(neu: Aussagen Commerzbank-Finanzchefin)

FRANKFURT (dpa-AFX) - Der deutsche Staat plant seinen Ausstieg bei der Commerzbank . In einem ersten Schritt will der Bund seine Beteiligung an dem Institut reduzieren, wie die Finanzagentur der Bundesrepublik Deutschland am Dienstagabend mitteilte. Die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtete am Mittwoch unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen, dass der deutsche Staat den Verkauf eines Anteils von 3 bis 5 Prozent plane. Die Deutsche Bank erteilte möglichen Übernahmeambitionen ihrerseits umgehend eine Absage.

"Wir fokussieren uns auf die Deutsche Bank", sagte ihr Chef Christian Sewing am Mittwoch auf dem Banken-Gipfel des "Handelsblatts" in Frankfurt. Eine Übernahme der Commerzbank durch die Deutsche Bank werde unter ihm "kein Thema" werden, sagte der Manager auf Nachfrage.

Commerzbank-Finanzchefin Bettina Orlopp sagte auf dem Banken-Gipfel, die Nachricht der Finanzagentur sei ein Beleg dafür, dass die Commerzbank auf gutem Weg sei. Wenn Interessenten für einen Einstieg bei dem Geldhaus anklopften, werde man das prüfen. "Unsere oberste Aufgabe ist es aber, die Commerzbank nach vorne zu bringen."

Am Aktienmarkt kam die Neuigkeit vom schrittweisen Ausstieg des Staates erst einmal nicht gut an. Die Aktien der Commerzbank starteten am Mittwoch mit einem Abschlag von mehr als vier Prozent. Zuletzt gehörten sie mit einem Verlust von rund 1,8 Prozent auf 12,86 Euro immer noch zu den schwächeren Titeln im Dax. Börsianer sehen in diesem Aktienüberhang zwar kurzfristig eine Belastung. Langfristig überwögen aber die Chancen einer wieder voll privatisierten Bank, hieß es am Markt.

Derzeit ist der Bund über den Finanzmarktstabilisierungsfonds (FMS) noch mit 16,49 Prozent an der Commerzbank beteiligt. "Der Einstieg des Bundes bei der Commerzbank in den Jahren 2008 und 2009 war wichtig, um inmitten der Bankenkrise die Finanzmarktstabilität zu schützen", erklärte Florian Toncar, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium der Finanzen und Vorsitzender des zuständigen interministeriellen Lenkungsausschusses. Die Commerzbank sei wieder ein stabiles und ertragsstarkes Institut. Daher sei es geboten, dass sich der Bund nach und nach von seinen Anteilen trenne.

Die wirtschaftliche Situation der Bank habe sich seit 2021 stetig verbessert, sagte Eva Grunwald, Geschäftsführerin der Finanzagentur. Der Verkauf des betreffenden Aktienpakets solle transparent und marktschonend erfolgen, hieß es in der Mitteilung vom Dienstag. Über weitere Verkaufsschritte werde der interministerielle Lenkungsausschuss zu gegebener Zeit entscheiden.

Die Commerzbank war in der Finanzkrise 2008/2009 in finanzielle Schieflage geraten. Der Staat rettete die Bank mit Hilfsgeldern in Milliardenhöhe. Über den Finanzmarktstabilisierungsfonds (FMS) erhielt die Commerzbank Kapitalhilfen von insgesamt 18,2 Milliarden Euro. Zurückgeführt wurden den Angaben zufolge bisher rund 13,15 Milliarden Euro.

Auf dem aktuellen Kursniveau hat die verbliebene Staatsbeteiligung an dem Geldhaus einen Wert von rund 2,5 Milliarden Euro./mne/nas/als/stw