DARMSTADT (dpa-AFX) - Nach zwei Jahren Verhandlungsmarathon steht der Prozess um den insolventen Goldhändler PIM vor dem Abschluss. An diesem Mittwoch (13.00 Uhr) soll die Staatsanwaltschaft vor dem Landgericht Darmstadt mit ihrem Plädoyer beginnen. Sie wirft dem 51-jährigen ehemaligen Geschäftsführer des Unternehmens aus dem südhessischen Heusenstamm schweren Betrug vor. Am vergangenen Dienstag hatte die Wirtschaftsstrafkammer die Beweisaufnahme in dem Mammutprozess geschlossen. Nach den Plänen des Vorsitzenden Richters Felix Diefenbacher soll noch vor Weihnachten das Urteil gesprochen werden. Der Prozess begann am 8. Dezember 2020.

Zum Beginn des Verfahrens hatte die Staatsanwaltschaft in ihrer 226 Seiten umfassenden Anklageschrift ausgeführt, wie Anleger im Glauben an ein gutes Geschäft Bausparverträge oder Lebensversicherungen auflösten, Gelder aus Erbschaften, Firmenverkäufen und ihre Altersvorsorge investierten. Um Geld und Gold geprellt standen viele am Schluss fast mit leeren Händen da.

Die PIM Gold GmbH soll von 2016 bis September 2019 mit Kunden Lieferverträge einschließlich Bonusversprechen über Gold abgeschlossen, diese dann aber nicht erfüllt haben. Zinsen sollen nach einer Art Schneeballsystem mit dem Geld neu angeworbener Kunden ausgezahlt worden sein.

In einer früheren Aussage hat der Angeklagte laut seiner Anwältin eingeräumt, dass ihm schon 2017 hätte auffallen müssen, wie die Situation des Unternehmens ist, es aber trotzdem weiterlief. Er habe auch seiner Familie gegenüber den Eindruck vermittelt, es sei alles in Ordnung und das Geschäft laufe gut. Eine aktive Beteiligung an den mutmaßlichen Betrügereien hat der Angeklagte nicht eingeräumt. Er sitzt seit September 2019 in Untersuchungshaft.

Das Verfahren ins Rollen gebracht hatte ein ehemaliger Mitarbeiter des Goldhändlers mit einer Anzeige im Mai 2017. Im Juli 2019 wurde die Firma dann durchsucht und knapp zwei Monate später der Haftbefehl gegen den Ex-Geschäftsführer vollstreckt. Die PIM Gold GmbH ging schließlich in die Insolvenz.

Insolvenzverwalter Renald Metoja hatte in dem Prozess die Dimension erläutert. Er sprach von mehr als 7000 Gläubigern mit berechtigten und geprüften Forderungen in Höhe von 140 Millionen Euro. Nach dem Insolvenzantrag seien rund 270 Kilogramm Feingold und 180 Kilogramm Schmuck gefunden worden, sagte er als Zeuge. Seiner Aussage nach hätten aber drei Tonnen Gold da sein müssen. Aus den Vermögenswerten wurde den Anlegern im Insolvenzverfahren ein kleiner Teil ihrer Ansprüche rückerstattet./opi/DP/zb