PARIS (dpa-AFX) - Die Proteste in Frankreich gegen das Vorgehen der Regierung bei der umstrittenen Rentenreform dauern an. Auf der Stadtautobahn in Paris kam es am Freitagmorgen nach einem Aufruf der Gewerkschaft CGT zu zeitweiligen Blockaden und Behinderungen des Berufsverkehrs an mehreren Abfahrten in das Zentrum. Auch in einigen anderen Städten wie etwa in Rennes und Brest blockierten Protestierende vorübergehend Straßen und Kreisverkehre, berichtete die Zeitung "Le Parisien". Auch Gymnasien und Universitäten wurden teils von protestierenden jungen Leuten blockiert, wie etwa in Clermont-Ferrand und Lille.

Einige Raffinerien kündigten erneute oder verlängerte Streiks an, die Versorgung der Tankstellen mit Kraftstoff kam bislang aber nicht ins Stocken. Die streikende Müllabfuhr in Paris wurde unterdessen am Freitag vom Polizeipräfekten zum Dienst verpflichtet, um mit der Abfuhr von rund 9000 Tonnen aufgehäuften Mülls aus den Straßen zu beginnen. Die Behinderungen im öffentlichen Nahverkehr und bei der französischen Bahn blieben am Freitag überschaubar. Im südfranzösischen Toulon aber besetzten Demonstranten Bahngleise und brachten den Zugverkehr zum Erliegen, berichtete der Sender BFMTV.

Die französische Regierung hatte am Donnerstagnachmittag kurzfristig entschieden, die umstrittene Rentenreform ohne die eigentlich anstehende Abstimmung in der Nationalversammlung durchzuboxen. Sie griff zu einem Sonderartikel der Verfassung, um das wichtigste Reformprojekt von Präsident Emmanuel Macron umzusetzen. Das Renteneintrittsalter wird dadurch von 62 auf 64 Jahre erhöht. Die Sorge war, dass doch nicht genügend Abgeordnete der Reform zustimmen. Wegen ihres Vorgehens muss sich die Regierung nun voraussichtlich am Montag einem Misstrauensvotum stellen. Ein Erfolg gilt als wenig wahrscheinlich./evs/DP/mis