PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Europas Börsen haben am Dienstag im Handelsverlauf ihre Gewinne deutlich ausgebaut. Auch wenn die US-Inflationsdaten auf den ersten Blick nicht ganz nach dem Geschmack der Anleger seien, sorgten diese für einen "zusätzlichen Silberstreif im Hinblick auf baldige Zinssenkungen in den USA", kommentierte Marktanalyst Timo Emden. Davon profitierte aus seiner Sicht vor allem die erneut rekordhohe Kryptowährung Bitcoin.

Die europäischen Indizes zogen ebenso wie ihre Pendants in den USA erst mit einiger Verzögerung nach den US-Daten an. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 schloss nach zwei Verlusttagen 1,07 Prozent fester mit 4983,20 Punkten. Im Verlauf war er nur minimal unter seinem jüngst erreichten Hoch seit dem Jahr 2000 geblieben.

Für den erneut rekordhohen Pariser Cac 40 ging es am Dienstag letztlich um 0,84 Prozent auf 8087,48 Punkte bergauf. Der Londoner FTSE 100 verabschiedete sich 1,02 Prozent fester mit 7747,81 Zählern. Britische Arbeitsmarktdaten hatten die Sorgen vor einer strikteren Geldpolitik der Notenbank des Landes gedämpft. Zudem stützte ein überdurchschnittlicher Kursanstieg der schwer gewichteten Rohstoffwerte.

Die US-Verbraucherpreise für den Februar belegten eine überraschende Beschleunigung des Preisauftriebs. Analysten hatten hingegen eine gegenüber dem Vormonat unveränderte Inflationsrate erwartet. Dagegen ging die Kerninflationsrate zurück - wenn auch nicht so deutlich wie prognostiziert. Diese ist für die Geldpolitik der US-Notenbank Fed besonders wichtig. Denn sie gibt den allgemeinen Preistrend nach Meinung von Fachleuten besser wieder als die Gesamtrate, da schwankungsanfällige Komponenten wie Energie und Lebensmittel herausgerechnet werden.

An den Finanzmärkten werden für dieses Jahr überwiegend Zinssenkungen ab Juni erwartet. Vertreter der Fed haben die Erwartungen zuletzt gedämpft. Man wolle zunächst die weitere Inflationsentwicklung abwarten. Eine erste Zinssenkung vor der Jahresmitte "dürfte nun endgültig vom Tisch sein", kommentierte Dirk Chlench, Volkswirt bei der Landesbank Baden-Württemberg. Am Markt gehen viele Anleger aber nach wie vor davon aus, dass im Juni die lang ersehnte Wende in der Geldpolitik kommt.

Kursbewegende Nachrichten zu wichtigen europäischen Einzelwerten gab es am Dienstag praktisch nicht. Geschäftszahlen setzten nur bedingt Akzente. Die Aktien von Generali honorierten einen Rekordgewinn im vergangenen Jahr lediglich mit einem Kursanstieg von 0,5 Prozent. Mehrere Branchenexperten lobten auch die Dividende.

Auch die euphorisch aufgenommenen Zahlen von Oracle , die den Aktien ein Rekordhoch bescherten, schlugen nur bedingt auf Europas Technologiesektor durch. Immerhin reagierte SAP auf die deutlichen Kursgewinne des US-Konkurrenten mit einem Kursplus von zwei Prozent. "Oracle profitiert vom KI-Nachfrageboom", sagte ein Händler. Das helfe auch SAP, da dieser Softwarehersteller ebenfalls Künstliche Intelligenz als Treibstoff in petto habe.

Bei Roche konnten sich die Anleger über ein Plus von 1,1 Prozent freuen. Damit verbuchten die Aktien des Pharmakonzerns den neunten positiven Handelstag in Folge, was die längste Gewinnserie seit April 2020 bedeutet./gl/jha/