(Neu: Analyst im zweiten Absatz, Aussagen von Ermotti, Hamers und Kelleher aus Pressekonferenz)
ZÜRICH (dpa-AFX) - Paukenschlag in Zürich: Die UBS
An der Börse kam der Schritt gut an. Die UBS-Aktien legten um mehr als zwei Prozent zu. Angesichts der bevorstehenden, komplexen Integration sei die Ernennung von Ermotti positiv, erklärte der anerkannte Branchenexperte Kian Abouhossein von der Bank JPMorgan. Der Manager habe bereits 2012 die Restrukturierung des Investmentbanking- und Anleihengeschäfts der UBS erfolgreich gemeistert.
Es werde jetzt ein weiteres wichtiges Kapital in der UBS-Geschichte geschrieben, sagte Ermotti am Mittwoch vor Medien. Seiner Meinung nach sei Größe beziehungsweise Skalierung entscheidend. Es sei wichtig für die Schweiz, eine stabile globale Großbank zu haben, wenn das Land ein Finanzzentrum bleiben wolle. Er glaube eher an "too small to survive" (zu klein zum Überleben) als an "too big to fail".
Für UBS-Präsident Colm Kelleher steht nun die Stabilisierung der Situation im Vordergrund. Danach müsse man alles ganz genau anschauen. Die Kultur der Credit Suisse sei schon eine andere als die der UBS. Und es gebe einen "schlechten" Teil, welcher vor allem das Investment Banking und das Riskmanagement betreffe. Die Vermögensverwaltung hingegen sei größtenteils "sauber".
Ermotti sagte, ihm sei durchaus bewusst, dass man erst einmal Vertrauen wiederherstellen müsse. Auch brauche er erst einmal einige Monate Zeit, um all die offenen Fragen zu beantworten. Seinen Aussagen nach ist noch unklar, ob es zu weiteren Veränderungen im Top-Management kommen wird. Sowohl die UBS als auch die Credit Suisse hätten sehr gute Leute, sagte der Manager. Die ganze Situation müsse jetzt erst noch ausgewertet werden. Und dabei wolle er unvoreingenommen an die Sache rangehen und das Beste für die Mitarbeiter herausholen - für die der UBS und der Credit Suisse gleichermaßen.
Bereits nach der UBS-Generalversammlung am kommenden Mittwoch übernimmt Ermotti das Ruder bei der größten Schweizer Bank. Der aktuelle Chef Hamers soll ihm während einer Übergangsphase noch beratend zur Seite stehen, um einen erfolgreichen Abschluss der Transaktion und eine reibungslose Übergabe zu gewährleisten, wie es hieß.
Seinen Posten als Swiss-Re-Präsident wird Ermotti aufgeben. Um jedoch einen geordneten Übergang beim Rückversicherer zu ermöglichen, will er sich an der Generalversammlung am 12. April zur Wiederwahl stellen und nach einer kurzen Übergabeperiode zurückzutreten.
Er habe den Wechsel zurück zur UBS einerseits als einen Ruf zur Pflicht empfunden, sagte Ermotti. Andererseits wäre es für ihn ein Widerspruch gewesen, abzulehnen, wo er doch daran glaube, dass es der richtige Schritt für die UBS sei. Er habe immer schon bei so einer Fusion dabei sein wollen, sagte der Manager weiter. Er fühle sich geehrt, gefragt worden zu sein, diese Transformation zu managen.
Der UBS-Verwaltungsrat begründet die Personalentscheidung mit den "neuen Herausforderungen und Prioritäten", denen die Großbank mit der Übernahme der Credit Suisse ausgesetzt sei. Auch sei geeignet gewesen, sagte Kelleher. Aber der Verwaltungsrat habe entschieden, dass Ermotti der "bessere Pilot" in diesen Zeiten sei.
Für Ermotti ist es indes kein Job auf Zeit. "Ich bleibe, so lange ich dazu gebeten werde, mindestens aber so lange, bis 'der Job' getan ist." Über einen Zeitplan, wie lange Ermotti bleiben soll, sei nicht gesprochen worden, fügte Kelleher hinzu. Man dürfe die Herausforderungen, die anstünden, nicht unterschätzen.
Der Niederländer Hamers war erst im November 2020 auf den Schweizer Ermotti gefolgt, der die UBS neun Jahre lang geleitet hatte. Ermotti habe die Bank nach der globalen Finanzkrise erfolgreich neu positioniert, indem er die Vermögensverwaltung in den Fokus stellte, hieß es in der Mitteilung weiter. Er habe den Fußabdruck des Investmentbankings verkleinert und für einen kulturellen Wandel innerhalb der Bank gesorgt.
Dank dieser Erfahrung und seiner tiefen Kenntnisse der Finanzdienstleistungsbranche in der Schweiz und weltweit sei Ermotti bestens geeignet, die Integration der Credit Suisse umzusetzen. Ermotti selbst sagte, die anstehende Aufgabe sei dringend und herausfordernd. Er wisse um die Verunsicherung, die es gebe. Er verspreche aber, sich vollständig darauf zu konzentrieren, das beste Ergebnis für die Kunden, die Mitarbeiter, die Aktionäre und die Schweizer Regierung zu erzielen.
UBS-Präsident Kelleher dankte dem scheidenden Hamers laut Mitteilung für seine Arbeit in den vergangenen zweieinhalb Jahren und die entscheidende Rolle bei der Übernahme, aber auch für sein Verständnis für die aktuelle Situation und seine Bereitschaft zurückzutreten.
Hamers wiederum sagte, er bedauere seinen Rücktritt, aber die Umstände hätten sich in einer Weise verändert, womit niemand gerechnet habe. Die Integration der Credit Suisse sei nun die wichtigste Aufgabe. Er verbarg dabei nicht, dass er durchaus auch gerne die Integration nach der Übernahme der CS durch die UBS geleitet hätte. Liebend gerne hätte auch er den Job übernommen, wie er sagte. Er unterstütze aber die Entscheidung des Verwaltungsrats./ys/rw/AWP/mis/lew/ngu