(Neu: Händler- und Analystenstimme, Kursteil aktualisiert)

NIESTETAL (dpa-AFX) - Der Wechselrichter-Hersteller SMA Solar bekommt weiter hohe Lagerbestände bei den Händlern zu spüren. Das Management schraubte daher seine Erwartungen an das laufende Jahr weiter herunter, wie das Unternehmen am späten Mittwochabend im hessischen Niestetal mitteilte. Wenige Stunden später legte SMA dann auch die Zahlen zum dritten Quartal vor. Sie zeugen von einem kräftigen Ergebnisrückgang, wie auch von Analysten erwartet. Die im SDax notierte Aktie stürzte ab.

Der Kurs sackte bereits kurz nach Handelsbeginn um 14 Prozent ab und konnte sich davon auch im Laufe des Tages kaum erholen. Zuletzt stand das Papier über 13 Prozent im Minus bei 11,89 Euro. Das Anfang 2015 erreichte Rekordtief bei 10,275 Euro rückt damit näher, nachdem die Aktie erst im Sommer 2023 ein Rekordhoch erreicht hatte. Doch seitdem erleben Anleger einen drastischen Kursverfall: Damals hatte die Aktie in der Spitze fast 113 Euro gekostet. Momentan ist SMA an der Börse nur noch rund 400 Millionen Euro wert.

Wenn man von einem schwierigen Umfeld für den Wechselrichter-Hersteller spreche, dann sei das noch freundlich formuliert, sagte ein Börsenhändler. In China stehe SMA angesichts des sehr harten Wettbewerbs besonders unter Druck.

In den ersten neun Monaten des laufenden Jahres sank der Umsatz von SMA verglichen mit dem Vorjahreszeitraum um über ein Fünftel auf knapp 1,1 Milliarden Euro und entsprach damit etwa den Marktschätzungen. Lediglich die Erlöse aus Großaufträgen wuchsen, auch der in dem Bereich eingefahrene Auftragseingang konnte positiv überraschen. Das Geschäft mit privaten und gewerblichen Kunden ging hingegen zurück.

Im operativen Ergebnis zeigte sich die nachfragebedingte Unterauslastung und entsprechend fehlende Fixkostendeckung: Vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) blieben 83,5 Millionen Euro und damit fast zwei Drittel weniger als vor einem Jahr. Analysten hatten mit noch etwas weniger gerechnet.

Abschreibungen ausgeklammert, schrieb SMA im Geschäft mit privaten und gewerblichen Kunden nach neun Monaten bereits operativ rote Zahlen, die das Management für den Konzern auch im Gesamtjahr nun nicht ausschließt. Der auf die Aktionäre entfallende Konzerngewinn ging in den ersten neun Monaten um 80 Prozent zurück auf gut 34 Millionen Euro.

Im Tagesgeschäft (Ebitda) rechnet der Vorstand um Chef Jürgen Reinert jetzt für 2024 mit einem Ergebnis zwischen minus 20 Millionen Euro und plus 20 Millionen Euro liegen. Zuvor waren noch 80 bis 130 Millionen Euro angepeilt worden. Analysten erwarteten bislang knapp 95 Millionen Euro, nachdem SMA 2023 311 Millionen Euro operativen Gewinn geschrieben hatte.

Den Berechnungen von Jefferies-Analyst Constantin Hesse zufolge impliziert die Mitte der Ergebnisprognose im zweiten Halbjahr einen Verlust vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen von 81 Millionen Euro. Die Investitionensausgaben dürften sich auf 150 Millionen Euro belaufen. Er geht aber davon aus, dass ein Teil davon ausgeglichen wird, indem SMA das Betriebskapital durch den Abbau von Vorräten verbessert und so den Geldabfluss in Grenzen hält.

Als Grundlage für das operative Ergebnis rechnet SMA mit einem Umsatz von 1,45 bis 1,50 Milliarden Euro, nach 1,9 Milliarden Euro im Vorjahr. Die Mitte Juni gesenkten Ziele hatten noch 1,55 bis 1,70 Milliarden Euro vorgesehen. Experten rechnen hier bisher mit 1,54 Milliarden Euro.

Der Konzern hat sowohl im Geschäft mit privaten als auch gewerblichen Solaranlagen Probleme, weil die Lagerbestände bei den Händlern weiterhin hoch sind. Außerdem gebe es Einmaleffekten wie Wertberichtigungen auf Vorräte und die eingeleiteten Sparmaßnahmen kosten zunächst einmal auch.

Die Höhe dieser Einmaleffekte beläuft sich laut SMA voraussichtlich zusammen auf 100 bis 140 Millionen Euro. Von diesem Ausmaß zeigte sich Jefferies-Analyst Hesse nach eigener Aussage "überrascht".

Darüber hinaus führen laut SMA bilanzielle Abschreibungen im Rahmen des Jahresabschlusses zu einer weiteren Senkung des Ergebnisses vor Zinsen und Steuern (Ebit) von voraussichtlich 20 bis 30 Millionen Euro. Die Höhe der Rückstellungen stehe zufolge noch unter dem Vorbehalt weiterer Prüfung.

Früheren Angaben zufolge soll das angedachte Restrukturierungs- und Transformationsprogramm 150 bis 200 Millionen Euro bringen. Dessen Notwendigkeit hatte SMA im September angekündigt. Nun rechnet das Unternehmen mit einem Stellenabbau von bis zu 1.100 Vollzeitstellen weltweit, wie es in der Nacht weiter mitteilte. Das wäre rund jede vierte Stelle: Ende September hatte SMA gut 4.500 Angestellte./lew/he/men/mis