(neu: Aussagen aus der Pressekonferenz, Analyst und Händler, Kurs)

DÜSSELDORF (dpa-AFX) - Der Immobilienkonzern LEG blickt nach einem guten Geschäftsjahr mit Vorsicht auf 2023. Das Ergebnisziel für das laufende Jahr erhöhte das Unternehmen. Trotz der guten Geschäftsentwicklung 2022 will der LEG-Vorstand die Dividende aber aussetzen. Angesichts der von hohen Zinsen und anhaltender Unsicherheit über die Bewertung des Immobilienbestands geprägten Lage solle so die Bilanz gestärkt werden, teilte der MDax -Konzern am Mittwochabend in Düsseldorf mit.

Am Donnerstag sackte die Aktie am Nachmittag um 13 Prozent auf 59,02 Euro ab. Damit ist sie auf den tiefsten Stand seit Ende 2022 eingebrochen. Dies belastete den gesamten Immobiliensektor. Beobachter befürchten, dass auch andere Konzerne die Dividenden aussetzen oder zumindest kürzen könnten, darunter Europas größter Wohnungsvermieter Vonovia .

Ein Händler etwa sagte, die Aussetzung sei nicht völlig überraschend, er wertete die Entscheidung aber als sehr negativ. Der Markt habe zwar mit einer Kürzung gerechnet, jedoch immer noch auf eine ordentliche Ausschüttung gehofft. Auch dass LEG seine Ziele für die operative Kennziffer Affo optimistischer formuliere, wiege die negativen Aspekte nicht auf.

Experte Simon Stippig von der Warburg Bank reagierte mit Erstaunen, zumal LEG das beste Ergebnis seiner Geschichte verbucht habe. Dabei hätten die Finanzierungskosten zuletzt noch immer auf demselben Niveau stagniert wie Ende November. Er bemängelte überdies, dass auch künftige Dividenden mit der geänderten Prognosebasis schwieriger vorauszusehen seien.

Für das laufende Jahr peilt LEG bei der ab diesem Jahr zentralen Ertragskennziffer Affo nun 125 bis 140 Millionen Euro an. Grund hierfür seien weniger Ausgaben bei Investitionsvorhaben. Zuvor war LEG von 110 bis 125 Millionen ausgegangen. Beim Affo wird die branchenübliche Kennziffer FFO 1 um Investitionen bereinigt.

2022 war das operative Ergebnis (FFO 1) dank höherer Mieterlöse um 13,9 Prozent auf 482 Millionen Euro geklettert und traf die Unternehmensprognose. Vor allem in den Großstädten steigen die Mieten schon seit Jahren, inzwischen holen aber auch zahlreiche mittelgroße Städte kräftig auf. Die Miete stieg bis Ende Dezember auf durchschnittlich 6,33 Euro pro Quadratmeter nach 6,13 Euro ein Jahr zuvor, wie der Konzern weiter mitteilte. Die Leerstandsquote blieb mit 2,9 Prozent weiter gering. Ohne Adler-Portfolio habe der Leerstand unter zwei Prozent gelegen, sagte Vorstand Volker Wiegel. Das um Investitionen bereinigte operative Ergebnis (Affo) stieg 2022 um 18 Prozent auf 108,8 Millionen Euro. Neben dem Plus beim FFO 1 waren hierfür gesunkene Investitionskosten verantwortlich. Diese lagen mit knapp 41 Euro je Quadratmeter sowohl unter dem Vorjahreswert als auch unter der Erwartung von LEG. Der Überschuss betrug gut 237 Millionen Euro nach 1,7 Milliarden Euro im Vorjahr. Das lag vor allem an einem deutlich geringeren Bewertungsergebnis des Immobilienbestands.

Der Wohnimmobilienmarkt sei nach wie vor von Kaufzurückhaltung und großer Unsicherheit bezüglich der weiteren Inflations- und Zinsentwicklung geprägt, teilte das Unternehmen weiter mit. 2022 konnte LEG rund 600 Wohnungen veräußern. Dabei habe der Konzern mehr als den Buchwert erlöst, sagte Unternehmenschef Lars von Lackum. Auch zukünftig sollen Wohnungen nicht unter dem Buchwert veräußert werden, auch wenn dies mehr Zeit in Anspruch nehme als ursprünglich geplant. LEG will rund 5000 Wohnungen verkaufen. Dazu gehörten auch rund 1300 Einheiten aus dem 2021 angekauften Adler-Portfolio.

Neben den Jahreszahlen teilte LEG auch eine Änderung an der Spitze des Finanzressorts mit. Susanne Schröter-Crossan werde zum 31. März aus familiären Gründen aus dem Vorstand ausscheiden und das Unternehmen verlassen, hieß es. Die Nachfolge soll die bisher als Geschäftsführerin im operativen Geschäft tätige Kathrin Köhling antreten./mne/ngu/jha/