(Neu: Weitere Details, Kursentwicklung Munich Re und Hannover Rück)

TAMPA (dpa-AFX) - Überflutete Straßen, Millionen Menschen ohne Strom und erste Todesopfer: Hurrikan "Milton" ist an der Westküste des US-Staats Florida auf Land getroffen und hat Schäden angerichtet - das ganze Ausmaß ist aber noch unklar. Zu Beginn wurden Windgeschwindigkeiten von bis zu 193 Kilometern pro Stunde gemessen. Inzwischen hat sich der Sturm aber auf die niedrigste Stufe 1 abgeschwächt. Die Behörden warnen aber weiter vor Starkregen, heftigen Winden und Sturzflutgefahr. An der Börse wurde die Abstufung des Hurrikans positiv aufgenommen, da dadurch mit geringeren Schäden zu rechnen ist.

Die Papiere der deutschen Rückversicherer Munich Re und Hannover Rück legten deutlich zu. Rückversicherer sind von Naturkatastrophen meist besonders betroffen, da Erstversicherer wie die Allianz einen Teil der Risiken aus Großschadensereignissen an diese weitergeben. Die Anteile der Munich Re lagen am Donnerstagmittag mit einem Plus von mehr als zwei Prozent an der Dax-Spitze. Die Hannover-Rück-Aktien gehörten mit einem Plus von etwas mehr als einem Prozent ebenfalls zu den stärksten Titeln im deutschen Leitindex.

Der Hurrikan hatte am Mittwochabend (Ortszeit) die Küste in der Kategorie 3 von 5 erreicht. Am frühen Morgen befand sich das Auge des Sturms nahe der Stadt Orlando in Zentralflorida. Feuerwehr und Polizei mussten aufgrund starker Winde zeitweise in Gebäuden Schutz suchen, wie die Stadtverwaltung mitteilte. Auch Anwohner wurden angewiesen, ihre Häuser nicht zu verlassen.

"Milton" werde in den kommenden Stunden mit einer Maximalgeschwindigkeit von rund 150 Kilometern pro Stunde über Florida hinwegziehen und sich über dem Atlantik weiter abschwächen, teilte das US-Hurrikanzentrum mit. Zudem würden im Norden und im Zentrum Floridas zwischen 200 und 350 Liter Niederschlag pro Quadratmeter, vereinzelt sogar bis zu 450 Liter Regen, erwartet.

Selbst US-Präsident Joe Biden hatte mit eindringlichen Worten vor dem Hurrikan gewarnt und deswegen seine geplante Deutschlandreise abgesagt. Bewohner betroffener Gebiete sollten sich in Sicherheit bringen. Neben extremen Windgeschwindigkeiten wird mit heftigen Regenfällen und gefährlichen Sturmfluten gerechnet, die großflächige Überschwemmungen verursachen könnten.

Erste bestätigte Todesfälle

Inzwischen gibt es Medienberichten zufolge erste bestätigte Todesfälle. Ein Tornado, der bereits vor der Ankunft des Sturms im St. Lucie County an der Ostküste Floridas wütete, tötete demnach mehrere Menschen. In einer Wohnwagensiedlung für Senioren kamen nach Angaben eines örtlichen Sheriffs mehrere Menschen ums Leben. Nach Angaben von Floridas Gouverneur Ron DeSantis wurden am Mittwoch mindestens 19 bestätigte Tornados gezählt. Es seien auch Schäden gemeldet worden.

Besonders betroffen war ersten Berichten zufolge die Region südlich der Stadt Tampa an der Westküste, die bereits vor dem Eintreffen des Hurrikans als Hochrisikogebiet eingestuft worden war. In der Stadt St. Petersburg stellte die Stadt nach einem Wasserrohrbruch das Trinkwasser ab. Die Reparaturen sollten beginnen, sobald dies für die Arbeiter sicher sei. In St. Petersburg leben etwa 260.000 Menschen.

Medien berichteten zudem über entwurzelte Bäume, umgestürzte Strommasten und Überschwemmungen in mehreren Städten Floridas. Mehr als drei Millionen Haushalte in dem Bundesstaat waren ohne Strom, wie aus Daten der Seite poweroutage.us hervorging. Ebenfalls in St. Petersburg sei ein Kran auf einer Baustelle umgestürzt, meldeten die Behörden. Auch das Dach des Baseballstadions Tropicana Field sei beschädigt worden.

Der letzte Sturm ist erst zwei Wochen her

Bereits vor zwei Wochen hatte Sturm "Helene" schwere Schäden in Florida und mehreren anderen Bundesstaaten verursacht. Dabei kamen weit über 200 Menschen zu Tode. Vielen Betroffenen in Florida blieb angesichts der Ankunft von "Milton" keine Zeit, sich von den Zerstörungen zu erholen.

Indes wies der Klimaforscher Mojib Latif auf die Zunahme heftiger Hurrikans im vergangenen Jahrzehnt hin. "Insgesamt hat die Zerstörungskraft von Hurrikans zugenommen", sagte der Meteorologe am Morgen im Deutschlandfunk. "Das hat ganz eindeutig mit der Erwärmung der Weltmeere zu tun." Sie seien in den vergangenen Jahren sehr, sehr warm geworden. "Das hat gedauert, auf den Landregionen ging das schneller, jetzt sehen wir die Auswirkungen überall auf der Welt, auch bei uns in Europa."

Tropische Wirbelstürme entstehen über warmem Ozeanwasser. Die Hurrikansaison im Atlantik dauert von Juni bis Ende November./cht/DP/zb/stk