PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Europas Börsen haben am Donnerstag den dritten Handelstag in Folge Verluste verbucht. Analyst Pierre Veret vom Broker Activtrades sprach von nachlassender Risikobereitschaft der Anleger vor wichtigen Wirtschaftsdaten. Am Freitag steht der monatliche Arbeitsmarktbericht in den USA auf der Agenda. Außerdem verwies Veret auf die Herabstufung der US-Kreditwürdigkeit in Verbindung mit den jüngsten durchwachsenen Quartalsberichten, was zusätzlich verunsichert habe.

Der EuroStoxx 50 verlor 0,73 Prozent auf 4304,63 Punkte. Der französische Cac 40 sank um 0,72 Prozent auf 7260,53 Punkte. In London ging es für den FTSE 100 um 0,43 Prozent auf 7529,16 Punkte abwärts. Wie von Ökonomen erwartet, hob die britische Notenbank im Kampf gegen die hohe Inflation den Leitzins um 0,25 Prozentpunkte auf 5,25 Prozent an und schloss weitere Zinsschritte nicht aus. Damit rangiert der Leitzins nun auf dem höchsten Stand seit der Finanzkrise 2008.

Während die Öl- und Gasbranche mit plus 0,8 Prozent die deutlichsten Gewinne verbuchte, war der Technologiesektor am schwächsten mit minus 1,7 Prozent. Dazu trugen vor allem die Papiere von Infineon bei, die um gut 9 Prozent absackten. Sich abschwächende Margentrends machten dem Chiphersteller zu schaffen und belastete auch die Branchenkollegen. STMicro etwa büßten knapp 3 Prozent ein.

Die Bankbranche legte als zweitstärkste um 0,7 Prozent zu. Starke Zahlen des französischen Branchenvertreters Societe Generale (+3,5%) und des niederländischen Instituts ING (+1,5%) sorgten hier für eine gute Stimmung.

Dagegen ging es für das Papier des französischen Versicherers Axa um 1,6 Prozent abwärts. Die starke Entwicklung im Schaden- und Unfallgeschäft hatte dem Unternehmen im ersten Halbjahr zu einem deutlichen Anstieg des bereinigten Gewinns verholfen. Der zudem angekündigte Kauf des irischen Krankenversicherers Laya vom US-Konzern AIG für 650 Millionen Euro kam womöglich aber nicht überall gut an. Analyst Philip Kett von Jefferies nannte die Übernahme "nicht sonderlich günstig". Allerdings, so schrieb er, passe Laya strategisch gut in den Konzern.

AB Inbev gewannen nach vorgelegten Quartalszahlen 1,3 Prozent. Die Nachfrage nach teuren Biermarken sowie Preiserhöhungen hatten dem weltgrößten Brauer im zweiten Quartal trotz eines Absatzrückgangs zu mehr Umsatz verholfen. In Summe schnitt der Konzern besser ab, als es Analysten erwartet hatten.

In London sprangen die Anteile von Rolls-Royce nach detaillierten Quartalszahlen um 4,5 Prozent hoch. Die Marge des Triebwerkherstellers im zivilen Luftfahrtgeschäft habe sich unerwartet deutlich erholt, hob Analyst David Perry positiv hervor. Er erwartet nun eine deutliche Anhebung der durchschnittlichen Analystenprognose für den Gewinn je Aktie 2023./ck/he