(neu: Aussagen aus Telefonkonferenz zu Zinsen für Kunden, Einordnung der 2024er Ziele anhand der Markterwartungen, mBank-Verlust, aktueller Stand zum Stellenabbau, Kursreaktion)

FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Commerzbank sieht sich trotz eines Ergebniseinbruchs im Sommer auf Kurs zu einem Gewinn von mehr als einer Milliarde Euro im Gesamtjahr. In den ersten neun Monaten verdiente das Institut trotz hoher Belastungen in Polen unter dem Strich bereits 963 Millionen Euro und damit mehr als von Experten erwartet. Die gestiegenen Zinsen stimmen Vorstandschef Manfred Knof zudem positiver für die kommenden Jahre. So sollen die Erträge des Instituts bis 2024 noch stärker wachsen als bislang gedacht, wie das Geldhaus am Mittwoch in Frankfurt mitteilte. Der Großteil der Mehreinnahmen dürfte jedoch für höhere Kosten draufgehen. An der Börse wurden die Nachrichten mit Kursverlusten quittiert.

Die Commerzbank-Aktie verlor bis zur Mittagszeit rund sechs Prozent auf 7,75 Euro und war damit zweitgrößter Verlierer im MDax , dem Index der mittelgroßen Werte. Seit dem Jahreswechsel hat das Papier noch rund 16 Prozent gewonnen. Analysten zeigten sich von den Quartalszahlen positiv überrascht. Mit den angehobenen Zielen für 2024 blieb die Commerzbank jedoch hinter den durchschnittlichen Erwartungen von Branchenexperten zurück.

"Wir haben große Fortschritte bei der Umsetzung unserer "Strategie 2024" erzielt und sind auf gutem Weg, unsere Ziele zu erreichen", sagte Knof. Damit sei die Commerzbank in einem schwierigen Umfeld widerstandsfähiger geworden.

Dank der gestiegenen Zinsen und eines verbesserten Kundengeschäfts sollen die gesamten Erträge des Instituts bis 2024 jetzt auf zehn Milliarden Euro steigen - und damit fast eine Milliarde höher ausfallen als bisher angepeilt. Allerdings hatten Analysten im Schnitt schon mit mehr als 10,3 Milliarden Euro gerechnet. Zudem dürfte sich die gestiegene Inflation auch bei den Kosten des Instituts bemerkbar machen.

Für 2022 erwartet das Management zwar weiterhin Kosten von 6,4 Milliarden Euro. Bis 2024 dürften sie aber wegen der Inflation statt auf 5,4 Milliarden nur auf 6 Milliarden Euro sinken, hieß es. Trotzdem soll der operative Gewinn dann auf rund 3,2 Milliarden Euro klettern - und damit rund 200 Millionen höher ausfallen als bisher geplant. Branchenexperten hatten jedoch zuletzt im Schnitt schon 3,4 Milliarden Euro auf dem Zettel.

Im laufenden Jahr sieht Finanzchefin Bettina Orlopp die Commerzbank "auf der Zielgeraden" zu mehr als einer Milliarde Euro Gewinn. "Die Zahlung einer Dividende haben wir weiterhin fest im Blick." Der Zinsüberschuss soll 2022 auf mehr als sechs Milliarden Euro steigen. Die Risikovorsorge für gefährdete Kredite dürfte den Angaben zufolge bei etwa 700 Millionen Euro liegen. Das Institut will anders als manche Wettbewerber nicht mit Lockangeboten und hohen Zinsen auf Kundenfang gehen. Man werde in den nächsten Wochen und Monaten aber mehr Dynamik bei den Zinsen sehen, sagte Orlopp in einer Telefonkonferenz mit Journalisten.

Im dritten Quartal zehrten allerdings die bereits bekannten Belastungen rund um die umstrittenen Schweizer-Franken-Kredite bei der polnischen Tochter mBank an Erträgen und Gewinn des Konzerns. Hinzu kamen die gesetzlich verordneten Zins- und Tilgungsstundungen in dem Land. Bei der Commerzbank schlugen die beiden Posten zusammen mit fast 750 Millionen Euro zu Buche.

In der Folge gingen die Erträge - also die gesamten Einnahmen des Commerzbank-Konzerns - um rund sechs Prozent auf knapp 1,9 Milliarden Euro zurück. "Ohne die genannten Sonderbelastungen in Polen wäre der Vorjahreswert um mehr als ein Viertel übertroffen worden", schrieb das Institut. Im Gesamtjahr dürfte die mBank wegen der Belastungen rote Zahlen schreiben.

Das Frankfurter Geldhaus legte mit 84 Millionen Euro fast viermal so viel Geld für drohende Kreditausfälle zurück wie im Vorjahreszeitraum. Unter dem Strich verdiente die Commerzbank 195 Millionen Euro, nur knapp halb so viel wie ein Jahr zuvor.

Der Anfang 2021 angetretene Konzernchef Knof hatte mit einem Sparkurs radikal umgesteuert. Beim Abbau von brutto rund 10 000 Vollzeitstellen sieht sich das Institut im Plan. Der Wegfall von rund 8350 Jobs vor allem im Inland ist demnach weitgehend geregelt. Der Abbau weiterer rund 1100 Vollzeitstellen soll in den kommenden Quartalen vor allem im Ausland erfolgen.

Im Inland tritt die Commerzbank bei den Filialen in diesem Jahr härter auf die Kostenbremse. Statt auf 450 Standorte setzte der Vorstand zuletzt auf gut 400 Niederlassungen bundesweit. Vor Beginn der Corona-Pandemie hatte das Institut ein vergleichsweise dichtes Filialnetz mit etwa 1000 Standorten in Deutschland./stw/mar/mne/stk