(Aussagen des Managements aus Interview, Kursteil aktualisiert)

HAMBURG (dpa-AFX) - Der Gabelstapler-Hersteller Jungheinrich blickt nach einem starken 2023 in der Tendenz optimistisch auf das laufende und das kommende Jahr. Das Management schraubte seine Erwartungen für 2025 am Donnerstag zum Teil nach oben und übertraf damit die Schätzungen der von Bloomberg befragten Analysten. Auch die Mittelwerte der Unternehmensprognosen für 2024 liegen über der durchschnittlichen Erwartung der Experten.

Vorstandschef Lars Brzoska setzt dabei insbesondere auf eine Erholung der Geschäfte im zweiten Halbjahr, wie er im Interview der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX sagte. Weiteres Wachstum könnte auch durch Übernahmen zustande kommen, welche sich Finanzchef Volker Hues speziell in Nordamerika gut vorstellen kann.

Die im MDax notierte Aktie gab gegen Mittag den Großteil ihrer morgendlichen Kursgewinne wieder ab und notierte zuletzt noch 0,3 Prozent im Plus bei 33,88 Euro. Sie bleibt damit in dem breiten Band von 28 und 35 Euro, in dem sie sich seit Anfang 2023 überwiegend bewegt.

Der Umsatz von Jungheinrich soll dieses Jahr auf 5,3 bis 5,9 Milliarden Euro steigen, wie das Unternehmen in Hamburg mitteilte. Beim Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) werde ein Wert von 420 Millionen Euro bis 470 Millionen erwartet.

"Wir haben den Boden erreicht, jetzt ist die Frage, wann wir das andere Ende erreichen und es wieder aufwärts geht", sagte Konzernlenker Brzoska im Gespräch mit dpa-AFX. Der Markt für Flurförderzeuge hatte nach der Pandemie angesichts stockender Lieferketten und einer starken Nachfrage aus dem Online-Handel eine Hochkonjunktur erlebt. Mit dem Beginn des Ukraine-Kriegs, dem damit einhergehenden Materialmangel, der schwächelnden globalen Wirtschaft sowie gestiegenen Stahlpreisen und Personalkosten litten die Geschäfte von Jungheinrich und Konkurrenten wie Kion .

"Im ersten Halbjahr sehen wir noch nicht wieder anziehende Märkte, auch derzeit nicht in den USA", sagte Brzoska weiter. Er hoffe auf das zweite Halbjahr. Allerdings sei auch dann kein Boom zu erwarten wie nach der Corona-Pandemie, aber durchaus eine Verbesserung der momentan schwachen Märkte.

Zur Mitte des Jahrzehnts will Jungheinrich beim Umsatz dann die Marke von 6 Milliarden Euro knacken. Bislang hatte der Vorstand 5,5 Milliarden Euro auf dem Zettel. Die avisierte operative Marge von 8 bis 10 Prozent wurde bestätigt. Der freie Barmittelzufluss soll über 300 Millionen Euro erreichen, zuvor hatte das Management mit über 100 Millionen Euro Free Cashflow gerechnet.

2023 fiel die vor allem am Kapitalmarkt viel beachtete Kenngröße überraschend knapp positiv aus. Der Vorstand hatte in seiner Prognose Mittelabflüsse erwartet. Hintergrund ist die überwiegend aus Barmitteln bezahlte Übernahme des US-Unternehmens Storage Solutions.

Der Umsatz legte 2023 um 16 Prozent auf 5,55 Milliarden Euro zu. Der operative Gewinn zog um elf Prozent auf 430 Millionen Euro an. Die Erlöse fielen damit höher aus, als Experten erwartet hatten. Beim Gewinn vor Zinsen und Steuern verfehlte der Konzern allerdings die Erwartungen. Unter dem Strich verdiente Jungheinrich mit 299 Millionen Euro elf Prozent mehr als ein Jahr zuvor.

Die Aktionäre sollen eine höhere Dividende bekommen. Der Vorstand schlägt eine Ausschüttung von 0,75 Euro je Vorzugsaktie vor. Nach Einschätzung von Finanzchef Hues bleibt damit immer noch genug Kapital, um mögliche weitere Zukäufe zu stemmen. "Mit der aktuellen Bilanz könnten wir momentan problemlos auch mehrere Transaktionen in der Größenordnung von Storage Solutions realisieren", sagte er im Interview.

Jungheinrich hatte den US-Anbieter für Lagerautomatisierung Anfang vergangenen Jahres für 375 Millionen US-Dollar (342 Mio Euro) übernommen. “Wir arbeiten daran, unsere globale Marktpräsenz zu erhöhen, insbesondere in Nordamerika”, sagte Hues weiter. "Nach der abgeschlossenen Integration von Storage Solutions schauen wir uns jetzt weitere Ziele in den USA an."

Eine Ausschüttung von 0,75 Euro je Aktie wäre die höchste Dividende des 1953 gegründeten Familienunternehmens, das 1990 an die Börse ging. Vor einem Jahr wurden 0,68 Euro je Aktie gezahlt. Analysten hatten allerdings für 2023 eine noch etwas stärkere Erhöhung der Gewinnbeteiligung erwartet.

Die Vorzugsaktien machen nur knapp die Hälfte des Jungheinrich-Kapitals aus. Der Rest sind Stammaktien, die Eigentum der Erben des Firmengründers sind. Zusammengerechnet ist das Unternehmen damit gut 3,5 Milliarden Euro wert./lew/zb/men/he