(neu: Aussagen aus Telefonkonferenz, Analyst, Händler und Aktienkurs)

MANNHEIM (dpa-AFX) - Eine hohe Nachfrage hat dem Industriedienstleister Bilfinger auch im zweiten Quartal einen Schub gegeben. "Die Nachfrage nach unseren Lösungen in unseren Kernindustrien ist auf hohem Niveau stabil, in einigen Bereichen nimmt sie weiter zu", sagte Vorstandsvorsitzender Thomas Schulz am Montag laut Mitteilung. Insbesondere profitiere das Unternehmen von den wachsenden Märkten im Bereich der Energiewende. Gleichzeitig setze Bilfinger seine Strategie und vor allem sein Effizienzprogramm um. Mit der Umstrukturierung in den USA liege das Unternehmen im Zeitplan. Die Aktie legte bis auf 33,78 Euro zu.

Bilfinger will in den kommenden Jahren mit einer verschlankten Verwaltung sowie standardisierten Arbeitsabläufen effizienter werden. Jährlich sollen ab dem kommenden Jahr dadurch rund 55 Millionen Euro eingespart werden. Im Gegenzug fallen in diesem Jahr für das Programm aber erstmal 62 Millionen Euro Kosten an. Geplant ist dabei auch der Abbau von 750 Stellen. Davon habe Bilfinger bereits bis Ende Juni 251 abgebaut, hieß es. Der größte Teil davon sei außerhalb Deutschlands weggefallen, erläuterte Schulz in einer Telefonkonferenz.

Wie viele Arbeitsplätze in Mannheim abgebaut werden sollen, wollte der Bilfinger-Chef nicht sagen, da sich das Management noch mit der Arbeitnehmervertretung in Verhandlungen befinde. Der Standort Mannheim sei gesichert. Allerdings sitze dort ein Großteil der Hauptverwaltung und damit werde auch ein größerer Anteil in Deutschland an Verwaltungs- und Administrationsstellen wegfallen.

Zuletzt zog das Bilfinger-Papier im SDax um rund drei Prozent auf 31,80 Euro an. Die Jahresgewinne summieren sich nun auf gut 17 Prozent. Die Marge des Industriedienstleisters habe sich verbessert, lobte Analyst Gregor Kuglitsch von der Schweizer Großbank UBS in einer ersten Reaktion. Insgesamt hätten die Kennziffern die Erwartungen übertroffen.

Ein Händler gab jedoch zu bedenken: Der starken Gewinnentwicklung stehe der Auftragseingang gegenüber, der im Jahresvergleich etwas gefallen sei. Der Ordereingang habe im zweiten Quartal unter dem Umsatz gelegen, was nicht allen Investoren schmecken dürfte.

Im zweiten Quartal kletterte der Umsatz von Bilfinger im Jahresvergleich um vier Prozent auf 1,12 Milliarden Euro. Währungsbereinigt legten die Erlöse um sechs Prozent zu. Mit mehr als einer Milliarde Euro ging ein fast so hohes Auftragsvolumen wie im Vorjahr ein. Dabei profitiere Bilfinger etwa von der Energiewende, sagte Schulz. So müssten etwa neu gebaute Produktionsanlagen für Batterien auch instandgehalten werden. Aber es gebe auch eine gute Nachfrage bei der Wartung und Instandhaltung von Anlagen aus der Öl- und Gasindustrie, Chemie und Petrochemie sowie Pharmaindustrie.

Im Tagesgeschäft lief es für Bilfinger noch besser, auch dank seines erst jüngst aufgelegten Sparprogramms. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen auf den Unternehmenswert (Ebita) legte um gut ein Drittel auf 43 Millionen Euro zu. Dazu trug vor allem das Geschäftsfeld Anlagenbau und Wartung in Europa bei, aber auch das Geschäft mit größeren Anlagen. Die dazugehörige Marge verbesserte sich von 3,0 Prozent im Vorjahr auf 3,9 Prozent. Unter dem Strich blieb in den drei Monaten bis Ende Juni ein Gewinn von 30 Millionen Euro nach 19 Millionen ein Jahr zuvor.

Die Jahresziele bestätigten die Mannheimer. Im laufende Jahr will Bilfinger die operative Marge (bereinigte Ebita-Marge) von 3,2 Prozent aus dem Vorjahr auf 3,8 bis 4,1 Prozent verbessern. Bis 2024 soll die Marge früheren Angaben zufolge auf mindestens 5 Prozent steigen und in den nächsten drei bis vier Jahren dann auf 6 bis 7 Prozent klettern. Dabei will das Unternehmen jährlich organisch um 4 bis 5 Prozent wachsen. Im laufenden Jahr peilt der Konzern Erlöse von 4,3 bis 4,6 Milliarden Euro an, nach gut 4,3 Milliarden ein Jahr zuvor./mne/lew/jha/