HERZOGENRATH (dpa-AFX) - Der Halbleiter-Ausrüster Aixtron Aixtron will nach Belastungen durch Lieferverzögerungen das Wachstum im neuen Jahr beschleunigen. Gegen Ende 2022 hatte das Fehlen von Exportlizenzen gebremst. Behörden waren überlastet und warfen teils einen kritischeren Blick auf bestimmte Abnehmerländer, wohl insbesondere China. Zuletzt hatte sich die Lage aber entspannt. 2023 soll der Umsatz nun um mindestens ein Viertel wachsen und die Profitabilität soll verbessert werden. Während Aixtron im vergangenen Jahr beim Umsatz und Betriebsergebnis den Durchschnitt bei den Analystenerwartungen verfehlte, liegt der Ausblick dank der Auftragslage in weiten Teilen darüber.

Die Aixtron-Aktien zogen am Morgen in einer ersten Reaktion beim Broker Lang & Schwarz (L&S) um rund fünf Prozent auf etwas mehr als 27 Euro an. Die Papiere hatten von Ende Februar bis Dezember 2022 einen starken Lauf: Ihr Kurs hatte sich auf gut 32 in etwa verdoppelt. Dann machten sich bei einigen Anlegern Bedenken wegen er Lieferverzögerungen breit, zudem mahnte manch ein Analyst eine bereits recht hohe Bewertung an. Es folgte ein Rücksetzer, im Februar pendelten sich der Kurs dann zwischen 25 und 26 Euro ein.

Rückenwind liefert eine weiterhin hohe Nachfrage nach Anlagen zur Herstellung von Elektronikchips auf Basis von Galliumnitrid (GaN) und Siliziumkarbid (SiC). Bauteile auf dieser Basis sind kleiner, energieeffizienter und temperaturbeständiger als klassische Siliziumchips. Sie ermöglichen Schnellladetechnik und kabelloses Laden für Heimelektronik, werden aber auch für 5G-Mobilfunk-Anwendungen genutzt und umfangreich in Elektroautos und deren Ladestationen verbaut. Große Chipkonzerne stecken aktuell denn auch viel Geld in den Bau neuer Werke, da die Nachfrage für viele Jahre hoch sein dürfte. Zudem fördern die USA und Europa den Bau von Chipfabriken, um die Abhängigkeit von China und Taiwan zu verringern.

Der Umsatz soll vor diesem Hintergrund 2023 um mindestens ein Viertel auf 580 bis 640 Millionen Euro steigen, nach plus acht Prozent auf 463 Millionen Euro im abgelaufenen Jahr, teilte das im MDax notierte Unternehmen am Dienstag in Herzogenrath mit. Damit übertraf Aixtron das untere Ende der in Aussicht gestellten Erlösspanne. Einige Analysten hatten nach entsprechenden Unternehmenssignalen im Januar jüngst schon damit gerechnet, dass der Umsatz eher am untere Ende des Zielkorridors liegen dürfte.

Dabei machten GaN- und SiC-Anlagen im vergangenen Jahr 42 Prozent der Erlöse aus. Anlagen für Optoelektronik-Halbleiter wie Laserchips zur Datenübertragung oder 3D-Sensorik für die Gesichtserkennung sowie Anlagen zur Herstellung von LED und Mikro-LED kommen auf Umsatzanteile von jeweils etwas mehr als einem Viertel. Beim Ausblick stützt sich das Management um Unternehmenschef Felix Grawert auf einen Anlagen-Auftragsbestand von knapp 352 Millionen Euro per Ende 2022, was fast zwei Drittel mehr als zwölf Monate zuvor war. Im neuen Jahr sollen zudem Orders für 600 bis 680 Millionen Euro eingeheimst werden.

Dabei waren Analysten zuletzt allerdings vorsichtiger geworden mit Blick auf die kurzfristige Nachfrage nach Mikro-LED-Anlagen. Zwar wird der Halbleiterkonzern AMS-Osram , das laut Branchenexperten den iPhone-Konzern Apple beliefert, künftig Aixtron-Anlagen für die Produktion von Micro-LED nutzen, nachdem es diese nach langen Tests qualifiziert hatte. Da die Apple Watch mit Mikro-LED aber erst 2025 auf den Markt kommen werde, könnten sich einige Lieferungen von Aixtron an AMS Osram hinziehen, hatte Analystin Olivia Honychurch vom Investmenthaus Jefferies unlängst gesagt. Genaueres dürfte das Management von Aixtron in der Jahrestelefonkonferenz mitteilen.

Mit Blick auf die Profitabilität peilt Grawert 2023 einen Anstieg der Gewinnmarge vor Zinsen und Steuern (Ebit-Marge) auf 25 bis 27 Prozent an. 2022 hatte die Marge bei 23 Prozent gelegen, was einem Wachstum des Betriebsergebnisses um sechs Prozent auf 105 Millionen Euro entspricht. Der Überschuss legte in gleicher Größenordnung auf etwas mehr als 100 Millionen Euro zu. Die Dividende soll um einen Cent auf 0,31 Euro steigen. Der freie Mittelzufluss fiel indes deutlich auf 7,7 Millionen Euro, nach zuvor 48,7 Millionen. Das lag allerdings vor allem an einem starken Anstieg der Vorräte durch die Lieferverzögerung fertiger Maschinen sowie am umfangreichen Einkauf von Materialien, um Lieferengpässe zu vermeiden./mis/he/knd/zb