(neu: Aussagen aus Telefonkonferenzen, Aktienkurs aktualisiert)

ESSEN (dpa-AFX) - Der wegen gesunkener Strompreise bereits erwartete Ergebnisrückgang beim Energiekonzern RWE ist im ersten Halbjahr nicht ganz so stark ausgefallen wie befürchtet. Der Dax -Konzern profitierte von seinem Ausbau der Kapazitäten für die Stromerzeugung durch Alternative Energien und steigerte so sowohl bei Solar als auch bei Wind an Land und auf See den operativen Gewinn. Beim Energiehandel und den Geschäften mit Wasserkraft, Biomasse und Gas verzeichnete RWE hingegen Ergebnisrückgänge. Das Management bestätigte die Jahresprognose am Mittwoch, konnte Anleger mit zurückhaltenden Aussagen zu möglicherweise geplanten Zukäufen in den USA aber nicht überzeugen. Die Aktie gab nach.

Bereits am Vormittag stand sie im Minus und weitete die Verluste gegen Mittag auf zeitweise 3,5 Prozent aus. Sie war damit größter Verlierer im Dax. Der größte Teil der Erholung seit den Marktturbulenzen Anfang vergangener Woche sind damit wieder dahin. Im laufenden Jahr hat die Aktie rund ein Viertel verloren.

Konzernweit ging das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) im ersten Halbjahr um 30 Prozent auf 2,9 Milliarden Euro zurück, wie der Konzern mitteilte. Das bereinigte Nettoergebnis sank um rund 43 Prozent auf knapp 1,4 Milliarden Euro.

Insgesamt attestierte Experte Javier Garrido von der US-Bank JPMorgan "starke" Ergebnisse. Er verwies darauf, dass RWE beim operativen Ergebnis bereits fast drei Viertel der Jahresprognose erreicht habe. Der lediglich bestätigte Ausblick könnte Anleger deshalb enttäuschen.

Im Gesamtjahr erwartet RWE weiterhin, das untere Ende der jeweils ausgegebenen Prognosespannen erreichen zu können: Für den Gewinn im Tagesgeschäft (bereinigtes Ebitda) liegt diese bei 5,2 bis 5,8 Milliarden Euro. Im schlechtesten Fall wäre das rund ein Drittel weniger als RWE 2023 verdient hatte. Analysten rechnen bislang mit 5,4 Milliarden Euro. Beim bereinigten Konzernüberschuss liegt die vom Vorstand ausgegebene Spanne bei 1,9 bis 2,4 Milliarden Euro, was einen Rückgang von bis zu gut 50 Prozent bedeuten würde. Hier haben Marktexperten 2,0 Milliarden Euro auf dem Zettel.

Vor allem die im Jahresvergleich geringeren Strompreise drücken dieses Jahr auf die Ergebnisse. Sie waren zudem Anfang des Jahres noch schwächer als von RWE erwartet. Deshalb blickt der Vorstand seitdem konservativer auf das Gesamtjahr als noch Ende 2023, als die Jahresziele bekannt gegeben worden waren.

Angesprochen auf das Aktienpaket an Eon, äußerte sich Finanzchef Michael Müller zufrieden: Er sei "sehr happy" mit der finanziellen Beteiligung, sagte der Manager und betonte erneut, dass es sich nicht um ein strategisches Engagement handele. RWE hält 15 Prozent an Eon. In den vergangenen Monaten wurde vor allem in Presseberichten immer wieder über die Kapitalallokation von RWE, sowie mögliche Käufe und Verkäufe diskutiert.

Zu den Anfang August aufgekommenen Gerüchten, dass RWE sich womöglich an dem US-Versorger Calpine beteiligen will, wollte sich das Management ebenso nicht äußern wie zu anderen möglichen Übernahmen. Konzernchef Markus Krebber sagte lediglich, dass der US-Markt angesichts des hohen Nachfragewachstums "sehr attraktiv" sei. Allerdings verwies er auch auf das große politische Risiko in den Vereinigten Staaten angesichts der Wahlen im November. Diese könnten laut RWE die Investitionen in Wind- und Solarenergie behindern./lew/mne/he