DÜSSELDORF (dpa-AFX) - Der Immobilienkonzern LEG blickt optimistischer auf das Jahr. Die Düsseldorfer rechnen wegen des angespannten Wohnungsmarktes mit einem kräftigeren Mietanstieg als bisher und heben zudem die Gewinnprognosen an. Der Konzern geht dabei von einem höheren Mittelzufluss und einer verbesserten Gewinnmarge für 2023 aus. Grund für die sich aufhellenden Ergebnisperspektiven sind allerdings auch den hohen Zinsen geschuldete Einmaleffekte: So hat LEG weitere Neubauprojekte gestrichen. An der Börse kamen die Nachrichten des MDax -Konzerns gut an - die am Vortag noch kräftig unter die Räder gekommene Aktie legte am Freitagmorgen deutlich zu.

Laut einer Konzern-Mitteilung vom späten Vorabend soll die Marge des Gewinns vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) mit 80 Prozent nun 2 Prozentpunkte höher liegen als ursprünglich erwartet. Die für das Unternehmen wichtige Kenngröße Affo (Mittelzufluss aus der operativen Tätigkeit bereinigt um aktivierte Investitionen) werde im laufenden Jahr bei 165 bis 180 Millionen Euro liegen, hieß es vom Unternehmen weiter. Zuvor hatte das Unternehmen nur 125 bis 140 Millionen angepeilt.

Kurz nach dem Handelsbeginn übernahm das Papier mit einem Kurssprung von bis zu siebeneinhalb Prozent klar die Führung im Index der mittelgroßen Unternehmen MDax, kam dann aber wieder etwas zurück. Zuletzt betrug das Plus noch etwa vier Prozent auf 52,44 Euro. Ein Händler wertete vor allem die höhere Prognose für die Mieteinnahmen als positiv - was man von den Einmaleffekten nicht wirklich sagen könne.

Trotz der aktuellen Kursgewinne steht seit Jahresbeginn immer noch ein Minus von knapp 14 Prozent zu Buche, die im Einklang mit der gesamten Immobilienbranche schon länger unter dem strikten Zinserhöhungskurs der Notenbanken im Kampf gegen die Teuerung leidet. Seit dem Rekordhoch im Sommer 2021 bei rund 139 Euro hat das Papier fast zwei Drittel an Wert verloren.

Die steigenden Zinsen verteuern die Finanzierung von Wohnungsprojekten. Zudem leidet der Sektor unter einem rasanten Kostenwachstum und Engpässen bei Material und Handwerkern. Viele Immobilienunternehmen stellen daher die Pläne für Neubauten zurück oder trennen sich von Wohnungsportfolien. LEG tut beides - insgesamt stehen früheren Angaben zufolge 5000 Wohnungen zum Verkauf, von denen bereits ein Teil veräußert wurde. Bereits im November hatte der Konzern auch die Reißleine bei den Neubauprojekten gezogen.

Zuletzt habe der Konzern die Pläne für weitere Wohnungseinheiten gestrichen, sagte eine LEG-Sprecherin am Freitag auf Anfrage. Dabei handele es sich um Projekte in einem sehr frühen Stadium, die nach der Entscheidung Ende 2022 vorerst noch in der Pipeline geblieben seien. Gestrichen wurden etwa neue Einheiten im Rahmen einer Nachverdichtung oder Neubauten auf LEG-eigenen Grundstücken.

Daneben wirkt sich nach Konzernangaben noch ein weiterer Faktor positiv auf die Gewinnperspektiven für das Jahr aus: So fällt die Übergewinnbesteuerung von LEG-eigener Stromproduktion geringer aus als gedacht. Die ebenfalls angespannte Nachfragesituation im Immobiliensektor ist für LEG hingegen von Vorteil. Das Unternehmen erwartet nun ein Mietwachstum von 3,8 bis 4,0 Prozent statt bisher 3,3 bis 3,7 Prozent. Mehr Geld will LEG aber nicht in seinen Bestand stecken. Die Investitionsprognose bleibe bei 35 Euro je Quadratmeter, hieß es.

Für das erste Halbjahr erwartet LEG ferner eine Abwertung des Immobilienbestandes von etwa sieben Prozent. Auch andere Branchenvertreter haben ähnliche Schritte unternommen./he/tav/men/jha/