(Kurs im 2. Absatz aktualisiert)

MÜNCHEN (dpa-AFX) - Der Chipindustriezulieferer Siltronic geht nach einem starken Wachstum trotz Unsicherheiten zuversichtlich ins neue Jahr. 2023 sei durch höhere Kosten und Unsicherheiten geprägt, teilte die Beteiligung von Wacker Chemie am Donnerstag bei der Vorlage vorläufiger Zahlen für 2022 mit. Allerdings sei die Auslastung noch hoch, wenngleich einige Kunden eine schwächere Auftragslage im ersten Halbjahr 2023 sehen würden. Der große Nachfrageabschwung, den einige Branchenbeobachter zuletzt befürchteten, ist also noch nicht da. In das Bild passt auch, dass der Chipkonzern Infineon ebenfalls am Donnerstag trotz der drohenden Flaute in der Weltwirtschaft etwas optimistischer für die laufenden Geschäfte wurde. Beide Aktien legten zu.

Die Siltronic-Papiere stiegen bis zum Mittag um gut sieben Prozent auf 84,35 Euro. Damit versuchten sie den Ausbruch aus ihrer der Bandbreite von rund 70 bis knapp 83 Euro, in der sie seit Mitte November pendelten. Zuvor waren sie im Oktober wegen Sorgen um einen Abschwung in der Chipbranche noch bis auf 51,65 Euro gefallen. Anfang 2022 hatte die Aktie vor dem Platzen der Übernahme durch Globalwafers indes noch um die 140 Euro gekostet.

Gegenwind sieht Siltronic-Chef Christoph von Plotho 2023 durch den zuletzt schwächeren US-Dollar, der aktuell infolge frischer Zinssignale der US-Notenbank Fed weiter unter Druck geriet.

Mittlerweile müssen gut 1,10 Dollar je Euro gezahlt werden. Da in der Chipbranche überwiegend in Dollar abgerechnet wird, schmälert eine Schwäche der US-Währung die Erlöse in Euro. Konkret bedeutet das laut Siltronic, dass ein durchschnittlicher Wechselkurs des Euro gegenüber dem US-Dollar von 1,10 im Vergleich zu 1,05 im vergangenen Jahr den Umsatz mit rund 65 Millionen Euro belasten würde.

Gleichzeitig rechnet Siltronic mit weiter steigenden Stückkosten im Zuge der hohen Inflation. All diesen Belastungen stünden aber leicht steigende Verkaufspreise gegenüber. Analyst Constantin Hesse vom Investmenthaus Jefferies sprach in einer ersten Reaktion von einem guten Jahresstart.

Im abgelaufenen Jahr erzielte Siltronic beim Umsatz und dem operativen Gewinn Rekordwerte. Der Umsatz stieg auf Basis vorläufiger Zahlen um 28 Prozent auf 1,81 Milliarden Euro. Rückenwind lieferten vor allem der 2022 über weite Strecken starke US-Dollar sowie höhere Absatzpreise.

Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen stieg um 44 Prozent auf 672 Millionen Euro. Darin enthalten ist auch eine Ausgleichszahlung von 50 Millionen Euro im Zusammengang mit der Anfang 2022 gescheiterten Übernahme durch den Wettbewerber Globalwafers. Während der Umsatz damit in etwa auf dem Niveau der Markterwartungen lag, übertraf das operative Ergebnis diese deutlich. Allerdings lagen Umsatz und operatives Ergebnis im Schlussquartal jeweils leicht unter den Werten des dritten Jahresviertels.

Der Netto-Finanzmittelfluss war 2022 mit minus 395 Millionen Euro zwar negativ, das lag aber an hohen Investitionen in den Produktionsausbau. Der ist auch nötig, denn wegen stark ausgelasteter Kapazitäten war das mengenbedingte Umsatzwachstum im vergangenen Jahr nur sehr gering.

Abhilfe schaffen soll eine weitere Fabrik in Singapur für 300-Millimeter-Wafer, für die bis Ende 2024 rund zwei Milliarden Euro investiert werden. Der Bau schreite mit großen Schritten voran, erste Maschinen seien bereits installiert, sagte von Plotho laut Mitteilung. Zudem wird der Produktionsstandort im sächsischen Freiberg um eine Ziehhalle für Siliziumkristalle erweitert, in der die ersten Maschinen im dritten Quartal installiert worden. Aus solchen Kristallen können dann Reinstsiliziumwafer hergestellt werden. Diese dünnen Scheiben sind die Grundlage für alle möglichen Elektronikchips.

Auch in diesem Zusammengang stiegen die Investitionen im vergangenen Jahr auf fast 1,1 Milliarden Euro, nach 426 Millionen Euro im Jahr davor. 2023 sollen sie in etwa stabil bleiben.

Mehr Details zur Geschäftsentwicklung, den Perspektiven sowie zur Dividende wird es dann am 9. März bei der Vorlage des Geschäftsberichts für das vergangenen Jahr geben. Laut Daten der Nachrichtenagentur Bloomberg rechnen Analysten im Durchschnitt mit einer Dividende von rund 3 Euro je Aktie, was dem Vorjahresniveau entspricht./mis/nas/stk