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FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Lage für Menschen auf der Warteliste bleibt dramatisch: Nur von 710 Menschen wurden bis Ende Oktober die Organe nach dem Tod zur Transplantation freigegeben, 65 weniger als im Vorjahreszeitraum, wie die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) am Donnerstag bei ihrem Jahreskongress in Frankfurt berichtete. Auch die Summe der entnommenen Organe, die für eine Transplantation gemeldet wurden, sank von 2420 auf 2178. Die DSO blickt "mit großer Sorge" auf die momentane Situation.

Im ersten Quartal hatte es einen unerwarteten Einbruch der Organspendezahlen um beinahe 30 Prozent gegeben. In den letzten Monaten habe es zwar "eine gewisse Erholung und Stabilisierung" gegeben, sagte DSO-Vorstand Axel Rahmel. "Insgesamt bleibt die Situation allerdings insbesondere für die Patientinnen und Patienten auf den Wartelisten und ihre Angehörigen im höchsten Maße bedrückend." Gründe für den Rückgang sind laut DSO die Belastung des Gesundheitssystems durch die Pandemie und der Personalmangel in vielen Kliniken.

Weil eine Übertragung bei sorgfältiger Auswahl nahezu ausgeschlossen ist, dürfen inzwischen auch die Organe von corona-positiven Spendern transplantiert werden. Seit das möglich ist, gab es 39 Spender mit Corona-Infektion in Deutschland. Ihnen wurden 114 Organe entnommen, wie die DSO berichtete. "Es ist dabei nicht zu einer einzigen Übertragung einer SARS-CoV-2-Infektion vom Spender auf den Empfänger gekommen", sagte Rahmel der dpa.

Zuerst waren Corona-Positive, Kontaktpersonen von Infizierten und Rückkehrer aus Risikogebieten von einer Organspende ausgeschlossen. Dann aber zeigten laut DSO Erfahrungen aus dem Ausland, dass das Übertragungsrisiko geringer war als befürchtet. In vielen Ländern seien die Kriterien daraufhin gelockert worden. "Tatsächlich sind bislang nur sehr wenige Fälle bekannt geworden, bei denen es eine Übertragung vom Spender auf den Empfänger gab - und diese auch nur im Zusammenhang mit einer Lungentransplantation", sagte Rahmel.

Im Mai 2022 haben Bundesärztekammer und Deutsche Transplantationsgesellschaft auch für Deutschland die Akzeptanzkriterien für Spender angepasst. Ausgeschlossen sind nun nur noch Organspender mit einem schweren Verlauf, bei denen die Organe so geschädigt sind, dass sie für eine Transplantation nicht mehr geeignet sind. Bei Lungentransplantationen gilt laut Rahmel weiterhin "äußerste Zurückhaltung".

Die Deutsche Stiftung Patientenschutz sieht auch die Politik in der Pflicht. Das neue Gesetz werde nicht umgesetzt, sagte Vorstand Eugen Brysch der dpa. Die Bevölkerung werde nicht, wie vorgesehen, gezielter angesprochen, und auch das geplante Register für Spendewillige sei noch in weiter Ferne. "Wir müssen die Instrumente nutzen, die wir haben", sagte Brysch./sat/DP/jha