BERGISCH-GLADBACH (dpa-AFX) - Eine Neuausrichtung hat der Beteiligungsgesellschaft Indus Holding im vergangenen Jahr einen operativen Gewinnrückgang eingebrockt. Firmenchef Johannes Schmidt sieht 2023 aber als "Jahr des Neustarts". Die genaue Prognose soll mit Vorlage des Geschäftsberichts am 23. März veröffentlicht werden. Anleger blieben skeptisch.

Indus hatte Ende 2022 angekündigt, sich mit den Segmenten Engineering, Infrastructure und Materials neu aufzustellen. Beteiligungen im Bereich Fahrzeugtechnik, die unter einer trägen Autokonjunktur leiden, sollen verkauft werden.

Der Umsatz der fortgeführten Geschäfte stieg 2022 um 10 Prozent auf 1,8 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis vor Wertminderungen legte leicht auf 176,5 Millionen Euro zu. Inklusive der Wertberichtigungen für die zum Verkauf stehenden Beteiligungen sank der operative Gewinn (Ebit) aber um fast ein Fünftel auf 133,7 Millionen Euro.

Einer der Gründe für den Gewinnrückgang ist die Neubewertung einiger der Beteiligungen vor dem Hintergrund des veränderten Zinsumfelds. Außerdem musste Indus Abschreibungen auf einige Bereiche angesichts schlechterer Zukunftsaussichten vornehmen, hieß es. Auch die nicht mehr fortzuführenden Geschäfte mussten neu bewertet werden und verzeichneten hohe Verluste. Auf Konzernebene rutschte Indus daher in die roten Zahlen und verbuchte einen Fehlbetrag nach Steuern von 51 Millionen Euro nach einem Gewinn von 47,6 Millionen im Vorjahr.

Die Aktie rutschte am Donnerstag im SDax 1,8 Prozent ab und bewegt sich damit weiter in der Spanne, in der sie sich in seit der zweiten Januarhälfte eingependelt hat. Auf diesem Niveau hatte sie sich zuvor zuletzt Mitte Juni befunden, als die Europäische Zentralbank das Ende des Leitzinstiefs eingeläutet hatte, was vor allem zinsabhängige Werte wie Indus unter Druck setzt. In diesem Jahr können Anleger für ihre Indus-Beteiligung im Depot aber dennoch einen Wertzuwachs von fast 13 Prozent verzeichnen, dank einer bereits Mitte Dezember eingesetzten Kurserholung.

Die Bergisch-Gladbacher trennen sich im Zuge der Umstrukturierung von den Beteiligungen im Segment Fahrzeugtechnik. "Damit befreien wir Indus von starken Verlusten im Automobilsektor", sagte Schmidt am Donnerstag. Zu den nicht-fortgeführten Geschäften gehört die Beteiligung SMA Metalltechnik, sie wurde aufgrund der Beantragung des Insolvenzverfahrens entkonsolidiert. Deswegen hatte Indus bereits Ende Oktober seine Gewinnprognose für 2022 gesenkt. Die Beteiligungen an Schäfer und Selzer will das Management dieses Jahr veräußern. Die drei Beteiligungen kamen 2022 auf einen Verlust nach Steuern von 123,9 Millionen Euro.

Schmidts Plan sieht vor, dass sich Indus künftig auf den Bereich Industrietechnik konzentriert. Es seien die Voraussetzungen geschaffen worden, um wieder an die erfolgreichen Jahre vor 2020 anzuknüpfen, sagte Schmidt im Dezember. War Indus bisher vor allem ein Finanzinvestor, agiere das Unternehmen nun als Beteiligungsgesellschaft mit Technologieschwerpunkten für Nachfolgelösungen mittelständischer Unternehmen.

Das Geschäft gliedert sich seit diesem Jahr in drei Bereiche. Die neue Struktur schaffe mehr Transparenz, schrieb Analystin Cansu Tatar vom Analysehaus Warburg Research unlängst. Die Unternehmen im Beteiligungsportfolio dürften allerdings zunächst unter den sich weiter eintrübenden konjunkturellen Aussichten leiden, notierte sie in einer ersten Reaktion auf die vorgelegten Zahlen am Donnerstag.

Im Segment Infrastructure bündelt Indus nun die Bau- und Gebäudetechnik, Telekommunikations-Infrastruktur und Kälte- und Klimatechnik. Im Segment Materials geht es um die Verarbeitung von Materialien, wie Metallumformung und -bearbeitung, die Metallerzeugung für Hartmetalle und Strahlmittel, sowie medizinische Verbrauchsmaterialien und Hilfsmittel. Im dritten Segment Engineering werden Indus' Beteiligungen in den Bereichen Automatisierung und Robotik, Sensorik, Mess- und Regeltechnik und aus dem spezialisierten Maschinen- und Gerätebau gebündelt./lew/nas/mis