(neu: Kurs, Analysten, Zitate aus der Telefonkonferenz, Details)

MÜNCHEN (dpa-AFX) - Der Energietechnikkonzern Siemens Energy hat im dritten Geschäftsquartal weitere Fortschritte gemacht und seine Verluste reduziert. Das Unternehmen profitierte dabei von guten Geschäften im Netzgeschäft, welches Erlös und Ergebnis deutlich steigern konnte. Die Zahlen fielen etwas besser aus als von Analysten erwartet. Das Management rund um Konzernchef Christian Bruch sieht sich auf Kurs zum ersten Jahresgewinn seiner noch jungen Geschichte. So bekräftigte er die Prognose, am Jahresende (per Ende September) einen Gewinn von bis zu einer Milliarde Euro auszuweisen. Es wäre eine gewaltige Verbesserung, denn am Ende des letzten Geschäftsjahres hatte noch ein horrender Verlust von 4,6 Milliarden gestanden.

Die Aktie konnte am Mittwoch zu Handelsstart zunächst um mehr als zwei Prozent zulegen, auch dank der von Analysten gelobten robusten Mittelzuflüsse. Zuletzt kosteten die Papiere fast zwei Prozent mehr und notierten knapp unter 25 Euro.

Für Analyst Philip Buller von der Privatbank Berenberg sind die Zahlen gemischt, letzten Endes aber doch stark ausgefallen. Zu den beiden wichtigsten Aspekten, den Margen der Beteiligung Gamesa und den freien Barmitteln auf Konzernebene, habe sich der Elektro- und Energietechnikhersteller positiv geäußert, so der Experte. Siemens Energy zeige anhaltende Stärke im Bereich Netztechnologie und habe den Ausblick für den Mittelzufluss angehoben, lobte Bernstein-Analyst Nicholas Green.

Es ist nach wie vor das Windkraftgeschäft Gamesa, das Energy belastet. Dort leidet der Konzern unter Fehlern in der Vergangenheit: Einerseits muss er Verträge abarbeiten, mit denen angesichts gestiegener Kosten kein Gewinn mehr zu machen ist. Andererseits kosten Qualitätsprobleme bei zwei Onshore-Windturbinentypen Geld und Neugeschäft. Dazu kommen Hochlaufkosten beim Geschäft mit Windrädern im Meer. Immerhin, diese Belastungen sind keine Überraschung - anders als in den vergangenen Jahren, als regelmäßig schlechte Nachrichten der damals noch nicht eingegliederten spanischen Tochter Siemens Gamesa den Mutterkonzern zu Gewinnwarnungen zwangen.

Man komme planmäßig voran und gehe Schritt für Schritt, sagte Konzernchef Christian Bruch. "Das ist nicht immer wahnsinnig aufregend - aber es ist genau das, was wir erreichen wollen." Zum vor drei Monaten angekündigten Jobabbau bei Gamesa nannte Bruch noch keine Details. Man stecke noch mitten in den Verhandlungen, sagte er.

Und während Gamesa seine Altlasten abarbeitet, läuft der Rest des Konzerns solide. Zwar fuhr Gamesa erneut einen Verlust ein - diesmal waren es 463 Millionen Euro, doch das ist nicht einmal ein Fünftel des Werts aus dem Vorjahreszeitraum. Zudem sackte der Auftragseingang um 91 Prozent ab, weil Energy vorübergehend keine Aufträge für die problematischen Windturbinen annahm. Für das Gesamtjahr zeigte sich Siemens Energy für die Windkraftsparte sogar etwas positiver gestimmt als zuvor.

Die anderen Segmente können inzwischen viel von Gamesas Problemen ausgleichen. Insbesondere die Netztechnik glänzte mit kräftigen Zuwächsen bei Umsatz und Ergebnis. So trug der Bereich den Löwenanteil zum bereinigten operativen Ergebnis des Konzerns bei, der sich auf plus 49 Millionen Euro verbesserte. Unter dem Strich verbuchte Siemens Energy im dritten Quartal (per Ende Juni) einen Verlust von 102 Millionen Euro. Im Vorjahresquartal hatte der Konzern wegen Gamesa jedoch noch einen Fehlbetrag von 2,9 Milliarden verzeichnet. Der Umsatz legte währungsbereinigt kräftig um 18,5 Prozent auf 8,8 Milliarden Euro zu.

Der Auftragsbestand knackte die Marke von 120 Milliarden Euro. Gas Services etwa konnte sein Neugeschäft im dritten Quartal mehr als verdoppeln - vor allem aufgrund großer Serviceaufträge im Nahen und Mittleren Osten.

"Der schnell wachsende Strommarkt braucht eine große Bandbreite unserer Produkte", betonte Energy-Chef Bruch. "Besonders profitieren davon unsere Geschäfte mit der Netztechnik und den Gasturbinen. Wichtig ist, dass wir mit dem steigenden Auftragsbestand auch die Margenqualität verbessern konnten. Wir schauen daher trotz aller Herausforderungen optimistisch in die Zukunft und sind nach den ersten neun Monaten auf einem guten Weg, unsere Jahresprognose zu erfüllen."

Dass diese unter anderem bei bis zu einer Milliarde Euro Gewinn liegt, verdankt Energy vor allem einem im ersten Geschäftsquartal angefallenen Gewinn aus dem Verkauf von Anteilen seines Indiengeschäfts. Im typischerweise schwächeren vierten Quartal kann sich Energy nun sogar einen deutlichen Verlust leisten: Nach neun Monaten liegt der Gewinn nämlich bei fast 1,6 Milliarden Euro. Zudem erwartet das Unternehmen für das Geschäftsjahr 2023/24 höhere Mittelzuflüsse als bisher in Aussicht gestellt./nas/ruc/DP/mne/jha/