(Neu: Aussagen aus dem Gespräch mit Vorstand Massatschi, Aktienkurs)

LUXEMBURG (dpa-AFX) - Der Gewerbeimmobilien-Spezialisten Aroundtown rechnet im laufenden Jahr unter anderem wegen des Verkaufs von Immobilien mit einem deutlichen Rückgang beim operativen Ergebnis. Für das abgelaufene Jahr will das Management wegen der schwierigen konjunkturellen Lage zudem keine Dividende zahlen. Für 2023 stellt der Konzern zwar eine Ausschüttung für 20 bis 23 Cent je Aktien in Aussicht, dem Aktienkurs half das aber zunächst wenig. Der Kurs des Immobilienunternehmens sackte am Mittwoch zeitweise prozentual zweistellig ab - wie schon am Vortag. Zeitweise näherte er sich der 1-Euro-Marke und somit dem Pennystock-Status. Dann aber fassten sich Anleger ein Herz nach einem Kursverlust von mehr als der Hälfte seit Anfang März.

Die Aroundtown-Aktien drehten gegen Mittag mit dem Sektor in die Gewinnzone - und dies zeitweise mit bis zu sechs Prozent, womit sie sich um bis zu einem Fünftel von ihrem Tagestief erholen konnten. Anhaltende Schwankungen zeugten aber von weiterhin hoher Nervosität: Zuletzt flachte das Kursplus ab, die Papiere notierten mit 2,4 Prozent Plus bei 1,391 Euro. Dem gesamten Sektor machte zuletzt die hohe Inflation und die Anhebung der Leitzinsen zu schaffen. Die Einflüsse hatten dem langen Immobilienboom in Deutschland in den vergangenen Monaten ein jähes Ende gesetzt. Seit dem Sommer 2021 hat die Aroundtown-Aktie in der Spitze schon mehr als vier Fünftel an Wert eingebüßt.

Ein Händler betonte, die Dividendenaussetzung überrasche zunächst nicht wirklich, sie sei aber für die Aktienstory auch keine Hilfe. Ein enttäuschender Ausblick auf den operativen Gewinn (FFO) im laufenden Jahr sei ein weiterer negativer Punkt. Analyst Andre Remke von der Baader Bank wertete die Ziele als mau.

So soll die für die Immobilienbranche wichtige operative Kennziffer FFO1 2023 auf 300 bis 330 Millionen Euro zurückgehen, teilte der MDax -Konzern am Mittwoch mit. 2022 konnte das Unternehmen den operativen Gewinn noch um drei Prozent auf knapp 363 Millionen Euro erhöhen.

Es sei momentan besser, das Geld zusammenzuhalten, um die Bilanz zu stärken und sich für die bevorstehenden Unsicherheiten besser zu wappnen, hatte es vom Unternehmen bereits am späten Dienstagabend mit Blick auf die Streichung der Dividende geheißen. Im abgelaufenen Jahr hatte Aroundtown wegen sinkender Immobilienwerte und Abschreibungen auf immaterielle Vermögenswerten einen Verlust von 457 Millionen Euro verzeichnet.

Vor allem hätten Büroimmobilien an Wert verloren, erläuterte Vorstand Oschrie Massatschi der Finanznachrichtenagentur dpa-AFX am Mittwoch. Im Moment seien Firmen wegen der schlechteren Wirtschaftslage bei Entscheidungen bezüglich Bürofläche und Verlängerung von Mietverträgen eher zögerlich. Bei allen seien die Kosten aufgrund der Inflation gestiegen.

Der Trend zu mehr Homeoffice spiele in Deutschland und Niederlanden hingegen nur eine geringe Rolle, weil die Büromieten etwa in Berlin und Amsterdam im internationalen Vergleich relativ niedrig seien. "Da gibt es nicht viel einzusparen, wenn die Firmen zehn Prozent weniger an Fläche nehmen", sagte der Manager. Denn die Firmen müssten mehr für Hard- und Software ausgeben, wenn ihre Mitarbeiter von Zuhause aus arbeiteten. Anders sehe es in Paris, London, New York, Tokio und Sydney aus.

Trotz der schwierigen Bedingungen sei es gelungen, sich 2022 von Immobilien im Wert von 1,6 Milliarden Euro zu trennen, teilte der Immobilienkonzern mit. Im neuen Jahr habe das Unternehmen bereits Immobilien im Wert von 150 Millionen Euro veräußert. "Im Durchschnitt haben wir die Immobilien zum Buchwert verkauft", sagte Massatschi. Aroundtown werde auch zukünftig versuchen, Immobilien zu veräußern. Das Unternehmen sei aber nicht unter Zugzwang, Immobilien zu einem großen Nachlass verkaufen müssen. Dies werde bei einigen anderen Immobilienunternehmen aber der Fall sein.

Im vergangenen und laufenden Jahr seien bisher 1,2 Milliarden Euro an kurzfristigen Verbindlichkeiten mit einer durchschnittlichen Laufzeit von einem Jahr zurückgezahlt worden, teilte das Unternehmen weiter mit. Die Barmittel und liquiden Mittel sowie die erwarteten Erlöse aus den unterzeichneten Veräußerungen deckten die Fälligkeiten der Schulden bis Ende 2025.

Die Nettomieteinnahmen legten 2022 um 13 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro zu. Der starke Anstieg geht vor allem auf die Übernahme des Wohnimmobilienunternehmens Grand City Properties zurück. Dessen Beitrag wird erst sei Mitte 2021 voll in der Konzernbilanz berücksichtigt. Bereinigt um diesen Effekt seien die Mieteinnahmen aufgrund von Immobilienverkäufen um acht Prozent zurückgegangen. Während Aroundtown auf vergleichbarer Fläche mehr Miete mit Büros einnehmen konnte, entwickelten sich die Hotelmieten weiterhin schwächer. Insbesondere hier kämpft Aroundtown noch immer mit den Nachwirkungen der Pandemie.

Hotels machen bei Aroundtown gemessen am Wert 18 Prozent des Gesamtportfolios aus. 2022 hatte die Gesellschaft den Angaben zufolge dank der Aufhebung der Corona-Beschränkungen im Gastgewerbe von den gesamten Mieten 69 Prozent erhalten. Noch zu Jahresbeginn hatte der Geschäftszweig massiv gelitten, mehr als die Hälfte der Mieten waren wegen der Restriktionen und Verbreitung der Omikron-Variante ausgefallen.

Doch inzwischen steigt die Nachfrage der Gäste nach Hotels wieder deutlich an, Aroundtown bekam dies im Sommer deutlich zu spüren. Bei den Geschäftsreisen sei inzwischen ein Anstieg von gut zwei Dritteln im Vergleich zum Vorjahr zu verzeichnen, allerdings betrage der Abstand zum Vor-Pandemie-Niveau noch immer mehr als ein Viertel. Gleichzeitig lasteten auch die steigenden Preise und der Personalmangel auf der Profitabilität des Hotelportfolios, ergänzte Aroundtown. Für das laufende Jahr geht der Konzern nunmehr von einer Einzugsquote für die Mieten von 85 bis 90 Prozent aus./mne/lew/mis