(neu: Kursentwicklung und Analyst)

ELLWANGEN (dpa-AFX) - Der kriselnde Batteriehersteller Varta hat im ersten Quartal wegen einer verhaltenen Kundennachfrage rote Zahlen geschrieben. "2023 ist ein Jahr der Veränderungen für die Varta AG", sagte der Sprecher des Vorstands, Markus Hackstein, am Montag laut Mitteilung. Die verhaltene Kundennachfrage in der Mehrzahl der Segmente erfordere einen sehr strikten Sparkurs. Das Management setze derzeit Maßnahmen seines Sparprogramms um. Das bedeute leider auch schmerzhafte Einschnitte im Personalbereich. Das Geschäft der Kunden fokussiere sich generell auf die zweite Jahreshälfte, lediglich das Geschäft mit den Heimspeichern laufe gleichmäßig stark im Gesamtjahr. Die Aktie konnte sich dennoch stabilisieren.

Varta belasten unter anderem hohe Energie- und Rohstoffkosten. Zudem ringt das Unternehmen schon länger mit einer Nachfrageschwäche bei den einst so wachstumsstarken Lithium-Ionen-Knopfzellen, die etwa in Kopfhörern verbaut werden. Außerdem verschlang die eigene Elektroauto-Batteriezelle V4Drive reichlich Geld. Der Konzern hatte zuletzt ein umfassendes Spar- und Umbauprogramm in die Wege geleitet. Konzernweit sollen 800 Vollzeitstellen gestrichen werden. In Deutschland sollen laut der Angaben in den nächsten zwei Jahren rund 390 Stellen abgebaut werden, davon 240 in diesem Jahr.

In den ersten drei Monaten des Jahres sei im Tagesgeschäft ein Verlust vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von zwei Millionen Euro angefallen, teilte das im SDax notierte Unternehmen am Montag in Ellwangen mit. Vor einem Jahr hatte Varta noch rund 38 Millionen Euro verdient. Der Umsatz sei im ersten Quartal um elf Prozent auf 164 Millionen Euro gesunken. Unter dem Strich wies Varta einen Verlust von knapp 37,8 Millionen Euro aus, nach einem Gewinn von gut sechs Millionen ein Jahr zuvor.

Das Unternehmen bestätigte zudem die erst Ende April gesenkte Prognose. Da die Nachfrage momentan schwer zu prognostizieren ist, hatte Varta seine Erwartungen an das laufende Jahr heruntergeschraubt und damit den Kursverfall der Aktie forciert. Nun legte die Aktie im Mittagshandel jedoch um rund ein Prozent auf 19,55 Euro zu.

Die Kennziffern für das erste Quartal hätten im Rahmen der niedrigen Prognosen des Batterieherstellers gelegen, kommentierte Goldman-Sachs-Analyst Philipp Konig. Varta rechne damit, dass das zurückliegende Quartal das schwächste Viertel des Jahres sein dürfte. Aus Sicht von Konig impliziere das eine anstehende Erholung im Geschäft mit Lithium-Ionen-Knopfzellen.

Statt zuvor 850 bis 880 Millionen Euro erwartet das Management 2023 einen Umsatz von 820 bis 870 Millionen Euro, nach 807 Millionen ein Jahr zuvor. Das bereinigte operative Ergebnis soll mindestens auf dem Vorjahresniveau liegen, als 69,5 Millionen Euro erzielt wurden. Bei der Vorlage seiner Zahlen zum dritten Quartal Mitte November war Varta noch von 90 bis 110 Millionen Euro operativem Gewinn für dieses Jahr ausgegangen.

An der Börse hatte dies zu weiteren Verlusten bei der ohnehin seit einiger Zeit gebeutelten Aktie geführt. Der Kurs sackte seit Bekanntgabe der gesenkten Prognose Ende April um ein weiteres Fünftel ab. Damit summieren sich die Kursverluste trotz der aktuellen Stabilisierung auf Sicht von zwölf Monaten auf rund 75 Prozent, seit dem Rekordhoch von 181,30 Euro Anfang 2021 sind es fast 90 Prozent. Bis zur nun einsetzenden Gegenbewegung näherte sich der Wert der Varta-Aktie sogar langsam dem Ausgabepreis von 17,50 Euro beim Börsengang.

Das derzeit mit rund 800 Millionen Euro bewertete Unternehmen gehört der Gesellschaft Montana Tech Components des österreichischen Investors Michael Tojner. Dieser hatte erst Ende März seinen Anteil über eine Kapitalerhöhung und im Zuge eines Refinanzierungskonzepts mit Banken aufgestockt./zb/niw/mne/jha/