(neu: Aussagen aus der Konferenz, Aktienkurs)
BAD HOMBURG (dpa-AFX) - Nach schwierigen Corona-Jahren kommt der Gesundheitskonzern Fresenius
Die Fresenius-Aktie legte am Morgen zeitweise um fast fünf Prozent zu, doch bis zur Mittagszeit schrumpfte das Kursplus auf rund ein Prozent. Branchenexperte David Adlington von JPMorgan wertete die Ergebnisse des vierten Quartals als ordentlich. Die Geschäftsziele für 2024 seien zwar schwächer als gedacht, erschienen ihm aber erneut konservativ.
Fresenius hat schwierige Jahre hinter sich. In der Pandemie mussten viele Operationen abgesagt werden, einige Arzneien waren daher weniger gefragt. Zugleich gab es bei der Dialysetochter FMC viele Todesfälle unter den Patienten. Zu schaffen machte dem Konzern auch ein misslungener Übernahmekurs, der die Schulden in die Höhe trieb. Fresenius-Chef Michael Sen begann kurz nach seinem Amtsantritt im Oktober 2022 mit einem Umbau des Konzerns und treibt ihn nun weiter voran.
Auch 2024 soll die Senkung der Kosten im Vordergrund stehen, ebenso Effizienzgewinne und der Abbau der hohen Schulden. Zudem setzt Fresenius auf weiteres organisches Wachstum bei seinen wichtigsten Standbeinen Helios und Kabi, auch durch einen größeren Fokus auf Innovationen, wie Sen am Mittwoch erläuterte. Übernahmen schloss er abermals vorerst aus. "Dauerhaft ist das natürlich nicht passé", doch müsse sich Fresenius dies leisten können.
Für 2024 stellte Sen konzernweit ein organisches Umsatzwachstum von drei bis sechs Prozent in Aussicht. Das bereinigte Betriebsergebnis (bereinigtes Ebit) soll abseits der Wechselkurse um vier bis acht Prozent zulegen. Damit soll sich das Ergebniswachstum im Vergleich zum Vorjahr noch beschleunigen.
2023 sei ein "Jahr des Um- und des Aufbruchs" gewesen, sagte Sen. "Wir haben den Fokus geschärft, wir haben Strukturen entknotet und gestrafft und unsere Performance verbessert."
Fresenius konzentriert sich nun auf sein Klinikgeschäft rund um Deutschlands größte Krankenhausgesellschaft Helios und den Generikahersteller Kabi. Die frühere Tochter Fresenius Medical Care (FMC) ist inzwischen vom Konzern entflochten und wird nur noch als Finanzbeteiligung behandelt. Auch beim trudelnden Klinikdienstleister Vamed hat das Management erfolgreich umgebaut, im Schlussquartal erreichte das österreichische Unternehmen das zweite Mal infolge wieder schwarze Zahlen. Dabei feilte Fresenius konzernweit weiter an seinen Kosten und verbesserte Abläufe im Betrieb. Auch die Trennung von Randbereichen zählte zum Umbau.
Diese Maßnahmen zahlten sich bisher aus. Bei einem Umsatzplus von vier Prozent auf rund 22,3 Milliarden Euro kletterte das um Sondereinflüsse bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (bereinigtes Ebit) um drei Prozent auf knapp 2,3 Milliarden Euro. 2022, als FMC noch komplett zum Konzern gezählt wurde, hatte Fresenius beim Betriebsergebnis noch einen Rückgang verdauen müssen.
Die bilanzielle Entflechtung vom Dialysespezialisten Fresenius Medical Care (FMC) sorgte im vergangenen Jahr allerdings für tiefrote Zahlen, wie Fresenius weiter mitteilte. Wegen hoher Wertberichtigungen wies Fresenius unter dem Strich einen Verlust von 594 Millionen Euro aus - nach einem Gewinn von knapp 1,4 Milliarden ein Jahr zuvor. Zudem hätten Aufwendungen im Zusammenhang mit dem Umbau des Klinikdienstleisters Vamed sowie Kosten für das Sparprogramm und der Verkauf von Geschäftsteilen am Ergebnis gezehrt, hieß es. Die roten Zahlen sollten sich aber nicht wiederholen, betonte Finanzchefin Sara Henniken. Es handle sich um einen Einmaleffekt.
Die Loslösung von FMC gilt als wichtigster Schritt bei der Neuaufstellung bei Fresenius. Der Dialysespezialist hatte in der Pandemie mit steigenden Kosten und Pflegekräftemangel zu kämpfen. Nach mehreren Gewinnwarnungen trieb Sen die bilanzielle Entflechtung von FMC voran. Ende November wurde FMC in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Damit muss der Mutterkonzern FMC nicht mehr voll in die Bilanz aufnehmen, sondern kann das Sorgenkind entsprechend der Beteiligung von rund einem Drittel berücksichtigen. Fresenius behandelt FMC inzwischen nur noch als Finanzbeteiligung, ebenso wie die Projekttochter Vamed.
Bei der Trennung von Randbereichen ist der Konzern inzwischen fortgekommen. Eine Handvoll wollte Sen nach eigenen Worten veräußern. Nun stünden noch "ein, zwei kleinere Geschäfte in der Pipeline", erklärte er. Der Konzern hatte sich im vergangenen Jahr unter anderem von den Kinderwunschkliniken der Eugin-Gruppe getrennt. Presseberichten zufolge laufen zudem Gespräche über die Reha-Kliniken von Vamed.
Auch bei seinem Sparprogramm kam Fresenius zuletzt schneller voran als geplant und konnte eigene Ziele übertreffen. Der Konzern hebt deshalb seine Sparziele ein weiteres Mal an. Bis Ende 2025 will Fresenius nachhaltig jährlich 400 Millionen Euro einsparen und damit das Betriebsergebnis positiv beeinflussen. Bisher hatte sich Sen 350 Millionen zum Ziel gesetzt.
Wie bereits bekannt müssen die Aktionäre diesmal auf eine Dividende verzichten. Denn Fresenius hatte wegen der gestiegenen Energiekosten Hilfe aus Steuermitteln in Anspruch genommen und müsste das Geld sonst laut Gesetz zurückzahlen. Für die Zukunft hält die Konzernspitze jedoch an ihrem Plan fest, die Dividende jährlich zu steigern oder mindestens auf dem Niveau des Vorjahres zu halten./tav/als/stw/jha/