PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Europas Aktienmärkte haben am Freitag eine gute Woche mit deutlichen Gewinnen beendet. Damit trotzten sie der nach einem ebenfalls guten Lauf etwas schwächelnden Wall Street. Der große Verfallstag an den Terminbörsen stützte zudem die Kurse in Europa.

Der EuroStoxx 50 schloss 0,68 Prozent fester bei 4394,82 Punkten. Damit machte er nicht nur den kleinen Rückschlag vom Vortag nach dem Zinsentscheid der Europäischen Zentralbank (EZB) mehr als wett - er schraubte zudem sein Wochenplus auf fast 2,5 Prozent nach oben.

Der Eurozonen-Leitindex blieb auch nur knapp unter seinem Zwischenhoch von 4415 Punkte aus dem November 2021. Überwindet er dieses, kehrt er auf sein Bewertungsniveau aus dem Jahr 2007 zurück - der Zeit vor der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise, welche mit dem Zusammenbruch der US-Großbank Lehman Brothers einen traurigen Höhepunkt erreicht hatte.

Eine ähnlich gute Wochenbilanz wie der EuroStoxx kann der französische Cac 40 vorweisen, der am Freitag 1,34 Prozent auf 7388,65 Punkte gewann. Dagegen hinkte der Londoner FTSE 100 mit einem Plus von 0,19 Prozent auf 7642,72 Zähler der allgemeinen Entwicklung einmal mehr hinterher.

Positive Impulse lieferten den Märkten Inflationsdaten aus der Eurozone, die für den Mai einen erwartungsgemäß deutlichen Rückgang belegten - auf den niedrigsten Stand seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine im Februar 2022. Zudem schwächte sich auch die Kerninflation ohne schwankungsanfällige Preise für Güter wie Energie ab. Dies mindert den Druck auf die EZB für weitere Zinsanhebungen.

Angesichts der Kursgewinne und der Zuversicht an den Aktienmärkten wurden aber auch mahnende Stimmen laut. "Die Anleger sind so entspannt wie zuletzt vor Ausbruch der Corona-Pandemie", hieß es von der Landesbank Baden-Württemberg. "Auf mögliche negative Nachrichten im zweiten Halbjahr sind die Anleger daher nur bedingt vorbereitet." Sowohl in den USA also auch in der Eurozone könnte die restriktive Geldpolitik mit der üblichen Wirkungsverzögerung die Konjunktur weiter bremsen und die Aktienmärkte aus dem Tritt bringen.

Dank der Zinserhöhungen seien zudem Anleihen wieder interessant, betonte Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar vom Broker Robo Markets: "Die attraktive Alternative Rentenmarkt dürfte von vielen Investoren ganz schnell angesteuert werden, wenn die in den vergangenen Monaten erzielten Gewinne am Aktienmarkt anfangen zu bröckeln."

Im europäischen Branchenvergleich waren am Freitag unter anderem Pharmatitel gefragt: Ihr Subindex im marktbreiten Stoxx Europe 600 gewann rund 0,9 Prozent. Hier stützte das Kursplus von 1,6 Prozent beim Schwergewicht Roche , nachdem die US-Gesundheitsbehörde FDA das Krebsmittel Columvi (Glofitamab) zur Behandlung von Leukämie zugelassen hatte.

Dagegen zollte der Rohstoffwerte-Index mit minus 0,6 Prozent der jüngsten Erholung weiter Tribut. Hierin spiegelten sich die Konjunktursorgen angesichts der kräftigen Leitzinserhöhungen der internationalen Notenbanken in den vergangenen Monaten wider./gl/ngu