AMSTERDAM (dpa-AFX) - Der weltgrößte Flugzeugbauer Airbus ist angesichts von Lieferproblemen und Sonderkosten im zweiten Quartal weiter unter Druck geblieben. "Unsere finanzielle Entwicklung im Halbjahr spiegelt hauptsächlich bedeutende Einmalaufwendungen in unserem Raumfahrtgeschäft wider", sagte Konzernchef Guillaume Faury laut Mitteilung am Dienstagabend in Amsterdam. "Wir gehen die Ursachen für diese Probleme an", versprach er. Insgesamt fiel der Gewinneinbruch aber nicht so deutlich aus wie befürchtet. Die im Dax notierte Aktie erholte sich weiter von ihrem Einbruch nach der Prognosesenkung im Juni.

Das Papier gewann nach Handelsbeginn 6 Prozent und machte damit seinen bisher im Jahr aufgelaufenen Verlust wett. Analystin Chloe Lemarie von Jefferies sah den operativen Gewinn vor allem in der Zivilflugzeugsparte besser als erwartet, trotz eines bedeutenden Stellenaufbaus. Die Abschreibung in der Raumfahrtsparte sei letztlich höher ausgefallen als zuvor avisiert. Dennoch habe das operative Ergebnis im Konzern besser abgeschnitten als befürchtet. Die Jahresziele seien nun einfacher zu erreichen, lobte Barclays-Analystin Milene Kerner.

Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern lag im Quartal bei 814 Millionen Euro und rutschte damit wegen bereits bekannter Abschreibungen in der Raumfahrtsparte und wegen geringerer Auslieferungen von Verkehrsflugzeugen im Jahresvergleich auf weniger als die Hälfte ab. Der Umsatz legte um ein Prozent auf 16,0 Milliarden Euro zu und schlug damit ebenfalls die Erwartungen.

Unter dem Strich stand für Airbus noch ein Gewinn von 230 Millionen Euro. Das waren fast 80 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Bereits mit der Prognosesenkung vor rund einem Monat hatte der Konzern eine Abschreibung in der Raumfahrtsparte bekannt gemacht, die nun mit fast einer Milliarde Euro zu Buche schlägt statt der ursprünglich avisierten 0,9 Milliarden. Betroffen sind Projekte rund um Telekommunikation, Navigation und Überwachung, die vermutlich länger brauchen als bislang gedacht.

Airbus profitiert zwar von der Dauerkrise des US-Hauptrivalen Boeing , kommt aber wegen seiner Probleme in der Lieferkette kaum mit dem Abarbeiten von Bestellungen hinterher. Die im Juni gesenkten Jahresprognosen bestätigte das Management um Chef Faury. So sollen rund 770 Verkehrsflugzeuge ausgeliefert werden, der bereinigte operative Gewinn soll noch etwa 5,5 Milliarden Euro ausmachen.

Der Konzern baut derzeit die Produktion deutlich aus. Vor allem beim Kassenschlager, der A320neo-Familie mit geringerem Spritverbrauch, bremsen Lieferkettenprobleme den Hochlauf aber spürbar aus. Das monatliche Produktionsziel von 75 Maschinen wird wohl erst im Jahr 2027 erreicht, wie Airbus bereits vor rund einem Monat einräumen musste. Zuvor hatte der Konzern dafür das Jahr 2026 angepeilt. Probleme hat Airbus bei einer breiten Palette von Zulieferteilen - von Triebwerken bis hin zu Kabinenausstattungen.

Da der Konzern zwar viele Teile auf Lager legt, manche aber fehlen und damit die Produktion verzögern, lasten die Probleme auch auf dem freien Finanzmittelfluss - so floss im ersten Halbjahr Geld ab. Die Bestellungen von Flugzeugen gingen netto um 70 Prozent auf 310 Stück zurück. Das Auftragsbuch war Ende Juni aber dennoch praller gefüllt als ein Jahr zuvor./men/nas/ngu