PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Eine schwächelnde Konjunktur hat die Kurse an Europas Börsen vor dem Wochenende weiter nach unten gedrückt. Stark beachtete Umfragen unter Einkaufsmanagern in der Eurozone und in Großbritannien hatten im Juni die Erwartungen verfehlt. Daraufhin verlor der Eurozone-Leitindex 0,76 Prozent und schloss mit 4271,61 Punkten. In der zu Ende gehenden Woche summierte sich das Minus auf 2,8 Prozent - die schwächste Börsenwoche des Index seit Mitte März.

Der französische Cac 40 fiel um 0,55 Prozent auf 7163,42 Zähler, während der britische FTSE 100 mit minus 0,54 Prozent auf 7461,87 Punkte ähnlich stark nachgab.

Der Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe im Euroraum war im Juni einer ersten Schätzung zufolge ebenso wie der Index für den Dienstleistungssektor weiter gefallen. "Der Dienstleistungssektor kommt jetzt auch ins Straucheln", stellte Volkswirt Thomas Gitzel von der VP Bank fest. "Derzeit ist er noch die Stütze der Konjunktur. Doch dieser wichtige Pfeiler scheint mit Blick auf das zweite Halbjahr wegzufallen."

An der Spitze der Verlierer standen die Ölwerte, der Sektor verlor 2,2 Prozent. Er setzte die Korrektur angesichts der trüben Konjunkturaussichten fort. "Der Ölmarkt hat sich zuletzt vor allem auf die Nachfrageentwicklung konzentriert: Sorgen vor einem konjunkturell und strukturell schrumpfenden Bedarf in den Industrieländern und einer möglicherweise enttäuschenden Nachfrageerholung in China belasteten den Preis", stellten die Rohstoffanalysten der Commerzbank fest.

Auch Rohstoffwerte verzeichneten Verluste, der Sektor verlor 1,7 Prozent. Laut Dominic O'Kane von JPMorgan steht Europas konjunktursensiblen Stahl- und Bergbauunternehmen Ungemach aus China bevor. Die chinesischen Stahlexporte dürften sich im Juni weiter beschleunigt haben, so der Experte. Damit drohten Produktionseinschränkungen und Quoten, was schlecht für die Eisenerznachfrage wäre. Es drohe Gegenwind für die Stahlpreise außerhalb Chinas. Für ArcelorMittal , Rio Tinto und BHP befürchtet O’Kane negative Auswirkungen, die Kurse der drei Konzerne gerieten unter Druck.

Unter den Nebenwerten knickten Vestas um 6,6 Prozent ein, nachdem der Energietechnikkonzern Siemens Energy mit dem Windanlagenbauer Siemens Gamesa wegen anhaltender Probleme bei der Tochter seine Ergebnisprognose für das Geschäftsjahr 2022/23 zurückgezogen hatte.

Besser sah es bei den Pharmawerten aus. Der Sektor profitierte ähnlich den Telekomanbietern und den Nahrungsmittelherstellern von seinen defensiven Qualitäten. Doch nicht nur das. Von GSK gab es zudem positive Nachrichten. Der britische Pharmakonzern hatte in einem Rechtsstreit um das Magenmedikament Zantac erstmals einen Vergleich geschlossen. Die Briten einigten sich laut einer Mitteilung vom Freitag vertraulich und nannten daher keine Summen. GSK-Aktien stiegen um knapp fünf Prozent./bek/nas