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FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Commerzbank
Konzernchef Manfred Knof sieht die seit der Finanzkrise teilverstaatlichte Bank zudem finanziell gut aufgestellt. Deshalb traut er dem Institut den weiteren Rückkauf von eigenen Aktien zu. Sorgen bereitet den Anlegern die Risikovorsorge. Die in diesem Jahr gut gelaufene Aktie gab deutlich nach.
"Unser Kundengeschäft entwickelt sich weiter positiv. Das erste Halbjahr war unser bestes seit 15 Jahren. Unternehmen haben vermehrt Kredite für Investitionen nachgefragt und Privatkunden waren bei Wertpapieren aktiver", sagte Konzernchef Knof. Dank des gut laufenden Kerngeschäfts könne die Commerzbank weiterhin die Sonderbelastungen wie die Kosten für Rechtsstreitigkeiten bei der polnischen Tochter mBank
Die komfortable Kernkapitalquote bestärkt die Bank den Worten der Finanzchefin Bettina Orlopp zufolge in ihrem Vorhaben, stetig mehr Kapital an die Aktionäre zurückzugeben. "Deshalb haben wir die erste Tranche unseres dritten Aktienrückkaufs in Höhe von 600 Millionen Euro bei der EZB und der Finanzagentur beantragt", sagte sie. Investoren hatten diesen Schritt erwartet.
Auch die bestätigte Prognose und die Zahlen für das zweite Quartal lieferten keine positiven Überraschungen - im Gegenteil. So richtete zum Beispiel JPMorgan-Analyst Kian Abouhossein in einer ersten Einschätzung den Fokus auf die Risikovorsorge. Diese sei im zweiten Quartal höher ausgefallen als zum Jahresstart und auch höher als von ihm erwartet.
An der Börse sackte die Aktie deutlich ab. Der Kurs fiel im frühen Handel um bis zu sechs Prozent auf 12,375 Euro und damit auf den tiefsten Stand seit März. Zuletzt konnte die Aktie das Minus auf rund vier Prozent reduzieren, war damit aber am Nachmittag der größte Verlierer in einem anziehenden Dax
Auf Jahressicht sieht dies allerdings anders aus: Mit den jüngsten Verlusten reduzierte die Aktie ihr bisheriges Jahresplus zwar auf 18 Prozent, liegt damit aber immer noch im Spitzenfeld des deutschen Leitindex. Dank der Zinswende und den so sprudelnden Gewinnen ist die Aktie in den vergangenen Jahren ohnehin einer der stärksten Titel unter den deutschen Standardwerten. Seit Ende 2021 zog der Kurs um fast 90 Prozent an - mehr hat im Leitindex nur der Rüstungskonzern Rheinmetall
Wegen des wieder deutlich gestiegenen Börsenwerts ist die Bank seit Februar 2023 zurück im erweiterten Dax, nachdem sie 2018 aus der ersten deutschen Börsenliga abgestiegen war. Derzeit wird das Unternehmen, an dem der Staat weiter knapp 16 Prozent hält, mit rund 15 Milliarden Euro bewertet.
Im zweiten Quartal fiel der Gewinn unter dem Strich um fünf Prozent auf 538 Millionen Euro. Experten hatten mit einem Rückgang in dieser Größenordnung gerechnet. Da die Bank im Vorquartal allerdings deutlich mehr verdient hatte, zog der Gewinn im ersten Halbjahr noch prozentual zweistellig an.
Im zweiten Quartal bekam die Bank den nachlassenden Zinseffekt zu spüren. Da diese nicht weiter gestiegen sind und inzwischen auch ein höherer Anteil der höheren Zinsen an Kunden weitergegeben werden muss, war der Zinsüberschuss im zweiten Quartal leicht auf 2,1 Milliarden Euro gesunken. Der Provisionsüberschuss legte dagegen um rund 5 Prozent auf 879 Millionen Euro zu.
Die Risikovorsorge konnte die Bank trotz des weiterhin herausfordernden wirtschaftlichen Umfeldes im Vergleich zum Vorjahresabschnitt stabil bei rund 200 Millionen Euro halten. Im ersten Quartal hatte die Risikovorsorge aber noch deutlich unter der Marke von 100 Millionen gelegen. Die Bank reduzierte zudem den Puffer für Risiken aus Großereignissen (Top-Level-Adjustments) in den vergangenen drei Monaten um 87 auf 336 Millionen Euro.
Damit steht der Bank weniger für die erwarteten Sekundäreffekte aus geopolitischen Krisen und Unsicherheiten aufgrund der Inflation sowie der Auswirkungen der restriktiveren Geldpolitik zur Verfügung. Knof und Orlopp versuchten, die Investoren zu beruhigen. "Als einer der größten Kreditgeber Deutschlands müssen wir achtsam sein. Die Qualität des Kreditbuches ist weiterhin hoch", sagte Knof. Die Risikovorsorge im zweiten Quartal sei zum großen Teil auf vier große Fälle zurückzuführen.
Orlopp bestätigte zudem das Ziel, diese im laufenden Jahr unter der Marke von 800 Millionen Euro halten zu wollen. 2023 hatte die Commerzbank etwas mehr als 600 Millionen Euro für Kreditausfälle zur Seite gelegt. Dabei könnte es aber auch sein, dass wie in den ersten beiden Vierteljahresabschnitten weitere Teile des Puffers aufgelöst werden.
Weitere Belastungen musste die Commerzbank in den ersten drei Monaten bei ihrer polnischen Tochter mBank verkraften: Für Rechtsrisiken im Zusammenhang mit Fremdwährungskrediten wurde dort weitere Vorsorge in Höhe von 240 Millionen Euro gebildet. Dazu kommen noch Aufwendungen von 60 Millionen Euro für ausgesetzte Kreditzahlungen.
Seit Jahren machen Probleme in Polen der Commerzbank zu schaffen. Hauptgrund sind Schweizer-Franken-Kredite, die etliche Polen für die Baufinanzierung aufgenommen hatten. Als der polnische Zloty gegenüber dem Franken an Wert verlor, stiegen die Belastungen für die Kreditnehmer. Viele klagten daraufhin wegen möglicherweise unrechtmäßiger Klauseln gegen polnische Geldhäuser.
Über außergerichtliche Einigungen versucht die Commerzbank, Rechtsrisiken in diesem Bereich zu mindern. Die Zahl der abgeschlossenen Vergleiche stieg im zweiten Quartal um etwas mehr als 1.000 auf circa 17.000. Dazu wurden fast 6.000 Fälle vor Gericht geklärt. Aktuell gibt es noch etwas mehr als 23.000 Kredite der mBank in Franken.
Abseits der Rechtsstreitigkeiten läuft es bei der mBank gut. Der um Sondereffekte bereinigte operative Gewinn legte im zweiten Quartal um fast 40 Prozent auf 447 Millionen Euro zu. Im Firmen- und Privatkundengeschäft stieg das operative Ergebnis nicht so deutlich. So zog es in der Privatkundensparte um vier Prozent auf 311 Millionen Euro an. Im Geschäft mit Firmenkunden legte es um etwas mehr als ein Fünftel auf 551 Millionen Euro zu. Konzernweit ging das operative Ergebnis wegen der Sonderbelastungen zurück./zb/men/jha/he