PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Nach ihrem schwächeren Wochenauftakt haben sich die wichtigsten europäischen Aktienbörsen am Dienstag knapp in die Gewinnzone gerettet. Michael Hewson vom Broker CMC Markets sprach aber von einem "lustlosen Handelstag". Sorgen über ein nachlassendes Wirtschaftswachstum und die künftige Geldpolitik hemmten weiter den Risikowillen, während die Euphorie über das Ende des US-Schuldenstreits längst abgeebbt ist.

Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 schaffte es spät noch knapp ins Plus, indem er 0,05 Prozent höher bei 4295,22 Punkten über die Ziellinie ging. Für den französischen Cac 40 ging es um 0,11 Prozent auf 7209,00 Punkte bergauf. Der britische FTSE 100 stieg um 0,37 Prozent auf 7628,10 Punkte.

"Es wird immer schwieriger, zum jetzigen Zeitpunkt eine allgemeine Richtung für die Märkte zu bestimmen, ohne dass es in der einen oder anderen Richtung einen Kurstreiber gibt", sagte der CMC-Experte Hewson. Den überraschend deutlich gesunkenen Auftragseingang der deutschen Industrie konnten Anleger aber nicht abschütteln. Er gab den Konjunktursorgen neue Nahrung.

Während die Märkte zunehmend von einer Zinspause der US-Währungshüter ausgehen, erscheint ein solcher Schritt in der Eurozone noch weit entfernt: EZB-Präsidentin Christine Lagarde hatte am Vortag weitere Leitzinserhöhungen in Aussicht gestellt. Laut der UBS ist Mitte Juni eine Erhöhung der EZB um 0,25 Prozentpunkte eingepreist.

Im europäischen Branchenvergleich standen die Aktien von Öl- und Gaskonzernen zeitweise stark unter Druck wegen der Ölpreise, die nach einem Anstieg am Vortag wieder sanken. Ihr Subindex im marktbreiten Stoxx Europe 600 reduzierte sein Minus im Verlauf aber merklich auf 0,3 Prozent. Eni und Totalenergies waren im EuroStoxx aber dennoch mit bis zu 1,1 Prozent unter den größten Verlierern.

Die Telekom-Branche wurde in der Sektorwertung zum Schlusslicht, mit einem Minus von 0,8 Prozent. Neuerdings machen sich in dieser Branche Sorgen breit, dass sich der Online-Riese Amazon in den USA in den Telekom-Markt einmischen könnte. Führend war hingegen der Index der als defensiv geltenden Gesundheitsbranche , der mit einem Plus von 1,2 Prozent weiter zulegte.

Unternehmensnachrichten kamen vor allem aus Großbritannien. Bei British American Tobacco (BAT) stand ein Plus von eineinhalb Prozent zu Buche. Der Tabakkonzern habe erwartungsgemäß die Jahresziele bestätigt, was die Anleger etwas beruhigen sollte, schrieb JPMorgan-Analyst Jared Dinges. Allerdings hielten die Sorgen wegen des US-Zigarettengeschäfts an, das BAT als enttäuschend bezeichnet habe.

Dagegen ging es für die Anteilsscheine von AB Foods knapp um 0,1 Prozent nach unten. Der Nahrungsmittelhersteller und Einzelhändler kündigte die Übernahme des auf Technologie für die Milchwirtschaft spezialisierten Unternehmens National Milk Records an, das mit rund 48 Millionen Pfund bewertet wird./tih/jha/