(neu: Aussagen aus Online-Pressekonferenz zu Hurrikan "Milton", Entwicklung Deutschland-Geschäft und Details zu Gewinnziel für 2025, Kursreaktion)

HANNOVER (dpa-AFX) - Der Versicherer Talanx rechnet nach einem überraschend guten Sommer mit noch höheren Gewinnen im laufenden und im kommenden Jahr. Trotz höherer Katastrophenschäden erwartet Vorstandschef Torsten Leue für 2024 jetzt einen Rekordgewinn von mehr als 1,9 Milliarden Euro, wie der Konzern mit der Hauptmarke HDI und der Tochter Hannover Rück am Donnerstag in Hannover mitteilte. 2025 soll der Überschuss nun die Marke von 2,1 Milliarden Euro überschreiten. Damit legt Leue die Latte um jeweils 200 Millionen höher.

An der Börse kamen die Neuigkeiten gut an. Die Talanx-Aktie legte am Vormittag um mehr als drei Prozent auf 75,45 Euro zu und gehörte damit zu den stärksten Titeln im MDax , dem Index der mittelgroßen Werte. Im Vergleich zum Jahreswechsel hat das Papier damit rund 17 Prozent an Wert gewonnen. Auch das Anfang September erreichte Rekordhoch von 79 Euro ist wieder in Reichweite.

Schon am Montag hatte die Hannover Rück ihr Gewinnziel für 2024 von mindestens 2,1 auf rund 2,3 Milliarden Euro angehoben. Grund dafür war ein positiver Steuereffekt. Talanx gehört gut die Hälfte des Dax-Konzerns Hannover Rück - und unter dem Strich der entsprechende Anteil am Gewinn des weltweit drittgrößten Rückversicherers.

Dass Talanx' Gewinn 2024 und 2025 noch stärker steigen soll, liegt an der Erstversicherung. Ursprünglich hatte sich Vorstandschef Leue für 2025 sogar nur 1,6 Milliarden Euro vorgenommen, dieses Ziel aber zwischenzeitlich auf 2024 vorgezogen und auf mehr als 1,7 Milliarden Euro erhöht.

Dass es noch weiter aufwärtsgehen soll, erklärte Finanzvorstand Jan Wicke mit guten Geschäftsaussichten in der Industrieversicherung von HDI, der Versicherung von Privat- und Firmenkunden im Ausland sowie in der Rückversicherung.

Schlechter lief es für HDI zuletzt hingegen im Geschäft mit Privatkunden sowie kleineren und mittleren Unternehmen in Deutschland. In den ersten neun Monaten trug dieser Bereich nur sieben Prozent zum Konzerngewinn bei. Im Schaden- und Unfallgeschäft schrieb die Sparte sogar rote Zahlen.

Dies lag einerseits an den Zerstörungen durch das Hochwasser in Süddeutschland aus dem zweiten Quartal. Zudem machten der Kfz-Versicherung die gestiegenen Kosten für Ersatzteile und Reparaturen zu schaffen. Wie andere Kfz-Versicherer will HDI von seinen Kunden nun noch höhere Prämien verlangen, wie Wicke in einer Videokonferenz mit Journalisten berichtete. Zudem arbeite der Geschäftsbereich an einer Verbesserung der Prozesse. Zu einem möglichen Abbau von Arbeitsplätzen wollte sich der Manager nicht äußern.

Neue Mittelfrist-Ziele für die nächsten Jahre will der Talanx-Vorstand auf seinem Kapitalmarkttag am 11. Dezember vorstellen. Dann werde sich das Management auch zur künftigen Dividendenpolitik äußern, sagte Wicke. Für 2024 sollen die Aktionäre 2,50 Euro je Aktie erhalten.

In den ersten neun Monaten 2024 lief es für Talanx noch etwas besser als gedacht. Der Versicherungsumsatz wuchs um zwölf Prozent auf 36 Milliarden Euro. Unter dem Strich verdiente Talanx 1,6 Milliarden Euro und damit 24 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Dabei steckte der Versicherer die von 1,6 auf 1,8 Milliarden Euro gestiegenen Großschäden weg. So schlugen vor allem die verheerenden Überschwemmungen in Osteuropa bei dem Konzern teuer zu Buche.

Für das laufende vierte Quartal zeichnen sich bereits weitere Schäden ab. Die Zerstörungen durch Hurrikan "Milton" und weitere begleitende Wirbelstürme Anfang Oktober in den USA dürften konzernweit mit etwa 250 Millionen Euro zu Buche schlagen, sagte Finanzvorstand Wicke. Davon entfielen etwa 200 Millionen auf die Hannover Rück und 50 Millionen auf die Industrieversicherung von HDI.

Eine weitere große Belastung erwartet der Manager durch die heftigen Überschwemmungen in Spanien. Für eine genaue Schätzung sei es noch zu früh. Er rechne für Talanx aber mit einem zweistelligen Millionen-Euro-Betrag.

Zu Talanx gehören neben HDI und Hannover Rück unter anderem die polnischen Versicherer Warta und Europa. Zuletzt baute der Konzern sein Geschäft in Lateinamerika mit mehreren Übernahmen deutlich aus. Hauptaktionär von Talanx ist mit einem Anteil von knapp 77 Prozent der Haftpflichtverband der Deutschen Industrie (HDI), ein Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit./stw/mis/jha/