HERZOGENRATH (dpa-AFX) - Der rasant wachsende Bedarf an effizienteren Elektronikchips für E-Mobilität, Energiewende und Digitalisierung treibt die Nachfrage bei Aixtron weiter an. Während der Auftragseingang im ersten Quartal wuchs, erwiesen sich allerdings fehlende Exportlizenzen für fertige Anlagen als spürbare Belastung für Umsatz und Gewinn. Hier musste Aixtron teils deutliche Einbußen verkraften, zugleich fielen die Kennziffern schlechter aus als am Markt erwartet. Den Anlegern an der Börse schmeckten die anhaltenden Lieferverzögerungen nicht, schließlich verspricht der Vorstand schon seit einiger Zeit Besserung.

Die Aixtron-Papiere brachen am Donnerstagvormittag als einer der schwächsten Werte im MDax zuletzt noch um rund sieben Prozent auf 25,67 Euro ein. Zum Auftakt hatten sie sogar die Chart-Unterstützung bei 25 Euro getestet. Zwar dürften sich die Konsenserwartungen für Aixtron erst einmal nicht wesentlich ändern, doch sorgten die Lieferverzögerungen für Unsicherheit, schrieb Analyst Jürgen Wagner vom Investmenthaus Stifel in einer ersten Einschätzung.

Das Problem im Export fertiger Anlagen besteht schon seit dem vergangenen Jahr. Allerdings hatte Unternehmenschef Felix Grawert noch Ende Februar betont, dass die Genehmigungen nach und nach eintrudeln dürften. Er blieb auch jetzt optimistisch und bestätigte im Zuge der Veröffentlichung der Resultate des ersten Quartals die Jahresziele. Dabei ist Aixtron "sehr zuversichtlich, die ausstehenden Exportlizenzen in Kürze zu erhalten", wie es vom Unternehmen auf Anfrage von dpa-AFX hieß.

Warum die Lizenzen weiterhin fehlen, muss die Unternehmensführung am Nachmittag in einer Telefonkonferenz mit Analysten dann wohl näher erläutern. Bislang hatte Grawert vor allem auf Engpässe in den zuständigen Behörden verwiesen. Am Markt machten sich zuletzt aber auch Sorgen breit, dass die zuständigen Stellen genauer hinschauen könnten, welche Anlagen nach China geliefert werden.

So sehen sich westliche Chipindustrieausrüster wie etwa ASML vermehrt mit strikten Auflagen aus den USA und anderen Ländern konfrontiert. Erst im März schränkten die Niederlande den Export bestimmter Maschinen zur Produktion modernster Mikrochips nach China ein und verwiesen dabei auf die "(inter)nationale Sicherheit" als Grund.

Die Erlöse von Aixtron fielen in den drei Monaten bis Ende März im Jahresvergleich um 13 Prozent auf 77,2 Millionen Euro, wie das im Index der mittelgroßen Börsenwerte MDax notierte Unternehmen in Herzogenrath mitteilte. "Mit den ursprünglich vorgesehenen Auslieferungen hätte der Umsatzerlös deutlich über dem des Vorjahresquartals gelegen", erklärte Aixtron gegenüber dpa-AFX.

Noch deutlicher als der Umsatz brach der Gewinn ein, maßgeblich waren hier auch höhere Forschung- und Entwicklungskosten. Zudem stellte das Unternehmen aufgrund der hohen Nachfrage zahlreiche neue Mitarbeiter ein: Die Zahl der Beschäftigten stieg (auf Vollzeitstellen umgerechnet) in den drei Monaten bis Ende März um knapp 80 auf 974.

Das operative Ergebnis sank um drei Viertel auf 3,5 Millionen Euro. Die Gewinnmarge vor Zinsen und Steuern liegt mit nur fünf Prozent deutlich unter dem 2023er-Ziel von 25 bis 27 Prozent. Unter dem Strich verdiente Aixtron zum Jahresstart 3,5 Millionen Euro nach 13,8 Millionen vor einem Jahr. Mit Umsatz und Gewinn verfehlte das Unternehmen die durchschnittlichen Analystenschätzungen deutlich.

Trotz des mauen Auftakts beim Umsatz bleibt Grawert zuversichtlich, 2023 die Erlöse um mindestens ein Viertel auf 580 bis 640 Millionen Euro steigern zu können.

Er stützt sich auf einen Auftragsbestand für Anlagen von knapp 418 Millionen Euro per Ende März - 60 Prozent mehr als vor einem Jahr. Im ersten Quartal kamen 7 Prozent mehr Bestellungen herein, das Ordervolumen stieg auf fast 140 Millionen Euro. Damit ist fast ein Viertel des unteren Endes der Jahreszielspanne von 600 bis 680 Millionen Euro erreicht.

Der Konzern profitiert weiter von der Nachfrage nach Maschinen zur Herstellung von Verbindungshalbleitern. Diese Aixtron-Anlagen zur Herstellung der Grundlage von Elektronikchips auf Basis von Galliumnitrid (GaN) und Siliziumkarbid (SiC) sind trotz der Flaute in einigen Teilen der Chipbranche begehrt. Solche Chips sind kleiner, energieeffizienter und temperaturbeständiger als klassische Siliziumchips. Damit können sie mehr Strom schneller leiten.

Das ermöglicht Schnellladetechnik für Heimelektronik und E-Autos, den sparsameren Betrieb von Daten- und Serverzentren, genauso wie bestimmte 5G-Mobilfunk-Anwendungen. Große Chipkonzerne stecken viel Geld in den Bau neuer Werke und den Kapazitätsausbau, da die Nachfrage für viele Jahre hoch sein dürfte. Zudem fördern die USA und Europa den Bau von Chipfabriken, um die Abhängigkeit von China und Taiwan zu verringern.

Mehrere Großkunden hätten Aixtron mit dem Aufbau von Hochvolumenproduktionen für GaN und SiC beauftragt, hieß es am Donnerstag weiter. Allein GaN-bezogene Bestellungen hätten im ersten Quartal mehr als ein Drittel des Anlagenauftragseingangs ausgemacht. So würden die Kunden derzeit vermehrt neue Anwendungsbereiche erschließen - etwa in den mittleren Spannungsklassen und der Solarenergie. Dem Bereich SiC komme derweil weiter der Ausbau der Elektromobilität zugute.

Anlagen für Optoelektronik-Halbleiter, wie sie für Laserchips zur Datenübertragung oder 3D-Sensorik für die Gesichtserkennung gebraucht werden, sowie Anlagen zur Herstellung von Mikro-LED seien ebenfalls gefragt./mis/ck/tav/jha/