HERZOGEBAURACH (dpa-AFX) - Der Sportartikelhersteller Adidas kämpft weiter mit hohen Lagerbeständen, sieht aber eine deutliche Erholung. Dennoch bleibt das Umfeld volatil. Adidas sehe weiterhin viel Unsicherheit für den Rest des Jahres, erklärte Konzernchef Björn Gulden am Donnerstag bei der Vorlage endgültiger Zahlen. "Der Warenbestand im Markt ist noch immer hoch, daher sind die Einzelhändler zurückhaltend in ihren Bestellungen." Dennoch gibt es erste Lichtblicke. So seien die Vorräte im Vergleich zum Vorjahr im zweiten Quartal lediglich um ein Prozent auf 5,5 Milliarden Euro gestiegen, teilte das Unternehmen in Herzogenaurach mit. Im Vergleich zum Vorquartal hätten sie sich "deutlich" verbessert.

Die Adidas-Aktie schwankte am Vormittag zwischen Plus und Minus. Gegen Mittag lag das Papier nun mit knapp zwei Prozent im Plus.

Mit dem zweiten Quartal zeigte sich Gulden zufrieden. "Obwohl wir immer noch zu viel Warenbestand mit niedriger Umschlagshäufigkeit im Markt haben, hat sich der Durchverkauf verbessert", so Gulden. Das Kerngeschäft habe sich etwas besser entwickelt als erwartet. Adidas verdiente in den drei Monaten bis Ende Juni deutlich weniger als ein Jahr zuvor. Im fortgeführten Geschäft sank der Gewinn auf 96 Millionen Euro - im Vergleich zu 360 Millionen im Vorjahr.

Die bereits Ende Juli veröffentlichten Zahlen zur operativen Entwicklung wurden bestätigt. Das Betriebsergebnis nahm deutlich von 392 Millionen auf 176 Millionen Euro ab. Dabei belasteten auch die hohen Rabatte, die wegen der hohen Lagerbestände gegeben wurden. Vor allem in Nordamerika ist der Handel stark von Rabatten geprägt.

Das Ergebnis enthält zudem Sonderaufwendungen von insgesamt rund 160 Millionen Euro. Diese setzen sich aus den Einmalkosten im Zusammenhang mit der laufenden strategischen Prüfung sowie Spenden und Rückstellungen für künftige Spenden zusammen, die im Zusammenhang mit dem Verkauf einer ersten Charge von Yeezy-Produkten des umstrittenen Rappers Kanye West stehen. Der Verkauf dieser Produkte habe dabei rund 150 Millionen Euro zum Betriebsergebnis beigetragen, hieß es.

Das Umsatzvolumen der Yeezy-Produkte bezifferte Gulden in einer Telefonkonferenz auf rund 400 Millionen Euro für das Quartal, insgesamt sanken die Erlöse wie bereits bekannt um fünf Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf 5,3 Milliarden Euro. Dabei war vor allem das Großhandelsgeschäft wegen des Abbaus der hohen Lagerbestände rückläufig. Im E-Commerce wirkten sich die Yeezy-Verkäufe positiv aus.

Der Konzern hatte Ende Mai den Verkauf eines Teilbestands der "Yeezy"-Produkte gestartet, die aus der aufgekündigten Partnerschaft mit dem umstrittenen Rapper West stammen, der sich inzwischen nur noch Ye nennt. Ein "signifikanter Betrag" soll an Organisationen gespendet werden, die sich gegen Diskriminierung und Hass, einschließlich Rassismus und Antisemitismus, einsetzen. Geplant sind Gulden zufolge 110 Millionen Euro.

Seit Mittwoch ist ein zweiter Schwung Yeezy-Produkte auf dem Markt. Im Gegensatz zur ersten Tranche, die nur über den eigenen Online-Shop verkauft wurde, sollen diese Produkte nun auch über einzelne Großhandelspartner verkauft werden. Daher könne Adidas keine Aussagen über weitere Erlöse oder Gewinne machen, sagte Gulden. Beim ersten Teil habe es sich vor allem um hochpreisige Produkte gehandelt, die ohne Rabatte verkauft worden seien. Die Nachfrage sei dabei hoch gewesen. "Wir werden weiterhin vorsichtig mehr unserer "Yeezy"-Bestände abverkaufen. Das ist wesentlich besser, als den Bestand zu vernichten und abzuschreiben", so Gulden.

Adidas hatte unter anderem wegen des guten Abverkaufs der Yeezy-Produkte bei der Vorlage der vorläufigen Zahlen Ende Juli seine Prognose für das Jahr erhöht. Der Sportartikelhersteller geht für 2023 von einem negativen Betriebsergebnis von 450 Millionen Euro aus. Zunächst hatte das Management mit minus 700 Millionen gerechnet. Die Abschreibungen auf den übrigen "Yeezy"-Bestand sieht der Vorstand nun bei 400 Millionen Euro, dies sind 100 Millionen weniger als zuvor. Dazu kommen Kosten für die strategische Überprüfung von unverändert bis zu 200 Millionen Euro. Bereinigt sieht das Unternehmen das Betriebsergebnis weiter etwa im Bereich der Gewinnschwelle. Eine weitere Verbesserung der Ergebnisse durch künftige "Yeezy"-Verkäufe schloss Adidas dabei nicht aus.

Beim Umsatz erwartet das Management um Gulden einen geringeren Rückgang. So dürften die Erlöse währungsbereinigt im mittleren einstelligen Prozentbereich sinken. Zuvor hatte das Management einen Rückgang im hohen einstelligen Prozentbereich in Aussicht gestellt./nas/stw/jha/