(neu: Aussagen aus den Telefonkonferenzen, Aktienkurs, Analysten.)

LUDWIGSHAFEN (dpa-AFX) - Der weltgrößte Chemiekonzern BASF hat im zweiten Quartal die gesunkenen Verkaufspreise und die deutlich schlechteren Geschäfte mit Agrarchemikalien zu spüren bekommen. Zudem belasteten weiterhin negative Währungseffekte, höhere Absatzmengen konnten diese nicht ausgleichen. Der Umsatz schrumpfte in den drei Monaten bis Ende Juni im Jahresvergleich um 6,9 Prozent auf 16,1 Milliarden Euro, wie der Dax-Konzern am Freitag in Ludwigshafen mitteilte. Analysten hatten mit etwas mehr Erlös gerechnet. Die Aktie verlor zuletzt 2,8 Prozent und war damit Schlusslicht im Dax.

Der um Sonderposten bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (bereinigtes Ebitda) verharrte dank des Sparkurses mit knapp zwei Milliarden Euro in etwa auf Vorjahreshöhe. Das war aber etwas weniger, als Analysten erwartet hatten. Während BASF mit der Hälfte seiner Segmente mehr verdiente, brach vor allem der operative Gewinn im Geschäft mit Agrarchemikalien ein. BASF führte letzteres auf deutlich niedrigere Preise für das Pflanzenschutzmittel Glufosinat-Ammonium zurück.

Erst jüngst kündigte BASF an, die Herstellung des Wirkstoffs an den Standorten Knapsack und Frankfurt bis Ende des Jahres einzustellen. Die Produktion von Glufosinat-Ammonium in Frankfurt ende 2025. Die Schließung der Produktions- und Formulierungsanlagen werde im dritten Quartal zu zusätzlichen Sonderbelastungen in Höhe eines niedrigen dreistelligen Millionenbetrags führen, sagte Finanzchef Dirk Elvermann in einer Telefonkonferenz mit Analysten.

Unter dem Strich entfiel auf die Aktionäre ein Gewinn im zweiten Quartal von 430 Millionen Euro - nach 499 Millionen Euro ein Jahr zuvor.

"Die Dynamik des ersten Quartals, das durch eine positive Mengenentwicklung in den meisten unserer Geschäftsbereiche gekennzeichnet war, hat sich fortgesetzt. Die Preise standen weiter unter Druck", sagte der neue BASF-Chef Markus Kamieth in einer Telefonkonferenz. Der Preisdruck habe sich jedoch verringert. Die Marktbedingungen im saisonal schwächeren dritten Quartal dürften sich ähnlich wie im zweiten Quartal entwickeln. Im vierten Quartal rechne das Management mit einem Ergebnisanstieg im Vergleich zum Vorjahresquartal.

Die Ziele für 2024 bestätigte der Chemiekonzern. Für 2024 peilt BASF weiterhin ein Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sowie Sondereinflüssen zwischen 8,0 und 8,6 Milliarden Euro an, nach knapp 7,7 Milliarden im Vorjahr. Nicht wenige hätten eine Kürzung befürchtet, schrieb Analyst Samuel Perry von der Schweizer Großbank UBS. Analystin Virginie Boucher-Ferte von der Deutschen Bank warnte hingegen, den Jahresausblick habe der Chemiekonzern zwar bestätigt, die Risiken mit Blick auf die Konsensschätzungen existierten aber weiter.

Derweil hält sich BASF wegen einer geringeren Nachfrage nach E-Autos mit Investitionen in sein Batteriegeschäft zurück. "Wir sind zuversichtlich, dass sich der Trend zu Elektrofahrzeugen fortsetzen wird und Batteriematerialien weiterhin eine bedeutende Wachstumschance für die chemische Industrie darstellen", sagte Kamieth in einer Telefonkonferenz mit Analysten. Allerdings habe sich die Dynamik in letzter Zeit verändert. Die Nachfrage nach Elektrofahrzeugen habe sich außerhalb Chinas deutlich verlangsamt.

Deshalb würden Maßnahmen ergriffen, um in dem derzeit unsicheren Marktumfeld das Risiko weiter zu reduzieren. "Wir halten an unserem vorsichtigen Ansatz fest, neue Kapazitäten nur dort zu schaffen, wo wir längerfristige Abnahmeverträge mit etablierten Zellherstellern abgeschlossen haben", erläuterte Kamieth. Erst jüngst hatte der Chemiekonzern angekündigt, den Plan zum Bau einer eigenen Produktionsanlage für Nickel-Kobalt gemeinsam mit dem französischen Bergbaukonzern Eramet nicht weiterzuverfolgen. Zudem habe das Management beschlossen, das groß angelegte Raffinerieprojekt für das Batterierecycling in Tarragona in Spanien zu pausieren, sagte der BASF-Chef. Das Projekt solle wieder gestartet werden, sobald in Europa der Aufbau der Zellkapazitäten und die Verbreitung von Elektroautos wieder in Schwung kommen.

Seit Ende April hat BASF mit Kamieth einen neuen Unternehmenschef. Der langjährige Vorstandsvorsitzende Martin Brudermüller hinterließ seinem Nachfolger ein schweres Erbe. Im Februar hatte Brudermüller bei der Vorlage von Jahreszahlen ein weiteres milliardenschweres Sparprogramm und einen erneuten Stellenabbau im Stammwerk Ludwigshafen angekündigt. BASF macht in Deutschland seit zwei Jahren Verlust. Der größte Produktionsstandort soll neu aufgestellt werden. Kamieth versicherte, dass Ludwigshafen ein "starker Pfeiler des zukünftigen BASF-Erfolgs und für eine lange Zeit der größte und wichtigste Produktionsstandort der BASF bleiben" soll.

Mit seinem Sparprogramm kommt das Unternehmen voran. "Wir sind auf gutem Weg, die angestrebten jährlichen Einsparungen von 2,1 Milliarden Euro bis Ende 2026 zu erreichen", sagte Finanzchef Elvermann. So setze der Vorstand derzeit die Anfang 2023 angekündigten Maßnahmen um. Bis Ende dieses Jahres erwartet der Vorstand daraus Einsparungen von jährlich rund 800 Millionen Euro. Ziel sind bei diesen Maßnahmen 1,1 Milliarden Euro. Auch bei dem im Februar angekündigten Programm mit Schwerpunkt auf dem Standort Ludwigshafen komme das Unternehmen gut voran, sagte der Manager.

Konkret sollen am Sitz des Unternehmens bis Ende 2026 zusätzlich jährlich Kosten von einer Milliarde Euro gespart werden. Wie viele Stellen in Ludwigshafen wegfallen, ist unklar. Auch die Schließung weiterer Anlagen wird nicht ausgeschlossen. Im Fokus steht vor allem eine größere Profitabilität. Ein Update will das neue Vorstandsteam dann am 26. September im Rahmen eines Kapitalmarkttages geben. Von den weltweit gut 111 000 Mitarbeitern waren zuletzt in Ludwigshafen gut 38 000 beschäftigt. Insgesamt fallen für das laufende und neue Sparprogramm 1,55 Milliarden Euro einmalig an./mne/men/jha/