PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Europas wichtigste Aktienmärkte haben am Freitag ihre moderaten Erholungsgewinne fast vollständig wieder abgegeben. Tags zuvor waren sie im Sog schwacher US-Börsen gefallen, und auch an diesem Handelstag litten sie unter der verhaltenen Entwicklung an der Wall Street und der Nasdaq.

Der EuroStoxx 50 beendete den Handel mit plus 0,10 Prozent auf 4236,25 Punkte, was auf Wochensicht ein Plus von 0,6 Prozent bedeutet. Der französische Cac 40 legte am Freitag um 0,21 Prozent auf 7229,60 Zähler zu. Für den britischen FTSE 100 ging es um 0,07 Prozent auf 7338,58 Punkte nach oben.

Die Rede von US-Notenbankpräsident Jerome Powell auf der Notenbankerkonferenz in Jackson Hole (US-Bundesstaat Wyoming) belastete die Stimmung leicht, denn Signale einer möglichen Zinspause im September waren nicht auszumachen. Stattdessen hob Powell die Bereitschaft der Fed hervor, die Zinsen, wenn erforderlich, weiter anzuheben. Zugleich wolle die US-Notenbank jedoch umsichtig vorgehen. Obendrein sagte er, dass ein fortgesetztes Wachstum über dem Trend eine weitere Straffung der Geldpolitik erforderlich machen könnte.

Zur Vorsicht mahnte außerdem der deutsche Ifo-Geschäftsklimaindex. Er zeichnete ein eher trübes Bild der größten Volkswirtschaft des Euroraums. Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft verschlechterte sich im August weiter und erreichte den tiefsten Stand seit Oktober 2022. "Bis es wieder aufwärts geht, werden noch einige Monate vergehen", kommentierte Volkswirt Jörg Zeuner von der Fondsgesellschaft Union Investment. "Das zweite Halbjahr wird ein herausforderndes, erst ab der Jahreswende erwarten wir wieder ein leichtes Wachstum."

Kursbewegende Nachrichten gab es am europäischen Markt nur wenige. Unter den Branchen legten die Energieversorger und die Lebensmittelbranche am stärksten zu, während konjunktursensible Branchen wie Technologie und der Finanzbereich besonders deutlich nachgaben.

Aufmerksamkeit zog vor allem die Übernahme der Juwelierkette Bucherer durch Rolex auf sich. Laut Experten könnte das die Branche verändern, nachdem Rolex den Verkauf bisher dem Fachhandel überlassen hatte. Die Aktien des Uhrenhändlers Watches of Switzerland brachen im Londoner Handel um bis zu 30 Prozent ein und gingen letztlich mit einem Abschlag von rund 21 Prozent aus dem Tag. Das Unternehmen gilt als größter Verkäufer von Rolex-Uhren in Großbritannien. In Zürich verloren die Aktien von Richemont 0,8 Prozent und die von Swatch 0,6 Prozent.

Für die Papiere von Aston Martin ging es in London nach einer frisch ausgesprochenen Kaufempfehlung des Analysehauses Jefferies um 5,4 Prozent hoch. Drei Kapitalspritzen in drei Monaten hätten dem Nobelkarossenbauer den Weg zum Schuldenabbau geebnet, schrieb Analyst Philippe Houchois. Es fühle sich dank einer stabilisierten Nettoverschuldung nun wie ein Neuanfang an.

Die Anteile von Heineken legten in Amsterdam um 0,8 Prozent zu. Der niederländische Braukonzern hat den Verkauf seiner Aktivitäten in Russland abgeschlossen und wird das Land endgültig verlassen. Die russische Arnest Group werde alle Anteile, darunter sieben Brauereien, zum symbolischen Preis von einem Euro übernehmen, teilte das Unternehmen mit. Heineken erwartet einen Verlust von rund 300 Millionen Euro./ck/stw