PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Nach dem erfreulichen Wochenbeginn hat sich die Aufwärtsbewegung an Europas Börsen am Dienstag merklich abgeschwächt. Der Eurozone-Leitindex EuroStoxx 50 konnte die Gewinne aus dem frühen Handel nicht halten, zum Börsenschluss schmolz das Plus auf 0,09 Prozent auf 4168,21 Punkte fast komplett zusammen. Zu Handelsbeginn hatte der Aufschlag noch rund ein Prozent betragen.

Börsianern zufolge ist die Verunsicherung rund um die Bankenbranche noch immer groß. Die Übernahme der kollabierten Silicon Valley Bank (SVB) durch die First Citizens Bankshares habe die Nerven der Investoren zwar etwas stabilisiert, eine generelle Vorsicht dürften den Finanzmärkten aber erhalten bleiben, schrieb Analystin Susannah Streeter vom Investmenthaus Hargreaves Landsdown.

Der französische Leitindex Cac 40 schloss 0,14 Prozent höher bei 7088,34 Punkten, während der britische FTSE 100 um 0,17 Prozent auf 7484,25 Zähler zulegte.

Der Bankensektor zeigte zwar mit plus 0,6 Prozent eine freundliche Tendenz. Es gab aber erneut skeptische Stimmen: "Auch wenn wir aktuell eine andere Situation als 2008 haben, ist das Vertrauen in die Banken erschüttert", merkte Chris Iggo, leitender Investmentchef bei Axa Investment an. "Es könnten weitere Probleme drohen, weil Anleger Banktitel verkaufen und um ihre Einlagen fürchten. Für Investoren kommt es jetzt darauf an, ob aus einem systemischen Zinsschock ein Kreditschock wird."

Ansonsten waren kursbewegende Meldungen rar gesät. Aktien des Spirituosenherstellers Diageo gehörten zu den Verlierern mit Abgaben von knapp einem Prozent. Nach zehn Jahren an der Spitze zieht sich Ivan Menezes aus dem Unternehmen zurück. Nachfolgerin wird zum 1. Juli Debra Crew, derzeit im Vorstand für das operative Geschäft verantwortlich. Die Analysten von RBC bezeichneten den Abgang des "hervorragenden" Unternehmenslenkers Menezes als schmerzlichen Verlust für den Konzern.

Deutliche Verluste verzeichneten einmal mehr die Immobilienwerte . Damit entpuppte sich die jüngste Erholung des gebeutelten Sektors als Eintagsfliege. Zinssorgen machen der Branche schon seit geraumer Zeit zu schaffen. Das gilt auch für die Technologiewerte, die ebenfalls Verluste verzeichneten und damit den Vorgaben der Nasdaq folgten. Aktien des Chip-Ausrüsters und Schwergewichts ASML verloren knapp drei Prozent./bek/he