PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Konjunkturdaten aus den USA haben den Höhenflug an Europas Börsen am Donnerstag ausgebremst. Der EuroStoxx 50 dämmte nach den Daten sein Plus ein. Mit der verhaltenen Kursentwicklung in New York drehte der Leitindex der Eurozone ins Minus und schloss 0,15 Prozent tiefer bei 4993,12 Punkten. Davor hatte er erneut ein Hoch seit dem Jahr 2000 markiert.

Mit einem Plus von mehr als zehn Prozent seit Jahresbeginn nimmt der EuroStoxx 50 international eine Führungsrolle ein. Unter den Indizes der entwickelten Industrieländer kann nur der japanische Nikkei 225 eine bessere Entwicklung vorweisen.

Der französische Cac 40 setzte seine Rekordjagd am Donnerstag zwar fort. Er blieb letztlich mit einem Plus von 0,29 Prozent auf 8161,42 Punkte aber klar unter seinem Tageshoch. Der britische FTSE 100 war den anderen Indizes schon vor den US-Daten hinterhergehinkt. Er verabschiedete sich 0,37 Prozent tiefer mit 7743,15 Punkten aus dem Handel.

Während die US-Erzeugerpreise im Februar überraschend deutlich gestiegen waren, hatte der Einzelhandelsumsatz weniger zugelegt als erwartet. Zudem ist die Zahl der wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe unerwartet gesunken.

Die Daten sprächen nicht für forcierte Zinssenkungserwartungen an die US-Notenbank Fed, kommentierte Experte Ralf Umlauf von der Landesbank Helaba. Zwar habe sich der Einzelhandel nach dem schwachen Januar nur teilweise erholt. Nach Abzug der Inflationskomponente bleibe aber ein kleines Plus, was die Sorgen vor einer dauerhaften Konsumschwäche im laufenden Quartal verringert habe. Dazu lägen die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe weiter auf einem sehr niedrigen Niveau und verwiesen auf einen soliden Arbeitsmarkt.

Außerdem seien die Erzeugerpreise enttäuschend genug ausgefallen, um eine erste Zinssenkung schon im Mai unwahrscheinlicher zu machen, ergänzte Chefökonom Ian Shepherdson vom Beratungsunternehmen Pantheon Macroeconomics.

Bereits die überraschend gestiegenen US-Verbraucherpreise am Dienstag hatten entsprechenden Hoffnungen einen Riegel vorgeschoben. Allerdings hatten sich einige Anleger auf beiden Seiten des Atlantiks an den Rückgang der von der Fed besonders beachteten Kerninflationsrate als Argument für eine Senkung bereits vor der Juni-Sitzung geklammert. Mit einer robusten Wirtschaft und einer gleichzeitig hohen Inflation dürften sich die Währungshüter mit einer baldigen geldpolitischen Lockerung schwertun.

Im europäischen Branchentableau dominierten am Donnerstag die Verlierer das Bild. Am schlimmsten erwischte es die zuletzt deutlich erholten Bergbau- und Rohstofftitel .

Vergleichsweise schwach zeigten sich auch die Aktien der Immobilienunternehmen sowie der Lebensmittel- und Getränkehersteller. Unter letzteren stach EuroStoxx-Schlusslicht AB Inbev mit einem Minus von fast fünf Prozent heraus. Der US-Tabakriese Altria hat zur Finanzierung eigener Aktienrückkäufe einen Teil seiner Beteiligung am Brauereikonzern verkauft hat.

In Zürich sackten die Papiere des Solarunternehmens Meyer Burger nach Zahlen um weitere mehr als 14 Prozent ab. Im Fokus der Investoren stand allerdings vor allem die geplante Kapitalerhöhung. Die Produktion von Meyer Burger im ostdeutschen Freiberg steht inzwischen still.

Derweil führte der Mediensektor die kurze Gewinnerliste im marktbreiten Stoxx Europe 600 an. Außerhalb des Branchenindex ging es indes für RTL-Titel deutlich bergab, nachdem das Unternehmen ein enttäuschendes Gewinnziel für das laufende Jahr bekannt gegeben hatte.

Die Aktien von Deliveroo beendeten einen schwankungsreichen Handelstag 2,4 Prozent fester. Analyst Marcus Diebel von der US-Bank JPMorgan sprach von soliden Geschäftszahlen, hob aber insbesondere die Cashflow-Signale für das laufende Jahr lobend hervor. Der Essenslieferant avisiert einen positiven Barmittelzufluss. Für den Marktkonsens sieht Diebel aktuell aber kaum Potenzial./gl/jha/