Erhöhungen signalisiert. Am Montag wurde zudem bekannt, dass sich das deutsche Ifo-Geschäftsklima im Juni weiter und noch deutlicher als von Analysten im Schnitt erwartet eingetrübt hat.

Der Aufstand der russischen Söldnertruppe Wagner, die bisher eine entscheidende Rolle im Krieg gegen die Ukraine gespielt habe, sei zwar kurzlebig gewesen, habe aber die Autorität von Präsident Wladimir Putin auf eine harte Probe gestellt und Fragen über die weitere Entwicklung des Kriegs aufgeworfen, hieß es in einem Kommentar der Commerzbank.

Die Ereignisse in Russland schlugen sich unter anderem in deutlichen Kursverlusten bei Rüstungstiteln nieder. In Paris, London und Mailand zählten Thales , BAE Systems und Leonardo mit Kursabschlägen zwischen 2,1 und 4,7 Prozent zu den schwächsten Werten. Auch in Frankfurt wurden Aktien wie Rheinmetall und Hensoldt stark gemieden.

Börsianer tun sich ähnlich schwer mit einer Interpretation der aktuellen Kursverluste wie die politischen Kommentatoren beim offenbar gescheiterten Putsch-Versuch von Wagner. Ziemlich sicher scheint nur ein Zusammenhang: Marktteilnehmer vermuten, dass einige Anleger nun mit einer Entspannung rechnen. Fundamental untermauern lasse sich das aber kaum, hieß es.

Weiter erholt zeigten sich europaweit vor allem Chemietitel nach deutlichen Verlusten infolge mehrerer Gewinnwarnungen aus der Branche.

Kursbewegende Unternehmensnachrichten gab es zum Wochenauftakt kaum. In London zogen die Aktien von Aston Martin um mehr als 10 Prozent an. Der Sportwagenhersteller punktete mit einer Vereinbarung mit dem US-Elektroautobauer Lucid für leistungsstarke Elektrofahrzeuge. Lucid liefert den Briten Antriebskomponenten und erhält dafür unter anderem einen Anteil von 3,7 Prozent an Aston Martin. Die Lucid-Titel gewannen in New York zuletzt 7 Prozent.

Bei AB Foods mussten die Anleger einen Kursrückgang um 0,8 Prozent verkraften, obwohl der Nahrungsmittelproduzent und Einzelhändler nach einem überraschend guten dritten Geschäftsquartal mit etwas mehr operativem Gewinn im Gesamtjahr rechnet als bisher. Von der wichtigen Textilhandelstochter Primark habe der Markt nach ermutigenden Aussagen von Branchenkollegen wie Inditex , Next und H&M aber offenbar etwas mehr erwartet, schrieb Jefferies-Analyst James Grzinic./edh/he