(ergänzt: Aussagen des Managements aus Telefonkonferenz, Kursteil aktualisiert)

HAMBURG (dpa-AFX) - Der Windturbinenbauer Nordex hat im zweiten Quartal im Tagesgeschäft schwarze Zahlen geschrieben. Vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen stand ein Gewinn (Ebitda) von 0,6 Millionen Euro, wie das MDax-Unternehmen am Donnerstag in Hamburg mitteilte. Nach sechs Monaten stehen damit nun minus 114,3 Millionen Euro zu Buche und damit rund ein Drittel weniger Verlust als noch vor einem Jahr.

Für das Gesamtjahr schließt das Management einen operativen Verlust laut der bestätigten Prognose allerdings nach wie vor nicht aus und Nordex-Chef Jose Luis Blanco sagte auch, dass das obere Ende der avisierten Spanne eine Herausforderung darstelle. Die Auftragslage dürfte sich in den kommenden Monaten verbessern - er setzt dabei auch auf den Dialog mit der Bundesregierung.

Die Nordex-Aktie war stark bewegt. Zu Handelsbeginn stand sie über 3 Prozent im Plus, im Laufe des Vormittags aber auch mal über 5 Prozent im Minus. Die Verluste dämmte das Papier dann wieder ein und drehte zuletzt über 3 Prozent ins Plus auf 13,40 Euro. Seit Jahresbeginn steht damit nun ein Plus von rund 2 Prozent zu Buche.

In den vergangenen Wochen versuchte sich die Nordex-Aktie aus ihrem Mitte Mai erreichten Jahrestief bei knapp über 10 Euro je Anteilschein herauszuarbeiten. Das im März erreichte bisher höchste Niveau in diesem Jahr von 15,63 Euro ist allerdings noch ein gutes Stück entfernt.

Im ersten Halbjahr erhielt Nordex weniger neue Aufträge, konnte aber das wertmäßige Neuauftragsvolumen stabil halten. Das zweite Halbjahr sollte generell stärker werden, als das erste, berichtete das Management in einer Telefonkonferenz mit Analysten. Vor allem aus Nordamerika erwartet der Vorstand gegen Ende des laufenden Jahres, spätestens Anfang 2024 wieder eine höhere Nachfrage.

Konzernchef Blanco berichtete auch von einem seiner Aussage nach "konstruktiven Dialog" mit der deutschen Regierung. Dabei gehe es zum einen darum, die Transporte von Turbinen und Rotorblätter über Autobahnen zu vereinfachen. Außerdem sei er optimistisch mit Blick auf die Ziele der Bundesregierung, mehr Flächen für Windparks auszuweisen.

In den ersten sechs Monaten 2023 verließen bei Nordex ähnlich viele Rotorblätter wie vor einem Jahr die Werkshallen, allerdings produzierte Nordex dabei selbst weniger als im ersten Halbjahr des vergangenen Jahres und kaufte mehr Rotorblätter von externen Lieferanten ein.

Blanco berichtete in der Telefonkonferenz, dass mittlerweile die Versorgung mit Komponenten und damit die Produktion weitestgehend gesichert seien. Allerdings machen dem Manager hohe Lagerkosten Sorgen.

Das dicke Auftragsbuch konnten die Hamburger im ersten Halbjahr nämlich nur schleppend abarbeiten. Auch bei Wartungsarbeiten gibt es einen großen Rückstand - der Auftragsbestand schwoll weiter an. Dennoch steigerte Nordex den Umsatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum von 2,1 auf knapp 2,8 Milliarden Euro. Er basiert auf 632 installierten Windenergieanlagen mit einer Leistung von 3,1 Gigawatt, was jeweils einer Steigerung von über 50 Prozent entspricht.

Unter dem Strich schwoll der auf die Aktionäre entfallende Verlust nach sechs Monaten um 5,5 Prozent auf fast 300 Millionen Euro an. Je Aktie war er mit 1,34 Euro jedoch deutlich geringer als die 1,77 Euro je Anteilschein vor einem Jahr, da Nordex im Februar eine Kapitalerhöhung durchgeführt hatte. Die Zeichnung der neuen Aktien war lediglich dem spanischen Großaktionär Acciona erlaubt.

Nordex leidet wie die gesamte Branche unter Lieferkettenproblemen und hohen Kosten und muss nach wie vor viele unrentable Aufträge abarbeiten, bei denen die Ausgaben nicht ausreichend an die Kunden weitergegeben werden können. Die Analysten von Jefferies lobten aber die Verbesserung vom ersten auf das zweite Quartal.

Im Gesamtjahr rechnet das Nordex-Management mit einer Marge von minus zwei bis plus drei Prozent bei einem Umsatz von 5,6 bis 6,1 Milliarden Euro. Das obere Ende der Margenspanne zu erreichen, sei für dieses Jahr allerdings herausfordernd, sagte Blanco. Mittelfristig will das Unternehmen eine operative Gewinnmarge von 8 Prozent erreichen./lew/jcf/he