(neu: Weitere Aussagen aus der Telefonkonferenz, Analysten und Kurs)

LUDWIGSHAFEN (dpa-AFX) - Der weltgrößte Chemiekonzern BASF will mit einem Tritt auf die Kostenbremse, der Drosselung von Investitionen und dem Abbau von Lagerbeständen seinen Abwärtstrend stoppen. "Zusammen mit den bereits laufenden Initiativen in unseren weltweiten Serviceeinheiten werden wir die Fixkosten bis Ende 2026 senken, sodass sie ab dann Jahr für Jahr rund eine Milliarde Euro weniger betragen werden", sagte der neue Finanzchef Dirk Elvermann laut einer Mitteilung vom Freitag zur Vorlage endgültiger Zahlen. Bis Ende 2023 erwartet BASF eine jährliche Ersparnis von mehr als 300 Millionen Euro aus dem Sparprogramm mit Fokus auf Europa.

Die Aktie drehte nach frühen Verlusten deutlich ins Plus. Zuletzt legte das Papier um rund 2,8 Prozent auf 49,24 Euro zu. Von ihrem Jahrestief unter 43 Euro im Juni konnte sich die Aktie deutlich erholen. Seit dem Jahreswechsel steht nun ein Kursplus von mehr als sechs Prozent.

Zusätzlich würden die Fixkosten kontinuierlich strikt überprüft, und überflüssige Kosten wie etwa für Reisen sollen vermieden werden, wo immer dies möglich sei. BASF habe verstärkt das Cash-Management im Blick, um die freien Barmittel zu optimieren. So sollen die Sachinvestitionen im laufenden Jahr mit 5,7 Milliarden Euro um 0,6 Milliarden Euro geringer ausfallen als noch im Februar angekündigt.

Das Management habe genau bei den Basisinvestitionen, wie dem Erhalt des normalen Anlagenbestands hingeschaut, erläuterte der Finanzchef. Zudem würden die Investitionen in China für das laufende Jahr etwas günstiger werden. Unter anderem habe BASF nachträglich bessere Konditionen mit Vertragspartnern ausgehandelt. Teils sollen Investitionen auf das übernächste Jahr verschoben werden. Insgesamt rechnet BASF für den neuen Verbundstandort in Südchina mit Investitionen von bis zu zehn Milliarden Euro.

Der BASF-Vorstand hatte nach einem deutlichen Ergebnisrückgang im Jahr 2022 unter anderem wegen der hohen Energiekosten und der schwachen Konjunktur angekündigt, unter dem Strich weltweit 2600 Stellen zu streichen. Fast zwei Drittel davon sollen auf Deutschland entfallen. Wegen hoher Gaspreise sollen zudem mehrere Chemieanlagen stillgelegt werden.

Die Rahmenbedingungen in Europa würden zwar immer schwieriger, sagte Konzernchef Martin Brudermüller. Das Unternehmen werde aber auch weiter nicht nur in China und den USA, sondern auch in Europa investieren. Es gebe daher auch keine Verlagerungen in der BASF. Die geplanten Schließungen in Europa seien unabhängig von anderen Märkten.

Im zweiten Quartal sank der Umsatz - wie bereits bekannt - im Jahresvergleich um ein Viertel auf 17,3 Milliarden Euro. Grund waren deutlich niedrigere Preise und Mengen. Auch negative Währungseffekte bremsten. Besonders stark gingen die Erlöse im Geschäft mit Basischemikalien, aber auch mit Vorprodukten für Kunststoffe sowie Katalysatoren und Beschichtungen zurück.

Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern (Ebit) und Sondereinflüssen sackte um mehr als die Hälfte auf eine Milliarde Euro ab. Der Gewinn brach von gut zwei Milliarden Euro im Vorjahr auf rund eine halbe Milliarde Euro ein.

Während die endgültigen den vorläufigen Quartalszahlen entsprochen haben, bemängelten Analysten vor allem die Höhe des freien Barmittelzuflusses. Ein Free Cashflow von 905 Millionen Euro im zweiten Quartal sehe zwar "auf den ersten Blick gut aus", schrieb Experte Markus Mayer von der Baader Bank. Die Kennziffer habe aber die Markterwartung von 1,6 Milliarden Euro verfehlt. Grund seien geringere Zuflüsse und höhere Kapitalausgaben. Für Gunther Zechmann vom US-Analysehaus Bernstein Research sind nach der gesenkten Ergebnisprognose diesbezügliche Risiken weitgehend beseitigt. BASF fokussiere sich nun auf den Cashflow und das gesenkte Investitionsziel für 2023.

"Wir verzeichneten eine geringe Nachfrage aus unseren wichtigsten Abnehmerbranchen, mit Ausnahme der Automobilindustrie", erläuterte Vorstandschef Brudermüller in der Telefonkonferenz mit Journalisten. Die BASF habe insgesamt mit niedrigeren Preisen und Mengen im zweiten Quartal zu tun gehabt. Für das zweite Halbjahr erwartet der Manager keine weitere Abschwächung der Nachfrage. "Denn die Lagerbestände an Chemierohstoffen in den meisten Kundenindustrien wurden bereits stark abgebaut." Allerdings rechne der Vorstand nur mit einer zaghaften Erholung. Denn die weltweite Nachfrage nach Konsumgütern dürfte schwächer wachsen als bisher angenommen. Damit blieben auch die Margen unter Druck.

Die BASF-Führung hatte bereits Mitte Juli ihre Ziele deutlich gekappt. Für das laufende Jahr kalkuliert das Management seitdem mit einem Umsatzrückgang auf 73 bis 76 Milliarden Euro, nach 87,3 Milliarden im Vorjahr. Zuvor war die Prognose mit 84 bis 87 Milliarden Euro deutlich höher. Beim operativen Ergebnis (bereinigtes Ebit) rechnet BASF nur noch mit 4,0 bis 4,4 Milliarden Euro, statt 4,8 bis 5,4 Milliarden Euro. Im Vorjahr hatte BASF noch ein Betriebsergebnis von knapp 6,9 Milliarden Euro erzielt./mne/glb/men/jha/