HERZOGENAURACH (dpa-AFX) - Der Sportartikel-Konzern Adidas wird nach ersten Abverkäufen der "Yeezy"-Produkte für das laufende Jahr optimistischer. Insgesamt hat sich auch das Adidas-Geschäft im zweiten Quartal leicht besser entwickelt als vom Dax-Konzern erwartet. Damit dürften 2023 der erwartete Verlust und das Umsatzminus geringer ausfallen als angenommen, wie der Hersteller am Vorabend in Herzogenaurach mitteilte. Am Dienstagmorgen reagierten die Investoren an der Börse begeistert.

Kurz nach Handelsstart legte die Aktie zeitweise um knapp 5 Prozent auf mehr als 183 Euro zu. So viel kostete das Papier zuletzt vor über einem Jahr. Damit war die Aktie zugleich auch der beste Wert im Dax.

Die vorläufigen Zahlen des Sportartikelherstellers für das zweite Quartal seien besser als erwartet ausgefallen, wohl getrieben vom erstmaligen erfolgreichen Abbau der Yeezy-Bestände, schrieb Analyst James Grzinic vom Analysehaus Jefferies. Die angehobene Jahresprognose erscheine konservativ.

"Besser als befürchtet", lautete das erste Fazit von Branchenfachmann Volker Bosse von der Baader Bank. Der Umsatzrückgang sei im zweiten Quartal nur halb so stark gewesen wie vom Markt prognostiziert. Analyst Warwick Okines von der französischen Investmentbank Exane BNP stufte Adidas von "Neutral" auf "Outperform" hoch und sieht nun ein Aufwärtspotenzial von gut einem Fünftel. Er traut dem Unternehmen bei zunehmender Markendynamik eine schnelle Erholung der Profitabilität zu.

Adidas geht nun für das laufende Jahr von einem negativen Betriebsergebnis von 450 Millionen Euro aus, nach zunächst geschätzten minus 700 Millionen Euro. Die Abschreibungen auf den übrigen "Yeezy"-Bestand werden bei 400 Millionen Euro gesehen, dies sind 100 Millionen weniger als zuvor. Dazu kommen Kosten für die strategische Überprüfung von unverändert bis zu 200 Millionen Euro. Bereinigt sieht das Unternehmen das Betriebsergebnis weiter etwa im Bereich der Gewinnschwelle. Eine weitere Verbesserung der Ergebnisse durch künftige "Yeezy"-Verkäufe schloss Adidas dabei nicht aus.

Der Konzern hatte Ende Mai angekündigt, Teile des Bestandes an den gemeinsam mit Rapper Kanye West auf den Markt gebrachten Produkten der "Yeezy"-Reihe auch nach der Trennung von dem umstrittenen Musiker zu verkaufen. Ein "signifikanter Betrag" soll an Organisationen gespendet werden, die sich gegen Diskriminierung und Hass, einschließlich Rassismus und Antisemitismus, einsetzen.

Auch beim Umsatz wurde Adidas nun etwas zuversichtlicher. Hier erwartet das Management um Konzernchef Björn Gulden einen geringeren Rückgang. So dürften die Erlöse währungsbereinigt im mittleren einstelligen Prozentbereich sinken, zuvor hatte das Management einen Rückgang im hohen einstelligen Prozentbereich in Aussicht gestellt.

Im zweiten Quartal sank der Umsatz insgesamt um fünf Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf 5,3 Milliarden Euro, wie Adidas anhand vorläufiger Zahlen weiter mitteilte. Währungsbereinigt lagen die Erlöse auf dem Vorjahresniveau. Die bei Analysten viel beachtete Bruttomarge legte um 0,6 Prozentpunkte auf 50,9 Prozent zu. Das Betriebsergebnis sank von zuvor 392 Millionen auf 176 Millionen Euro.

Die Sportartikelindustrie kämpft derzeit mit hohen Lagerbeständen, die sie zum Teil nur durch Rabatte abbauen kann. Im vergangenen Jahr hatten die Händler als Folge der Lieferkettenprobleme in erheblichem Umfang zusätzlich Produkte geordert, um die damals noch hohe Nachfrage bedienen zu können. Die Artikel liegen nun in den Lagern, während sich die Verbraucher mit Käufen zurückhalten. Adidas hatte im Mai bei der Vorlage der Zahlen zum ersten Quartal angekündigt, die Lagerbestände im vierten Quartal unter Kontrolle zu haben./nas/knd/tav/jha/