PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Die europäischen Aktienmärkte haben sich am Mittwoch uneinheitlich, aber überwiegend dicht an ihren Schlussständen vom Vortag präsentiert. Die Stimmung der Anleger im Euroraum war überwiegend verhalten, denn dortige Inflationsdaten sorgten gleichermaßen für Freude und Kummer. In Großbritannien dagegen herrschte nach nach einem unerwartet starken Rückgang der Inflation Erleichterung, was zu einem kräftigen Plus an der Londoner Börse führte.

Der EuroStoxx 50 beendete den Handel mit einem Minus von 0,17 Prozent auf 4362,28 Punkte. Der französische Cac 40 stieg um 0,11 Prozent auf 7326,94 Punkte. Fast unverändert schlossen die Börsen in Italien und Spanien. Dagegen sprang der britische FTSE 100 ("Footsie") um 1,80 Prozent auf 7588,20 Zähler hoch.

In Großbritannien schwächte sich die Teuerung im Juni weitaus deutlicher ab als von Analysten erwartet. In der Euroregion fiel die Inflation im Juni zwar im Vergleich zum Mai ebenfalls spürbar, doch letztlich wurden mit den Daten nur die Erstschätzungen bestätigt. Dass die Europäische Zentralbank weiter wachsam bleiben muss, zeigten indes die Detaildaten: Im Gegensatz zur Gesamtinflation stieg die besonders wichtige Kernteuerung wieder - und das sogar deutlicher, als in der Erstschätzung ermittelt worden war. Die Kerninflation klammert schwankungsanfällige Preise für Güter wie Energie aus.

Branchenweit war der Rohstoff- und Bergbausektor der schwächste mit minus 1,1 Prozent. Das lag nicht zuletzt daran, dass der britisch-australische Bergbaukonzern Rio Tinto die stockende wirtschaftliche Erholung Chinas zu spüren bekam. Der weltgrößte Eisenerzproduzent lieferte im zweiten Quartal unter anderem weniger Eisenerz als im Vorjahr und senkte außerdem seine Produktionsprognosen für andere Rohstoffe. Rio-Tinto-Titel verloren 0,3 Prozent.

Der Immobiliensektor legte mit plus 4,3 Prozent am kräftigsten zu. Nach dem Einbruch am Immobilienmarkt infolge des Zinsanstiegs beobachtet der Finanzdienstleister Hypoport in Deutschland erste Anzeichen einer Stabilisierung. Analyst Thomas Rothäusler von der Deutschen Bank hatte schon am Vortag in einer Branchenstudie Hoffnung auf eine Bodenbildung gemacht. Das Schwergewicht Vonovia kletterte im Leitindex der Eurozone um 6,9 Prozent nach oben.

Übertroffen wurde die Aktie des Wohnimmobilienkonzerns nur noch von dem Kering-Papier, das um 7,4 Prozent hochsprang. Der Luxusgüterkonzern hatte am Vorabend zunächst Änderungen im Top-Management bekannt gegeben, unter anderem den baldigen Abschied von Gucci-Chef Marco Bizzarri. Am Mittwoch berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen, dass sich Kering gegen mögliche Angriffe aktivistischer Investoren wappne. Bluebell sei bei Kering eingestiegen und habe sich zuletzt mit Unternehmensvertretern getroffen, um Effizienzsteigerungen bei der wichtigsten Marke Gucci und organisatorische Veränderungen anzumahnen.

Auf den ersten Blick präsentierte sich der Ausrüster der Halbleiterindustrie, ASML , zwar gewohnt solide, doch Anleger zeigten sich nicht zufrieden. Die Aktie verlor 1,9 Prozent. Die Niederländer erhöhten trotz eines schwierigen wirtschaftlichen Umfelds ihre Umsatzprognose leicht, doch wegen konjunktureller Unsicherheiten habe ASML keine Ziele für das kommende Jahr gegeben, monierte JPMorgan-Analyst Sandeep Deshpande. Diese seien jedoch entscheidend für den Aktienkurs./ck/he