PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Europas Börsen sind am Mittwoch von den gestiegenen Ölpreisen und schwachen Wirtschaftsdaten in die Zange genommen worden. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 schloss 0,72 Prozent tiefer mit 4238,26 Punkten und sank so den sechsten Handelstag in Folge. Für den französischen Cac 40 ging es um weitere 0,84 Prozent auf 7194,09 Zähler nach unten, wogegen der britische FTSE 100 nur 0,16 Prozent auf 7426,14 Punkte verlor.

Die Ölpreise heizten die Inflationssorgen wieder an und damit auch die Ängste wegen der Konjunkturentwicklung. Solange die Teuerung hoch bleibt, kann die Europäische Zentralbank (EZB) die hohen Zinsen nicht senken, unter denen die Wirtschaft ächzt.

Die jüngsten Daten befeuerten die Konjunkturängste zusätzlich. So war der schwankungsanfällige Auftragseingang der deutschen Industrie im Juli überraschend deutlich eingebrochen, nachdem er im Vormonat noch kräftig gestiegen war.

Analyst Michael Hewson vom Broker CMC Markets sprach von wirklich schlechten Daten. In einer Zeit, in der die größte Volkswirtschaft der Eurozone in die Knie gehe, sei es daher kaum zu glauben, dass es EZB-Vertreter gebe, die für weitere Zinserhöhungen plädierten. Rund eine Woche vor dem nächsten Zinsentscheid betonte Ratsmitglied Klaas Knot die Möglichkeit einer weiteren geldpolitischen Straffung. Angesichts hoher Inflationsprognosen sei es eine "enge Entscheidung", ob es eines weiteren Zinsschritts bedürfe, sagte der niederländische Notenbankchef.

Im europäischen Branchenvergleich erlitten Europas Gebrauchsgüter-Hersteller am Mittwoch die heftigsten Kursabschläge: Ihr Subindex im marktbreiten Stoxx Europe 600 sackte um 2,2 Prozent ab. Zu den größten Verlierern zählten erneut die Aktien der Luxusgüterkonzerne LVMH, Kering und Richemont. Hier belasteten auch Aussagen von Richemont-Verwaltungsratspräsident Johann Rupert. Er ließ auf der ordentlichen Generalversammlung der Schweizer durchblicken, dass die konstant höheren Preise in Europa mittlerweile auch die Kaufbereitschaft gut betuchter Kunden beeinträchtigten.

In Kopenhagen gerieten Vestas mit minus 1,6 Prozent etwas unter Druck, nachdem sich die britische Bank Barclays skeptisch zum Windkraftkonzern geäußert hatte.

Astrazeneca -Titel verloren in London 1,2 Prozent. Hier belastete die sich verzögernde Zulassung eines Medikaments in den USA.

Dagegen legte der Index der Telekomunternehmen als einer der wenigen Gewinner um 0,2 Prozent zu. Ihn stützte ein Kursplus in dieser Größenordnung bei Telefonica nach einem Einstieg von Saudi Telecom./gl/nas