(neu: Kurs aktualisiert im 1. und 2. Absatz, Analystenstimmen in den neuen Absätzen 3 und 4.)

LUDWIGSHAFEN (dpa-AFX) - Der Chemiekonzern BASF gerät wegen schwacher Nachfrage und angesichts hoher Kosten immer mehr in Zugzwang. Im abgelaufenen Jahr blieben Umsatz und Gewinn deutlich hinter den eigenen und den Erwartungen von Experten zurück, wie der Konzern überraschend am Freitag mit vorläufigen Zahlen einräumen musste. Die Ludwigshafener machten zwar unter dem Strich wieder Gewinn nach einem Verlust ein Jahr zuvor. 2022 musste der Konzern wegen des Angriffskriegs Russlands gegen die Ukraine milliardenschwere Abschreibungen auf Öl- und Gasgeschäfte der Tochter Wintershall Dea vornehmen. Die BASF-Anleger waren von den schwachen Zahlen aber nicht mehr geschockt, die Aktie lag im Plus.

Das Papier notierte am Vormittag knapp im Plus bei 43,70 Euro und lag damit in etwa gleichauf mit dem Leitindex Dax . Die Aktie hat seit dem Kriegsbeginn vor fast zwei Jahren deutlich Federn lassen müssen, unter anderem der Preisschub für Gas und Energie traf das Chemieunternehmen hart. Die weltweite Konjunkturflaute bremst zudem die Nachfrage nach Produkten des Konzerns, die als Grundstoff in vielen Gütern stecken. Der BASF-Kurs lag im Februar 2022 noch fast bei 70 Euro, davon ausgehend hat er bis dato mehr als ein Drittel eingebüßt.

Chetan Udeshi von JPMorgan bezeichnete die BASF-Zahlen als enttäuschend, selbst an den niedrigen Erwartungen gemessen. Der freie Barmittelzufluss (Free Cashflow) sei stark ausgefallen, kommentierte Analyst Samuel Perry von der Schweizer Großbank UBS. Die Gründe seien großteils der Rückgang von benötigtem Betriebskapital und geringere Investitionen. Das mildere den Druck der verfehlten Markterwartungen auf den Aktienkurs. Schließlich seien nun 90 Prozent der Dividendenzahlung in diesem Jahr durch hereinkommende Finanzmittel gedeckt, schrieb Perry. Das vierte Quartal markiere bei den Resultaten die Talsohle gemäß seinen Schätzungen.

Fachmann Konstantin Wiechert von der Baader Bank glaubt, dass der erreichte Finanzmittelzufluss im vergangenen Jahr noch gut genug ist, um in diesem Jahr eine stabile Dividende auszuschütten. 2023 hatte das Unternehmen wie im Jahr zuvor 3,40 Euro als Dividende überwiesen. Der scheidende BASF-Chef Martin Brudermüller hatte Ende Oktober gesagt, dass der Konzern mindestens die Höhe der Ausschüttung aus dem Vorjahr zum Ziel habe.

Der Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) sowie vor Sondereinflüssen brach 2023 mit voraussichtlich 3,8 Milliarden Euro um 45 Prozent ein. Der Rückgang gegenüber dem Vorjahr sei auf umsatzbedingt niedrigere Margen zurückzuführen. Der bisher erreichte Fixkostenabbau habe dies nicht auffangen können, hieß es weiter. Mit dem Ergebnis verfehlte BASF seine ausgegebenen Jahresziele: Zuletzt wurde von Brudermüller noch Ende Oktober das untere Ende der Prognosespanne von 4,0 bis 4,4 Milliarden Euro anvisiert. Im Juli hatte BASF wegen der schwachen Märkte seinen Ausblick bereits deutlich gesenkt.

Analysten hatten sich ebenfalls etwas mehr Ergebnis ausgerechnet. Vor allem die Chemiegeschäfte enttäuschten, unter anderem wegen der ungeplanten Abstellung von Anlagen, wie es vom Konzern hieß.

Beim Umsatz zeigte sich das gleiche Bild: 2023 schaffte BASF den Angaben zufolge 68,9 Milliarden Euro - das ist ein Rückgang um gut ein Fünftel. Die eigene Prognose und die von Analysten wurde hier ebenfalls verfehlt. BASF hatte noch einen Wert von 73 Milliarden Euro am unteren Ende der Bandbreite in Aussicht gestellt.

Mit den Zahlen zum dritten Quartal Ende Oktober hatte das Management bereits angekündigt, die Kosten in den kommenden Jahren noch stärker eindampfen zu wollen als zuvor geplant. Schon im Jahr 2023 hat BASF nach früheren Angaben rund eine Milliarde Euro weniger in Sachanlagen investiert als zunächst vorgesehen. Auch in den vier Jahren bis 2027 sollen es drei Milliarden Euro weniger sein als ursprünglich geplant. Zudem sollen die Kosten bis Ende 2026 insgesamt um rund 1,1 Milliarden Euro gesenkt werden. Schwerpunkt ist dabei Europa.

BASF hat im Dezember den lange in Aussicht gestellten Verkauf von Wintershall Dea zu einem Unternehmenswert inklusive Schulden von 11,2 Milliarden US-Dollar (10,3 Mrd Euro) angekündigt, der im vierten Quartal dieses Jahres vollzogen werden soll. Zudem will der Konzern das Agrar- und Batteriegeschäft auslagern.

Unter dem Strich dürfte für 2023 ein Gewinn von voraussichtlich 225 Millionen Euro übrigbleiben, wie der Konzern weiter angab. Ein Jahr zuvor hatte BASF noch 627 Millionen Euro Verlust gemacht, vor allem wegen der Abschreibungen auf die Geschäfte mit Russlandbezug von Wintershall Dea in Höhe von 6,5 Milliarden Euro. Die detaillierten Jahreszahlen legt BASF am 23. Februar vor./men/jsl/tih