(neu: Aussagen aus der Bilanzpressekonferenz)

ERLANGEN (dpa-AFX) - Nach einem Gewinnrückgang im vergangenen Geschäftsjahr will der Medizintechnik-Konzern Siemens Healthineers wieder profitabler werden. Dazu beitragen soll die aktuell schwächelnde Labordiagnostik, die dann in die schwarzen Zahlen zurückkehren soll. Hier sieht Konzernchef Bernd Montag Fortschritte. Eine mögliche Trennung, über die zuletzt spekuliert wurde, scheint vorerst nicht auf der Tagesordnung zu stehen.

Die Labordiagnostik ist derzeit das schwächste Glied im Konzern. So lief die Einführung des neuen Laborsystems Atellica seit 2018 alles andere als reibungslos. Kurzzeitig hatte das Geschäft zwar in der Corona-Zeit von dem Verkauf von Antigen-Schnelltests profitiert; nachdem dieser Rückenwind abgeflaut war, verlief die Entwicklung jedoch schwächer als angenommen. Healthineers stieß deshalb ein großflächiges Umbauprogramm an.

So will sich der Konzern auf die Atellica-Plattformen konzentrieren und ältere Technologien sukzessive aufgeben. Die Vereinfachung des Portfolios soll auch die Komplexität verringern. Der Plan sieht schlankere Strukturen in Organisation und Forschung vor. Die Investitionen will Healthineers auf Schlüsselregionen konzentrieren. Auch Lieferketten und Service sollen "optimiert" werden.

An eine Trennung denkt die Siemens-Tochter - zumindest vorerst - nicht. "Der Fokus bei Diagnostics liegt ausschließlich auf der Transformation", sagte Konzernchef Montag auf der Bilanzpressekonferenz am Mittwoch in Erlangen. Alles andere würde nur ablenken. Beim Umbau sieht der Manager weiter Verbesserungen. Er räumte jedoch ein, dass das In-vitro-Geschäft "sein volles Potenzial" noch nicht erreicht habe. Hinzu kommt, dass das Management keine Synergien zu den anderen drei Bereichen Bildgebung, dem Krebsspezialisten Varian oder Advanced Therapies sieht.

Die Nachrichtenagentur Bloomberg hatte in der vergangenen Woche unter Berufung auf Kreise berichtet, Siemens Healthineers überprüfe derzeit die Labordiagnostik. Dies könne zu einem Verkauf oder einer Abspaltung führen. Allerdings befänden sich die Überlegungen noch in einem frühen Stadium. Das Geschäft könnte mit bis zu acht Milliarden US-Dollar bewertet werden. Ein klares Bekenntnis zur Sparte vermied Montag jedoch: "Wir spekulieren nicht darüber, über welche Sachen wir in drei Jahren nachdenken."

Die im Dax notierte Aktie stieg zunächst um fast drei Prozent, gab die Gewinne danach aber zum Teil wieder ab. Zuletzt lag das Papier mit gut einem Prozent im Plus. Dabei gaben Analysten zufolge auch die zuversichtlich stimmenden Aussagen des Managements Auftrieb.

Die Erholung der Labordiagnostik soll im neuen Geschäftsjahr für ein höheres vergleichbares Wachstum sorgen und sich auch positiv auf die Profitabilität niederschlagen. Für 2023/24 (per Ende September) geht die Siemens -Tochter von einem vergleichbaren Umsatzwachstum von 4,5 bis 6,5 Prozent aus, wie das Unternehmen weiter mitteilte. Dabei sind Währungs- und Portfolioeffekte ausgeklammert. Dagegen erwartet Healthineers ein etwas schwächeres Wachstum in den 2022/23 stark gelaufenen Geschäften mit der Bildgebung sowie bei dem Krebsspezialisten Varian. Analysten hatten ein höheres Wachstum von 6,9 Prozent erwartet.

Im Vorjahr waren die Erlöse vergleichbar um 1,2 Prozent gestiegen, nominal verzeichnete Healthineers einen leichten Rückgang auf knapp 21,7 Milliarden Euro. So hatte das Unternehmen im Vorjahreszeitraum 2021/22 noch erheblich vom Geschäft mit den Antigen-Schnelltests profitiert. Ohne die Schnelltests verzeichnete Healthineers im vergangenen Geschäftsjahr ein Plus von 8,3 Prozent. Wegen des erwarteten schwächeren Wachstums in der Bildgebung und bei Varian rechnet das Unternehmen für 2023/24 nun noch mit fünf bis sieben Prozent. Trotz der voraussichtlichen Abschwächung seines Tempos soll Varian weiterhin das am stärksten wachsende Geschäft sein.

Das bereinigte Ergebnis je Aktie sieht das Management bei 2,10 bis 2,30 Euro. Dabei klammert Healthineers künftig auch Restrukturierungskosten wie jener in der Labordiagnostik aus. Auf dieser Vergleichsbasis erreichte Healthineers 2022/23 ein Ergebnis je Aktie von 2,14 Euro. Inklusive Restrukturierungskosten war das bereinigte Ergebnis von 2,29 auf 2,02 Euro gefallen.

Seine Ziele hat der Konzern im abgelaufenen Geschäftsjahr damit erreicht. Trotz des Gewinnrückgangs sollen Aktionäre eine unveränderte Dividende von 95 Cent je Aktie erhalten.

Im vierten Quartal konnte Healthineers nach einem schwächeren Vorquartal noch einmal stärker zulegen als erwartet. Der Umsatz stieg auf vergleichbarer Basis um 7,5 Prozent auf knapp 6,1 Milliarden Euro. Ohne Schnelltests lag das Plus bei 10,8 Prozent. Wachstumstreiber waren die Bildgebung sowie Varian, welches die Schwäche aus dem Vorquartal aufgrund von Lieferkettenproblemen ausgleichen konnte. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) lag mit rund einer Milliarde Euro auf Vorjahresniveau. Steigende Zinsen und Steuern sowie höhere Restrukturierungskosten ließen das Nettoergebnis von 630 auf 537 Millionen Euro sinken.

Die Mittelfristziele bis 2025 wurden bestätigt. Für die darauffolgenden Jahre erwartet Healthineers ein vergleichbares Wachstum im mittleren bis hohen einstelligen Prozentbereich sowie ein Wachstum beim Ergebnis je Aktie im zweistelligen Prozentbereich./nas/lew/jha/