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MÜLHEIM/RUHR (dpa-AFX) - Die Lieferung frischer Lebensmittel bis an die Haustür - bisher ist das für Verbraucher in Deutschland bei weitem nicht überall möglich. Das liegt auch daran, dass die Handelsketten das Geschäft mit unterschiedlich großer Leidenschaft verfolgen. Manche liefern in ausgewählten Regionen, einige verzichten ganz darauf und andere wiederum experimentieren in begrenztem Umfang, wie zum Beispiel Aldi Süd. Im August hatte der Discounter bekannt gegeben, Kundinnen und Kunden in Mülheim an der Ruhr, Duisburg und Oberhausen testweise mit Lebensmitteln beliefern zu wollen.

Wie läuft es? Auf sein ganzes Verbreitungsgebiet ausweiten will Aldi Süd das Angebot zumindest vorerst nicht. "Zum aktuellen Zeitpunkt ist eine flächendeckende Umsetzung nicht geplant", sagt eine Sprecherin des Unternehmens. In den drei Ruhrgebietsstädten soll das Angebot aber fortgesetzt werden, die Testphase ist noch nicht abgeschlossen. Wie lange sie noch dauert, will Aldi Süd nicht sagen.

Das Geschäft mit Lebensmittel-Lieferdiensten ist auch infolge der Corona-Pandemie kräftig gewachsen. Viele Verbraucher konnten sich den Weg in den Supermarkt sparen und damit eine Ansteckung vermeiden. Laut dem Kölner Institut für Handelsforschung betrug der Online-Marktanteil des Bereichs Lebensmittel und Delikatessen 2022 zwar nur 2,4 Prozent, ist im Vergleich zum Vorjahr aber um knapp ein Viertel gewachsen.

Hohe Kosten für Lieferungen

Der Markt gilt jedoch aus verschiedenen Gründen als schwierig. Wegen der hohen Kosten für Personal, Rohstoff und Logistik sei der Online-Handel mit Lebensmitteln "aktuell kein rentables Geschäftsmodell", heißt es auch von Aldi Süd. Liefergebühren stellten "in Zeiten absoluter Preissensibilität" für viele Menschen eine Hürde dar. Die Gebühr für eine Aldi-Lieferung beträgt 4,50 Euro, ab 50 Euro ist die Zustellung kostenlos.

Kai Hudetz vom Kölner Institut für Handelsforschung (IFH) findet die Entscheidung von Aldi Süd nachvollziehbar. "Das Ergebnis war aus meiner Sicht so zu erwarten. Die Haustürbelieferung von frischen Lebensmitteln ist extrem aufwändig und teuer." Die Margen im Lebensmitteleinzelhandel seien extrem niedrig, da könnten insbesondere Discounter die hohen Kosten nicht kompensieren.

Hudetz kann sich dennoch vorstellen, dass Lebensmittel-Lieferdienste mittelfristig Erfolg haben können. Dafür müssen die Kundinnen und Kunden überzeugt werden, dass "der Service mit seinem enormen Bequemlichkeitsvorteil einen Aufpreis wert ist". Es sei nicht möglich, einen Premiumservice wie eine Haustürbelieferung zum gleichen Preis zu erhalten, sagt der IFH-Geschäftsführer.

Discounter halten sich noch zurück

Für Rewe und Edeka ist das Thema Lieferservice nicht neu. Viele selbstständige Edeka-Händler beliefern ihre Kunden seit Jahren lokal mit Lebensmitteln. Seit 2021 ist das Unternehmen an dem Lieferdienst-Start-up Picnic beteiligt. Der beliefert nach eigenen Angaben deutschlandweit 140 Kommunen - und das kostenlos. Die Supermarktkette Rewe ist laut dem Kölner Institut für Handelsforschung (EHI) aktuell Marktführer beim Online-Handel mit Lebensmitteln und Getränken. Im vergangenen Jahr erzielte das Unternehmen demnach einen Netto-Umsatz von 650 Millionen Euro, auf dem zweiten Platz lag Flaschenpost mit 467,9 Millionen Euro.

Rewe liefert zurzeit in 90 Städten ab 50 000 Einwohnern, die Gebühr liegt je nach Bestellwert und Zeitfenster zwischen 0 und 4,90 Euro. Mehr als 3000 Beschäftigte sind bundesweit inzwischen für den Lieferservice im Einsatz. Vom Geschäftsmodell ist das Unternehmen überzeugt. E-Food sei kein kurzfristiges Phänomen und werde sich langfristig weiterentwickeln und Marktanteile hinzugewinnen, heißt es.

Die Discounter halten sich beim Thema Lieferservice hingegen noch bedeckt. "Wir haben vorerst keine Pläne und beobachten mit Interesse, was bei dem Test von Aldi Süd herauskommt", sagt eine Sprecherin von Aldi Nord. Auch Lidl will aktuell kein entsprechendes Angebot einführen./cr/DP/ngu